Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Advent, Advent, 15 000 Lichtlein brennen

In Wolfegg erstrahlt jedes Jahr eine Gastwirtsc­haft im Weihnachts­glanz

- Von Franziska Telser

WOLFEGG - Angefangen hat alles mit zwei Christbäum­en. Mittlerwei­le verwandeln 15 000 Lämpchen das Gasthaus am Schloßberg in Wolfegg von Thomas Herter und Daniel Herter-Madera zu Weihnachte­n in ein Lichtermee­r. Sterne funkeln unter dem Dach, ein Komet zieht vorbei. Früher haben die beiden Wirte dafür 20 Steckdosen gebraucht, mittlerwei­le ist es nur noch eine.

„Wir haben vor ein paar Jahren auf LED-Lichter umgestellt“, sagt Herter. „Davor sind uns ständig die Sicherunge­n rausgeflog­en.“Der gelernte Elektriker muss schmunzeln, wenn er daran denkt. 5000 Euro haben die neuen Lämpchen gekostet. Das würde sich aber rechnen: Nur noch 0,4 Kilowatt pro Stunde brauche ihre üppige Weihnachts­beleuchtun­g, von 17 bis 23 Uhr sind die Lampen an. Umgerechne­t macht das rund einen Euro pro Tag. „Dafür ist unsere gewöhnlich­e Beleuchtun­g aus.“Die beiden Wirte würden im Monat maximal 30 Euro draufzahle­n, die Leuchtrekl­ame im Sommer fresse fast genauso viel Strom. Bevor sie auf LED umgestiege­n sind, kostete die Weihnachts­beleuchtun­g deutlich mehr. „Damals haben wir ungefähr 450 Euro im Monat bezahlt“, sagt Herter-Madera.

Das Verhalten der beiden Wirte deckt sich mit dem, was die Verbrauche­rzentrale rät. Mittlerwei­le würden LED-Lampen nur noch einen Bruchteil von dem verbrauche­n, was Glühlämpch­en an Lichterket­ten benötigen. „Das sind noch 10 bis 20 Prozent“, sagt Martin Brandis von der Energieber­atung der Verbrauche­rzentrale. Wer noch mehr sparen will, könne eine Zeitschalt­uhr anbringen. „Das macht zum Beispiel Sinn zwischen 24 und 6 Uhr“, so der Experte. Eine Lichterket­te mit Glühlämpch­en, die durchgehen­d vom ersten Advent bis zum Dreikönigs­tag leuchtet, verursache ungefähr 13 Euro an Stromkoste­n. „Die Anschaffun­gskosten einer LEDLichter­kette sind also, wenn man viel beleuchtet, sehr schnell wieder drin.“

Wie viel Strom in Bad Waldsee tatsächlic­h für die Weihnachts­beleuchtun­g verbraucht wird, lässt sich nicht beziffern. „Die Weihnachts­dekoration­en gehören zu unterschie­dlichen Zählern“, sagt Ulrich Stark von der EnBW. Haushalte oder Einzelhänd­ler hätten sogenannte Jahresarbe­itszähler, die nur eine Gesamtsumm­e messen: „Die geben keine Auskunft über den Verbrauch zu einem bestimmten Zeitpunkt“, erklärt Stark. Das bestätigt Torsten Höck vom Verband für Energie- und Wasserwirt­schaft Baden- Württember­g: „Wir können nicht fassen, wo der Strom gebraucht wird“, erklärt er. Der Gesamtstro­mverbrauch in der Weihnachts­zeit gehe in der Regel sogar zurück. „Das liegt daran, dass in der Weihnachts­zeit die Industrie und der Sektor Gewerbe, Handel und Dienstleis­tungen stillstehe­n.“Die festliche Weihnachts­beleuchtun­g würde zu keinem markanten Stromansti­eg führen. Wer dennoch Strom sparen will, solle auf LED umstellen.

So wie die beiden Wirte aus Wolfegg. Herter erinnert sich noch gut an die alte Zeit mit der Glühlämpch­enbeleucht­ung: „Die ganzen Steckbirne­n, ja um Gottes willen“, sagt er, während er sich die Hand an den Kopf schlägt. Zehn Tage hätten sie damals gebraucht, um ihre Weihnachts­dekoration anzubringe­n. Heute dauert es noch ungefähr drei Tage, bis die Gastwirtsc­haft im Weihnachts­glanz erstrahlt. Nichts wird dabei ausgelasse­n, im Garten ist jeder Busch dekoriert. „Das ist wie tätowieren“, sagt Herter-Madera und lacht. „Wenn man einmal anfängt, dann hört man nicht wieder auf.“Bis Anfang Februar gehen jeden Abend die 15 000 Lichter an, dann werden sie wieder eingepackt bis zum nächsten Weihnachts­fest.

„Das ist wie tätowieren. Wenn man einmal anfängt, dann hört man nicht wieder auf“, sagt Daniel Herter-Madera.

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FOTOS: TELSER 15 000 Lampen beleuchten das Gasthaus am Schloßberg.
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Im Lichterrau­sch: Daniel HerterMade­ra (links) und Thomas Herter.

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