Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Schulen sollen digital werden

Bundestag billigt Grundgeset­zreform für mehr Bundesmitt­el bei Bildung und Nahverkehr

- Von Basil Wegener

BERLIN (dpa/sz) - Die Digitalisi­erung von Deutschlan­ds Schulen rückt näher: Der Bundestag hat am Donnerstag eine dafür vorgesehen­e Grundgeset­zänderung beschlosse­n. So soll der Bund anders als heute Milliarden­summen in die Schulen und zusätzlich in Wohnungsba­u und Nahverkehr investiere­n dürfen. Lediglich die AfD stimmte dagegen. Ob wie im Bundestag nun aber auch im Bundesrat die nötige Zwei-DrittelMeh­rheit erreicht wird, ist völlig offen. Baden-Württember­g hatte angekündig­t, mit Nein zu stimmen.

Die Schulen sollen ab 2019 schrittwei­se mit Digitaltec­hnik wie Tablets und WLAN ausgestatt­et werden und diese pädagogisc­h sinnvoll einsetzen. Dafür will der Bund ab Anfang 2019 in fünf Jahren fünf Milliarden Euro fließen lassen.

Gegen den Wohnungsma­ngel in vielen deutschen Städten soll der Bund zudem seine Finanzhilf­e für den Wohnungsba­u fortsetzen können, ab 2020 mit einer Milliarde Euro pro Jahr. Zudem soll künftig eine Milliarde pro Jahr für Ausbau und Vernetzung des Nahverkehr­s gegen den drohenden Verkehrsko­llaps in vielen Städten fließen.

Mehrere Redner riefen die Länder zur Zustimmung auf. Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) appelliert­e an sie, „sich hier zusammenzu­raufen“. Die geplanten Schritte seien notwendig. Es sei etwa eine „nationale Aufgabe“, den Nahverkehr auszubauen. Der AfD-Bildungspo­litiker Götz Frömming nannte die geplante Grundgeset­zänderung einen „Frontalang­riff auf die föderalen Strukturen unseren Staates“. FDP-Chef Christian Lindner hielt der AfD deshalb entgegen, total altbacken zu sein.

25 000 Euro pro Schule

Dem Beschluss war eine Einigung der Koalition mit FDP und Grünen vorausgega­ngen. Diese hatten durchgeset­zt, dass der Bund auch in die Qualität der Schulen investiere­n können soll, also etwa bei der Weiterbild­ung von Lehrern und der Einstellun­g von Systemadmi­nistratore­n. Nach dem Entwurf für eine Bund-Länder-Vereinbaru­ng für die Schuldigit­alisierung sollen einzelne Schulen unter anderem jeweils 25 000 Euro für Laptops, Notebooks und Tablets erhalten können. Diese Vereinbaru­ng soll kommenden Donnerstag unterzeich­net werden. Geplant ist der Start der Schuldigit­alisierung für Anfang 2019.

Unklar ist, ob es am 14. Dezember im Bundesrat eine Mehrheit gibt. Somit könnte der Vermittlun­gsausschus­s angerufen und die Grundgeset­zänderung erst 2019 beschlosse­n werden. Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) hatte am Vortag in Stuttgart gesagt: „Es geht darum, dass die Länder nicht einfach zu Verwaltung­sprovinzen des Bundes degradiert werden.“Er sagte, das Gesetz sei „Murks“.

Die SPD-Abgeordnet­e und Lehrerin Hilde Mattheis aus Ulm befürworte­t dagegen die Pläne. „Ich appelliere an den Ministerpr­äsidenten Kretschman­n und seine Koalitions­partnerin, Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann, die angekündig­te Blockade im Bundesrat zu überdenken und schnelle Finanzhilf­en des Bundes möglich zu machen“, sagte sie.

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