Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Advent, Advent, 15 000 Lichtlein brennen
In Wolfegg erstrahlt jedes Jahr eine Gastwirtschaft im Weihnachtsglanz
WOLFEGG - Angefangen hat alles mit zwei Christbäumen. Mittlerweile verwandeln 15 000 Lämpchen das Gasthaus am Schloßberg in Wolfegg von Thomas Herter und Daniel Herter-Madera zu Weihnachten in ein Lichtermeer. Sterne funkeln unter dem Dach, ein Komet zieht vorbei. Früher haben die beiden Wirte dafür 20 Steckdosen gebraucht, mittlerweile ist es nur noch eine.
„Wir haben vor ein paar Jahren auf LED-Lichter umgestellt“, sagt Herter. „Davor sind uns ständig die Sicherungen rausgeflogen.“Der gelernte Elektriker muss schmunzeln, wenn er daran denkt. 5000 Euro haben die neuen Lämpchen gekostet. Das würde sich aber rechnen: Nur noch 0,4 Kilowatt pro Stunde brauche ihre üppige Weihnachtsbeleuchtung, von 17 bis 23 Uhr sind die Lampen an. Umgerechnet macht das rund einen Euro pro Tag. „Dafür ist unsere gewöhnliche Beleuchtung aus.“Die beiden Wirte würden im Monat maximal 30 Euro draufzahlen, die Leuchtreklame im Sommer fresse fast genauso viel Strom. Bevor sie auf LED umgestiegen sind, kostete die Weihnachtsbeleuchtung deutlich mehr. „Damals haben wir ungefähr 450 Euro im Monat bezahlt“, sagt Herter-Madera.
Das Verhalten der beiden Wirte deckt sich mit dem, was die Verbraucherzentrale rät. Mittlerweile würden LED-Lampen nur noch einen Bruchteil von dem verbrauchen, was Glühlämpchen an Lichterketten benötigen. „Das sind noch 10 bis 20 Prozent“, sagt Martin Brandis von der Energieberatung der Verbraucherzentrale. Wer noch mehr sparen will, könne eine Zeitschaltuhr anbringen. „Das macht zum Beispiel Sinn zwischen 24 und 6 Uhr“, so der Experte. Eine Lichterkette mit Glühlämpchen, die durchgehend vom ersten Advent bis zum Dreikönigstag leuchtet, verursache ungefähr 13 Euro an Stromkosten. „Die Anschaffungskosten einer LEDLichterkette sind also, wenn man viel beleuchtet, sehr schnell wieder drin.“
Wie viel Strom in Bad Waldsee tatsächlich für die Weihnachtsbeleuchtung verbraucht wird, lässt sich nicht beziffern. „Die Weihnachtsdekorationen gehören zu unterschiedlichen Zählern“, sagt Ulrich Stark von der EnBW. Haushalte oder Einzelhändler hätten sogenannte Jahresarbeitszähler, die nur eine Gesamtsumme messen: „Die geben keine Auskunft über den Verbrauch zu einem bestimmten Zeitpunkt“, erklärt Stark. Das bestätigt Torsten Höck vom Verband für Energie- und Wasserwirtschaft Baden- Württemberg: „Wir können nicht fassen, wo der Strom gebraucht wird“, erklärt er. Der Gesamtstromverbrauch in der Weihnachtszeit gehe in der Regel sogar zurück. „Das liegt daran, dass in der Weihnachtszeit die Industrie und der Sektor Gewerbe, Handel und Dienstleistungen stillstehen.“Die festliche Weihnachtsbeleuchtung würde zu keinem markanten Stromanstieg führen. Wer dennoch Strom sparen will, solle auf LED umstellen.
So wie die beiden Wirte aus Wolfegg. Herter erinnert sich noch gut an die alte Zeit mit der Glühlämpchenbeleuchtung: „Die ganzen Steckbirnen, ja um Gottes willen“, sagt er, während er sich die Hand an den Kopf schlägt. Zehn Tage hätten sie damals gebraucht, um ihre Weihnachtsdekoration anzubringen. Heute dauert es noch ungefähr drei Tage, bis die Gastwirtschaft im Weihnachtsglanz erstrahlt. Nichts wird dabei ausgelassen, im Garten ist jeder Busch dekoriert. „Das ist wie tätowieren“, sagt Herter-Madera und lacht. „Wenn man einmal anfängt, dann hört man nicht wieder auf.“Bis Anfang Februar gehen jeden Abend die 15 000 Lichter an, dann werden sie wieder eingepackt bis zum nächsten Weihnachtsfest.
„Das ist wie tätowieren. Wenn man einmal anfängt, dann hört man nicht wieder auf“, sagt Daniel Herter-Madera.