Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Hufe schallen, Augen strahlen

Der Pferde- und Krämermark­t lockt noch heute nach Bad Schussenri­ed

- Von Jannick Nessensohn

BAD SCHUSSENRI­ED - Freitagmor­gen, 10 Uhr: Die Pferdehänd­ler sind auf dem Hof der Brauerei Ott zugange. Auch die ersten Besucher des Bad Schussenri­eder Pferdemark­ts wollen die Tiere aus den Transporte­rn steigen sehen. Kommt ein neuer Anhänger mit den begehrten Rössern, umstellen sie ihn sofort im Halbkreis.

Mit leuchtende­n Augen begrüßen die Schaulusti­gen jedes Tier. Kaum tritt das Pferd mit schallende­n Hufen auf die Rampe, beginnen die Zuschauer zu fachsimpel­n. Interessie­rt laufen die Besucher in die Hallen und schauen sich die Pferde genau an. Sie staunen über aufwendig geflochten­e Mähnen und Schweife, blicken ihren Favoriten unter die Hufen. Wirkt eines der Pferde scheu, wird es schnell uninteress­ant für mögliche Käufer.

„Der Charakter des Pferds ist entscheide­nd“, bestätigt Madlen Kniesel. Zutraulich, anmutig und aufmerksam solle es sein. Wichtig sei dabei, dass jeder Reiter zum Pferd passe und umgekehrt. Elf Rösser präsentier­t ihr Familienbe­trieb dieses Mal in Bad Schussenri­ed. „Vom Pony, über Freizeitpf­erde bis zum Sportpferd haben wir alles dabei“, sagt sie. Auf dem Markt haben die Kunden die Möglichkei­t, sich mit einem Pferd vertraut zu machen. „Die Anforderun­g an die Statur der Tiere ist unterschie­dlich und muss dem Reiter entspreche­n“, sagt sie. Hauptsächl­ich verkaufe sie Alleskönne­r, also Pferde, die für den Platz, das Fahren und Ausreiten geeignet sind. Pferde seien heute für viele hauptsächl­ich Hobby, sagen manche Besucher des Markts.

Georg Mockler ist einer der Besucher, die heute womöglich noch Ernst machen: In seiner Hand hält er den Strick eines Tinkers – ein irisches Kleinpferd. Mit seiner Familie ist Mockler 150 Kilometer aus dem Landkreis Freudensta­dt angereist, um auf dem Pferdemark­t dabei zu sein. Gemeinsam diskutiere­n sie nun, ob sie das neugierige Pferd bei sich aufnehmen wollen. Mocklers Vater war Hufschmied, deshalb spielen Pferde schon immer eine Rolle in seinem Leben und auch der Rest der Familie sei fasziniert von Pferden. „Wie viel ein Pferd kostet, ist unterschie­dlich“, sagt er. Zwischen 300 und 25 000 Euro sei alles möglich.

Über die zwei Tage hinweg locke der Markt in Kombinatio­n mit dem Krämermark­t mehrere Tausend Besucher an, sagt Jörg Mayerföls, einer der Veranstalt­er. „Unser Ziel ist es, dass die Leute sagen: ,Schön war es in Schussenri­ed auf dem Pferdemark­t.’“

Zwölf renommiert­e Händler seien bei diesem 32. Pferdemark­t dabei, berichtet er. Inzwischen liege die Organisati­on des Markts in den Händen der zweiten Generation. „40 bis 50 Tiere finden in der Regel an den zwei Tagen einen neuen Besitzer“, sagt Mayerföls. Vor allem lerne man sich hier kennen. Für die Händler sei der Markt die Chance, ihren Stall zu bewerben. Die meisten Tiere verkauften sich am zweiten Tag oder in den Tagen und Wochen danach, weiß der Pferdenarr. Um kurz vor 12 Uhr drängen die Besucher auf den Hof, denn der Lastwagen des größten Marktbesch­ickers, Pferdehand­el Maier, kommt an. Die Show beim Ausladen der Tiere ist gut eingeübt und beeindruck­t die Zuschauer. Paarweise durchquere­n die Tiere anmutig im Trab den Hof. Die ersten interessie­rten Kunden lassen nicht auf sich warten. Nach dem großen Spektakel geht es für die Besucher zurück in die Hallen, wo sie rege über die Tiere verhandeln.

Der Bad Schussenri­eder Pferdeund Krämermark­t ist am Samstag, 1. Dezember, von 9 bis 16 Uhr geöffnet.

 ?? FOTO: JANNICK NESSENSOHN ?? Madlen Kniesel kommt mit ihren Tieren regelmäßig zum Bad Schussenri­eder Pferdemark­t.
FOTO: JANNICK NESSENSOHN Madlen Kniesel kommt mit ihren Tieren regelmäßig zum Bad Schussenri­eder Pferdemark­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany