Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

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Bauausschu­ss berät, wie man die Biberacher Altstadt nach heißen Sommertage­n wieder abkühlen kann

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BIBERACH (mag) - Damit die Biberacher Innenstadt nach heißen Sommertage­n in der Nacht wieder abkühlen kann, ist es notwendig, dass frische Kaltluft in die Stadt fließt. Mit einer sogenannte­n Stadtklima­analyse ist nun errechnet worden, ob dies der Fall ist und worauf die Stadt bei künftigen Bauprojekt­en achten muss, damit sie sich nicht ihre Frischluft­schneisen zubaut.

Erstellt worden ist die Stadtklima­analyse als Bestandtei­l des Flächennut­zungsplans für das gesamte Gebiet der Verwaltung­sgemeinsch­aft Biberach, das von Äpfingen im Norden bis nach Mühlhausen im Süden reicht. Bis auf Bereiche der Biberacher Altstadt und stadtnahe Gewerbegeb­iete an der Memminger Straße seien dabei keine ungünstige­n bioklimati­schen Situatione­n festgestel­lt worden, sagte Elke Hipler von der Firma Geo-Net, die die Analyse im Auftrag der Stadt mittels Rechenmode­llen erstellt hat.

Problemati­sch kann es in den genannten Bereichen an heißen Sommertage­n werden, wovon es in diesem Jahr ziemlich viele gab. „Dann haben wir den Effekt der städtische­n Wärmeinsel“, so Hipler. Die Kernstadt heizt sich tagsüber auf und kühlt nachts nicht so schnell ab, weil die kalte Frischluft nicht ungehinder­t in die Stadt hineinströ­men kann. Das könne vor allem bei hitzesensi­blen Menschen, in der Regel ganz jungen und ganz alten, zu gesundheit­lichen Problemen führen, so Hipler.

Umso wichtiger ist es, bei künftigen Bauprojekt­en die Schneisen, durch die Kaltluft aus dem Umland in die Stadt fließen kann, nicht zu verbauen. Wichtig für die Altstadt ist in dieser Hinsicht das Wolfental. Für die bioklimati­sch belasteten Bereiche sind aber auch folgende Maßnahmen sinnvoll: das Pflanzen weiterer Bäume, Grünfläche­n in den Wohnquarti­eren, klimatisch günstige Gebäudetyp­en, sommerlich­er TRAUERANZE­IGEN Wärmeschut­z durch Fassadenod­er Dachbegrün­ung. Die Stadt will diese Themen künftig bei jedem Bauprojekt durchleuch­ten und bewerten, ob und welche dieser Maßnahmen in Betracht kommen. Eine zwingende Verpflicht­ung zur Begrünung von Flachdäche­rn solle es aber nicht geben.

Vom Bauausschu­ss wurde das grundsätzl­ich positiv aufgenomme­n. „In der Altstadt sind die Möglichkei­ten, etwas zu verändern, aufgrund der engen Bebauung und der Stadtbilds­atzung aber eher gering“, sagte Friedrich Kolesch (CDU). Er regte Das Trauerport­al der Schwäbisch­en Zeitung an, dabei auch die hiesige Hochschule mit ihrer Fachkompet­enz einzubezie­hen. Was das Wolfental betreffe, müsse man künftig stärker auf die Gebäudehöh­en achten.

Die vorgeschla­genen Maßnahmen seien sinnvoll, sagte Lutz Keil (SPD). Biberach sei auf einem guten Weg, beim Thema Dachbegrün­ung müsse die Stadt etwas strenger werden, meinte er. Die Kaltluftba­hnen in die Altstadt seien leider nicht mehr so erhalten, „wie wir uns das wünschen“, sagte Magdalena Bopp (Freie Wähler). „Wir müssen jetzt verhindern, dass dort nicht noch mehr gebaut wird.“Bei der Dachbegrün­ung setze ihre Fraktion auf Freiwillig­keit. „Die ist teurer und erfordert Pflegeaufw­and.“Für die Grünen wurde das Thema Flachdach-Begrünung zum Knackpunkt. Josef Weber und Silvia Sonntag hätten diese gerne verpflicht­end verankert gehabt. Für sie war das der Anlass, die aus der Stadtklima­analyse resultiere­nden Maßnahmen abzulehnen.

„Wir wollen keine zwingende Dachbegrün­ung vorschreib­en“, sagte Stadtplanu­ngsamtslei­terin Carola Christ. Sie sei aber eine Möglichkei­t von mehreren.

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GRAFIK: GEO-NET UMWELTCONS­ULTING Je dunkler, desto wärmer: Vor allem die Biberacher Altstadt und die Gewerbeflä­chen an der Memminger Straße (lila eingefärbt) kühlen nach heißen Sommertage­n nicht so schnell ab. Umso wichtiger ist, dass die Leitbahnen für Kaltluft (dunkel- und hellblaue Pfeile) nicht zugebaut werden.
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