Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Bleibt der „Bärengarten“am Rutenfest zu?
Pächter und Ravensburger Rutenfestkommission streiten sich um Geld
RAVENSBURG - Zwischen der Ravensburger Rutenfestkommission und dem Pächter des Traditionslokals „Bärengarten“gibt es erheblichen Streit. Die Vorwürfe sind vielschichtig, in der Summe geht es vor allen Dingen um Geld. Und um die Frage, ob der Biergarten des „Bärengarten“beim Rutenfest 2019 vielleicht ganz geschlossen bleibt.
Ein Rutenfest ohne „Bärengarten“? In Ravensburg ist das undenkbar. Dennoch stehen die Zeichen auf Sturm. Denn die Rutenfestkommission, ein Verein von Ehrenamtlichen, der im Namen und Auftrag der Stadt das Ravensburger Heimatfest ausrichtet, und „Bärengarten“-Pächter Reinhard Klumpp befinden sich derzeit in einer ernsthaften Auseinandersetzung. (Klumpp und der Rechtsanwalt Klaus Baldauf waren mit ihrer Culina OHG auch Pächter des FarnyHotels im Hofgut Dürren).
Klumpp hatte bereits in den vergangenen Jahren durch höhere Bierpreise als sonst auf dem Rutenfest und seine Entscheidung, keinen hiesigen Hopfensaft mehr auszuschenken, manche Ravensburger verärgert. Der Pächter des „Bärengarten“argumentierte stets mit dem wirtschaftlichen Druck, unter dem er als Gastronom am Rutenfest arbeite, unzählige Ravensburger reagierten dennoch sauer und blieben dem Traditionslokal an ihrem Heimatfest fern.
Festplatzbereich erweitert
Nun geht die Auseinandersetzung in die nächste Runde. Der Hintergrund: Aufgrund eines Gerichtsurteils aus dem Jahre 2003, als der Pächter noch Ariel Wagner hieß, wurde dem „Bärengarten“auferlegt, nur noch 300 Sitzplätze unter dem überdachten Außenbereich des Lokals betreiben zu dürfen – auch am Rutenfest. Daraufhin wurde auf Initiative der Rutenfestkommission (RFK) der rechtlich gestattete Festplatzbereich um den Biergarten des „Bärengarten“erweitert. Das heißt: Seither gelten dieselben Regeln für den „Bärengarten“wie für den Rest des Festgeländes. Dazu gehören Sperrzeiten, Auflagen in Hinblick auf Lärm, Verunreinigungen und Sicherheit. Aber auch die Genehmigung, dass sich am Rutenfest bis zu 3500 Menschen (Stehund Sitzplätze) im „Bärengarten“aufhalten dürfen, und nicht nur 300.
Für dieses Entgegenkommen verlangt die Rutenfestkommission vom „Bärengarten“-Pächter Geld zur Finanzierung des Fests. Die Summe ist offiziell nicht bekannt, nach SZ-Informationen liegt sie im Bereich von 20 000 bis 25 000 Euro für die gesamte Dauer. Genau darüber streiten sich im Moment RFK und „Bärengar- ten“-Pächter Reinhard Klumpp. Der Vorwurf der Rutenfestkommission: Klumpp habe lediglich rund 8000 Euro bezahlt. Gleichwohl habe er sich RFK-Biermarken in der Höhe von rund 20 000 Euro erstatten lassen. Die Kosten für den Sicherheitsdienst in dem Lokal, den die RFK auf 12 000 Euro beziffert und dem „Bärengarten“vorschoss, wolle der Pächter ebenfalls nicht bezahlen.
Reinhard Klumpp ist derzeit in Brasilien. Auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“reagiert er per EMail. Er bezeichnet die Aussagen der RFK als „Unwahrheiten“und behält sich daher rechtliche Schritte vor. Wörtlich heißt es: „Es ist falsch, dass nur ein Drittel der vereinbarten Abgabe bezahlt wurde. Wir haben über 20 000 Euro für viereinhalb Tage bezahlt.“Richtig sei hingegen, „dass wir teilweise mit Forderungen gegenüber der Kommission aus dem Vorjahr aufrechnen mussten, weil die RFK mit uns vereinbarte Beträge fast ein Jahr lang nicht beglichen hatte.“
Die Rutenfestkommission stellt das anders dar. Der „Bärengarten“-Pächter habe im Jahr 2017 der RFK FarnyBiermarken im Wert von rund 12 000 Euro gebracht und eine Erstattung des Geldwerts gewünscht. Aufgrund einer juristischen Auseinandersetzung zwischen Klumpp und Farny sei die Kißlegger Brauerei aber nicht bereit gewesen, der RFK dieses Geld zu geben. Die Kommission, die mit diesem Rechtsstreit nichts zu tun hat, sah sich dadurch in Sippenhaft genommen und verweigerte eine Auszahlung dieser Summe an Klumpp. Im Jahr 2018 nahm die RFK von Klumpp keinerlei FarnyBiermarken mehr an.
Nach Aussage von Dieter Graf, dem Chef der Rutenfestkommission, habe der „Bärengarten“angekündigt, den Biergarten am Rutenfest 2019 nicht mehr zu öffnen - außer die RFK oder die Stadt sei bereit zu einem Sponsoring des Betriebs am Ravensburger Heimatfest. Graf will von dieser Idee nichts wissen: „Wir unterstützen den Bärengarten bereits dadurch, dass die Gestattung für den Festplatzbereich auf den Biergarten erweitert wurde und daher dort deutlich mehr Menschen feiern dürfen.“Im Übrigen bezahle jeder andere Zeltbetreiber denselben Sponsoringbetrag an die Kommission, nicht nur der „Bärengarten“. Von diesen Seiten habe es aber zu keiner Zeit ein Murren gegeben.
Da wiederum widerspricht Reinhard Klumpp. Per E-Mail teilt er der „Schwäbischen Zeitung“aus Südamerika mit: „Es ist falsch, dass wir angekündigt hätten, das Rutenfest (Biergarten) 2019 nicht mehr durchzuführen. Wir sagten lediglich, dass wir künftig nur noch wirtschaftlich vertretbare Forderungen der RFK erfüllen werden.“
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