Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Hufe schallen, Augen strahlen
Der Pferde- und Krämermarkt lockt noch heute nach Bad Schussenried
BAD SCHUSSENRIED - Freitagmorgen, 10 Uhr: Die Pferdehändler sind auf dem Hof der Brauerei Ott zugange. Auch die ersten Besucher des Bad Schussenrieder Pferdemarkts wollen die Tiere aus den Transportern steigen sehen. Kommt ein neuer Anhänger mit den begehrten Rössern, umstellen sie ihn sofort im Halbkreis.
Mit leuchtenden Augen begrüßen die Schaulustigen jedes Tier. Kaum tritt das Pferd mit schallenden Hufen auf die Rampe, beginnen die Zuschauer zu fachsimpeln. Interessiert laufen die Besucher in die Hallen und schauen sich die Pferde genau an. Sie staunen über aufwendig geflochtene Mähnen und Schweife, blicken ihren Favoriten unter die Hufen. Wirkt eines der Pferde scheu, wird es schnell uninteressant für mögliche Käufer.
„Der Charakter des Pferds ist entscheidend“, bestätigt Madlen Kniesel. Zutraulich, anmutig und aufmerksam solle es sein. Wichtig sei dabei, dass jeder Reiter zum Pferd passe und umgekehrt. Elf Rösser präsentiert ihr Familienbetrieb dieses Mal in Bad Schussenried. „Vom Pony, über Freizeitpferde bis zum Sportpferd haben wir alles dabei“, sagt sie. Auf dem Markt haben die Kunden die Möglichkeit, sich mit einem Pferd vertraut zu machen. „Die Anforderung an die Statur der Tiere ist unterschiedlich und muss dem Reiter entsprechen“, sagt sie. Hauptsächlich verkaufe sie Alleskönner, also Pferde, die für den Platz, das Fahren und Ausreiten geeignet sind. Pferde seien heute für viele hauptsächlich Hobby, sagen manche Besucher des Markts.
Georg Mockler ist einer der Besucher, die heute womöglich noch Ernst machen: In seiner Hand hält er den Strick eines Tinkers – ein irisches Kleinpferd. Mit seiner Familie ist Mockler 150 Kilometer aus dem Landkreis Freudenstadt angereist, um auf dem Pferdemarkt dabei zu sein. Gemeinsam diskutieren sie nun, ob sie das neugierige Pferd bei sich aufnehmen wollen. Mocklers Vater war Hufschmied, deshalb spielen Pferde schon immer eine Rolle in seinem Leben und auch der Rest der Familie sei fasziniert von Pferden. „Wie viel ein Pferd kostet, ist unterschiedlich“, sagt er. Zwischen 300 und 25 000 Euro sei alles möglich.
Über die zwei Tage hinweg locke der Markt in Kombination mit dem Krämermarkt mehrere Tausend Besucher an, sagt Jörg Mayerföls, einer der Veranstalter. „Unser Ziel ist es, dass die Leute sagen: ,Schön war es in Schussenried auf dem Pferdemarkt.’“
Zwölf renommierte Händler seien bei diesem 32. Pferdemarkt dabei, berichtet er. Inzwischen liege die Organisation des Markts in den Händen der zweiten Generation. „40 bis 50 Tiere finden in der Regel an den zwei Tagen einen neuen Besitzer“, sagt Mayerföls. Vor allem lerne man sich hier kennen. Für die Händler sei der Markt die Chance, ihren Stall zu bewerben. Die meisten Tiere verkauften sich am zweiten Tag oder in den Tagen und Wochen danach, weiß der Pferdenarr. Um kurz vor 12 Uhr drängen die Besucher auf den Hof, denn der Lastwagen des größten Marktbeschickers, Pferdehandel Maier, kommt an. Die Show beim Ausladen der Tiere ist gut eingeübt und beeindruckt die Zuschauer. Paarweise durchqueren die Tiere anmutig im Trab den Hof. Die ersten interessierten Kunden lassen nicht auf sich warten. Nach dem großen Spektakel geht es für die Besucher zurück in die Hallen, wo sie rege über die Tiere verhandeln.
Der Bad Schussenrieder Pferdeund Krämermarkt ist am Samstag, 1. Dezember, von 9 bis 16 Uhr geöffnet.