Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Finanzbeben belastet Basketball-Liga
Vom Vorzeigeclub zum Fast-Insolvenzfall – Was ist bei Brose Bamberg passiert?
BAMBERG (dpa/SID) - Ganz unaufgeregt sollte Arne Dirks bei Brose Bamberg einsteigen. Seinen neuen Posten als Geschäftsführer des früheren Basketball-Serienmeisters tritt er offiziell auch erst zum 1. Januar an. Unruhe herrscht hinter den Kulissen aber längst. Und auf eine Einarbeitung durch Rolf Beyer wird Dirks auch verzichten müssen. Denn der Mann, der sein Vorgänger war, musste sein Büro bei den Oberfranken in einer Blitzaktion räumen. Völlig überraschend hat die Bamberger Basketball GmbH die Zusammenarbeit mit ihrem Alleingeschäftsführer Beyer mit sofortiger Wirkung beendet. Als Grund nannte der neunmalige Meister „finanzielle Unregelmäßigkeiten“. Offenbar waren die Unregelmäßigkeiten sogar so unregelmäßig, dass die Gesellschaft vor einer Insolvenz stand. Auch dies teilten die Bamberger am Mittwochabend mit.
Wie die Oberfranken weiter schrieben, mussten in dieser bedrohlichen Situation Titelsponsor und Vereinspatron einspringen. „Nur durch fortwährende finanzielle Unterstützung durch die Brose Gruppe und den Aufsichtsratsvorsitzenden Michael Stoschek persönlich – außerhalb der erheblichen Sponsoringleistungen – kann die Gesellschaft vor einer Insolvenz bewahrt werden.“Beyer äußerte sich zu dem Vorgang nicht, der studierte Betriebswirtschaftler war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. Bis zum Dienstantritt von Dirks, der seit 2015 Geschäftsführer der Deutschen Volleyball Sport GmbH war, wurde der kaufmännische Geschäftsführer der Brose-Gruppe, Niklas Beyes, zum Geschäftsführer bestellt.
Die Basketball-Bundesliga (BBL) reagierte verwundert. „Es ist nicht nachvollziehbar, dass sie unabgestimmt mit dem ,I-Wort‘ hantieren“, sagte BBL-Geschäftsführer Stefan Holz am Donnerstag. „Wir können das momentan nicht nachvollziehen, uns überrascht der ganze Vorgang. Wir werden Bamberg zu einer Stellungnahme auffordern und dann entsprechend darauf reagieren.“Man müsse sich allerdings auch erst ein umfassendes Bild verschaffen, hieß es.
Das muss auch Arne Dirks tun, in den letzten beiden Dezemberwochen will er sich mit seiner neuen Aufgabe allmählich vertraut machen. Sein Vorgänger wird dann Beyes und nicht Beyer heißen. Geplant war das so nicht, als Ende September der Personalwechsel angekündigt wurde. Beyer wollte den Verein auf eigenen Wunsch verlassen. Über Jahre hatte er als einer der „Macher und Masterminds“(so wird die Führungsriege des Vereins auf der Homepage bezeichnet) gegolten. Brose und den Verein kannte er in- und auswendig.
Ein Jahr zum Konsolidieren
Nach dem Studium hatte Beyer im Dezember 1997 in der Brose-Logistik für Fahrzeugteile in Hallstadt begonnen. Im August 2005 stieg er in die Kaufmännische Leitung auf und übernahm die Führung aller kaufmännischen Funktionen für den Standort und weitere sechs Gesellschaften innerhalb der Brose-Gruppe.
Im Sommer 2014 trat Beyer schließlich die Nachfolge von Wolfgang Heyder in der Geschäftsführung der Bamberger Basketballer an. Damals hatte der Verein nach vier Meisterschaften in Serie das Play-off-Finale der Bundesliga verpasst. Mit Beyer und Trainer Andrea Trinchieri waren die Franken in den folgenden drei Jahren in der Bundesliga wieder nicht zu schlagen.
Das ist längst Vergangenheit. „Wir werden uns 2018/19 konsolidieren“, hat Beyer im Sommer angekündigt und sprach vom Sparen und einem „nicht existenziellen“Problem. Offenbar hat sich die Situation seitdem dramatisch verschlechtert.