Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Bahnhof soll zwei Aufzüge bekommen
Bahn stellt erste Pläne für Modernisierung vor – Stadt finanziert Millionenprojekt mit
AULENDORF - Aufzüge, eine Rampe, neue Dächer, eine hübschere Unterführung und neue Bahnsteige – das sind im Kern die Pläne, um den Aulendorfer Bahnhof zu modernisieren und barrierefreier zu gestalten. Die Bahn hat dem Aulendorfer Gemeinderat nun erste Pläne vorgestellt und Kosten von acht Millionen Euro in den Raum gestellt. Das Bahnhofsgebäude ist dabei noch gar nicht berücksichtigt. Für die Bahn steht offensichtlich folgende Frage im Raum: „Behalten wir das, oder kauft es die Kommune?“
Bahnhöfe zu modernisieren und barrierefrei auszubauen, kostet die Bahn viel Geld, deshalb finanziert und spricht der Bund beim Modernisierungsprogramm der Bahn mit. Dass Aulendorf als Knotenbahnhof laut Angaben der Stadt mit täglich rund 7700 Zugfahrern im derzeitigen Modernisierungsprogramm nicht enthalten ist, hatte vor Ort für Unmut gesorgt. Mittlerweile scheinen sich aber Stadt, Land und Bahn einig, dass die Sanierung des Aulendorfer Bahnhofs dringend geboten ist. Entschieden ist allerdings noch nichts. Bahn und Stadt planen in guter Hoffnung bereits vor, um im Fall des Falles schnell loslegen zu können. Die Zeichen stehen aber offenbar gut. Derzeit laufen die Verhandlungen zwischen dem Land Baden-Württemberg, dem Bund und der Deutschen Bahn über ein neues Modernisierungsprogramm 2019 bis 2028. Mit einer Vereinbarung wird bis zum Sommer 2019 gerechnet. „Aulendorf“, so kündigte Michael Groh, Leiter des Regionalbereichs Südwest der DB Netze, bereits jetzt an, „ist dort sehr gut positioniert.“
Überraschung beim Kostenanteil der Stadt
Eine Voraussetzung für die Modernisierung des Bahnhofs ist indes auch, dass die Stadt sich an den Kosten beteiligt. Das tut sie bereits jetzt bei den Planungen. Kein Wunder also, dass Bürgermeister Matthias Burth gleich zu Beginn wissen wollte, womit die Stadt bei der Umsetzung rechnen könne, und im weiteren Verlauf nachhakte, nachdem vonseiten der Bahn zunächst ausweichende Antworten kamen. Das Problem „kleine Kommune – großer Bahnhof“sei bekannt, der Kostennteil sei so, „dass die Belastung für die Kommune tragbar ist“.
Auch bei den Stadträten wollte man sich damit nicht zufriedengeben. Hans-Peter Reck (CDU) etwa wollte wissen, ob der neue Bahnhofsvorplatz, für den die Stadt derzeit richtig viel Geld in die Hand nimmt, bei den Abstimmungen berücksichtigt werde. Das gelte auch für das Bahnhofs-WC; „Es ist ein Armutszeugnis, dass es über Jahrzehnte kein WC gab und die klamme Stadt Aulendorf in die Bresche springt.“
Die Signale von Bahnseite waren indes recht positiv; es könne ja nicht sein, dass eine Kommune, die schnell bei der Modernisierung gewesen sei und gerade fertig werde, Nachteile habe. Zur Kostenbeteiligung sagte Groh schließlich, 20 Prozent seien so eine Faustregel, „aber das ist zu hoch“– und überraschte Bürgermeister Burth damit dermaßen, dass dieser ungläubig wiederholte: „zu hoch!?“, und nachschob: „Das schreiben wir ins Protokoll.“Offenbar war das Stadtoberhaupt von einem höheren Beteiligungssatz ausgegangen.
Bahnsteige werden wohl 55 Zentimeter hoch
Derzeit stehen Gesamtkosten von rund acht Millionen Euro im Raum. Allerdings geht aus der Sitzungsvorlage hervor, dass es beinahe neun Millionen sind, weil die Bahnsteighöhen auf 55 Zentimeter gesetzt werden statt der zunächst angedachten 76 Zentimeter. Klar ist allerdings, dass die Stadt sich mit 150 000 Euro auch an der jetzt anstehenden zweiten Planungsrunde beteiligt. So hat es der Gemeinderat kurzerhand beschlossen, „sodass Sie gleich morgen wieder an Ihren Schreibtisch sitzen und weiterplanen können“, schickte Burth in Richtung der Bahnvertreter.
Bis der Umbau tatsächlich startet, wird es aber sicher noch einige Zeit dauern; laut Bahn im schlechtesten Fall gute fünf Jahre, es könne ob anstehender Gesetzesänderungen auch etwas schneller gehen. Das Planfeststellungsverfahren, das bislang oft lange Zeit in Anspruch nimmt, könnte demnach beschleunigt werden. Wie es mit dem ebenfalls sanierungswürdigen Bahnhofsgebäude weitergeht, ist indes völlig offen. Die Bahn hat dafür noch kein Konzept.