Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Alle überragend
Marc Kuttler hat sich bei Handball-Württembergligist MTG Wangen etabliert
WANGEN - Es ist nicht zuletzt auch die schiere Größe, die Marc Kuttler zu einem ganz besonderen Spieler bei Handball-Württembergligist MTG Wangen macht. Außergewöhnliche 2,10 Meter bringt er aufs Feld. Wenn der 25-Jährige im Rückraum dann sogar noch kraftvoll hochsteigt, ist er in der zweiten, dritten Etage kaum zu halten. Dass er sich in dieser Saison in der Wangener Mannschaft in den Vordergrund gespielt hat, macht Kuttler vor allem an seinem Trainer fest.
Es hat eine Weile gedauert, bis Marc Kuttler in Wangen zu einer der zentralen Figuren geworden ist. Genauer gesagt: bis zu dieser Saison, als mit Gabriel Senciuc ein neuer Coach bei den Allgäuern anheuerte. „Er nimmt sich viel Zeit für jeden einzelnen Spieler“, sagt Kuttler. Jede Trainingseinheit sei, nicht nur für ihn, deshalb wertvoll und bringe ihn weiter. So ist der hünenhafte Rückraumspieler nun endgültig voll und ganz angekommen bei der MTG. Vor vier Jahren ist er hierher gewechselt.
Die Leidenschaft für Handball hat er quasi in die Wiege gelegt bekommen. Beide Eltern haben gespielt; die Mutter durchgehend in Ailingen, der Vater lange in Winterlingen.
Mit dem Bruder in Ailingen gespielt
Für die TSG Ailingen ist Marc Kuttler auf Torejagd gegangen, bis er nach Wangen wechselte. Mit Bruder Manuel mischte er dort die Bezirksklasse auf. Dann kam die Anfrage der MTG, nach einem Probetraining unter dem damaligen Trainer Markus Rosenwirth war alles klar. Gleich mehrere Ligen höher spielen hieß die Herausforderung für Marc Kuttler nun: Baden-Württemberg-Oberliga. Die Umstellung habe am Anfang erstaunlich gut geklappt, erinnert er sich. Doch dann riss gegen den TSV Deizisau das Kreuzband. Zwangspause. Warten und geduldig sein.
Dass er in Wangen richtig ist, habe er gleich gespürt. Er nennt es „ein anderes Energielevel“– im Verein, in der Mannschaft, auf den Zuschauerrängen. Auch mit dem Team hinter dem Team, das er in seiner langen Verletzungspause kennenlernte, verstand sich Kuttler sogleich.
Als er in den Kader zurückkehrte, war Wangen in die Württembergliga abgestiegen. Kuttler kämpfte sich über die zweite Mannschaft zurück. Das war zäh. In der Rückrunde wollte er wieder voll in der ersten Mannschaft angreifen, bekam aber wenig Einsatzminuten. Unterkriegen ließ er sich nicht. Aber erst unter Trainer Gabriel Senciuc entfaltete Kuttler entscheidende Reserven auf dem Handballfeld. Tore wirft er inzwischen auch mal im Dutzend, ob aus dem Rückraum oder am Kreis.
Unverändert geblieben ist dabei sein sehr körperliches Spiel, was bei dieser Körperwucht kein Wunder ist. In jungen Jahren, als er es als Basketballer probierte, brachte er sich immer mal wieder in Foulprobleme. Dann doch lieber Handball, dachte sich Kuttler, der wegen der Nähe zu Friedrichshafen, wo er zur Schule ging, auch mal von Volleyballtrainern angesprochen wurde – und dankend ablehnte.
Die Fokussierung auf den Handballsport hat sich bezahlt gemacht. Für den Wirtschaftsingenieur Kuttler, der sein Studium soeben in Augsburg abgeschlossen hat, geht es richtig voran in Wangen. In dieser Saison ist er – neben Aaron Mayer – eine der prägenden Säulen des Spiels, offensiv wie defensiv. Mayers Ausnahmetalent habe er vom ersten Tag an bewundert, sagt Kuttler: „Ich erinnere mich noch genau, wie Aaron mich auf einem Bierdeckel ausgewackelt hat.“Das gehe ihm noch heute so, sagt Kuttler und lacht. Er weiß: Das geht auch vielen anderen so.
Doch Marc Kuttler weiß auch: Wer gegen die aussichtsreich auf Tabellenplatz vier liegende MTG Wangen spielt, der hat es nicht nur mit Aaron Mayer zu tun, sondern auch mit einem alle überragenden 2,10Meter-Mann, der Rückraum und Kreis unsicher macht.