Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Frauenanteil: Spangenberg appelliert an alle Parteien
Grünen-Kommunalpolitiker ist allerdings nach Wangener CDU-Nominierung für den Kreistag skeptisch
WANGEN/KREIS RAVENSBURG (sz/ jps) - Droht im künftigen, im Mai 2019 zu wählenden neuen Kreistag erneut ein deutlicher Männerüberschuss? Dies befürchtet zumindest Siegfried Spangenberg. Der Wangener Stadt- und Kreisrat von GOL beziehungsweise den Grünen kritisiert in diesem Zusammenhang das (bisherige) Aufstellungsprozedere der anderen Parteien – und namentlich das jüngste Ergebnis der CDU-Kandidatennominierung im Wahlkreis Wangen, Amtzell, Achberg.
In den vergangenen Wochen und Monaten ist von verschiedenen Seiten aktiv um einen höheren FrauenAnteil in den kommunalpolitischen Gremien der Region geworben worden. Zum einen von der überparteilichen Initiative „Bora“. Darin haben sich kommunalpolitisch aktive Frauen aus den Landkreisen Ravensburg und Bodensee zusammengefunden und mit einem Veranstaltungsreigen um und für mehr Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts in den Kreistagen, Gemeinde- und Ortschaftsräten geworben. Zum anderen gab es zuletzt eine entsprechende Veranstaltung des Landratsamts.
Darüber hinaus hatten zwei Frauen aktuell bei einem allgemeinen Informationsabend der Behörde zur Kreistagswahl (abermals) den geringen Frauenanteil in den hiesigen Parlamenten beklagt, darunter die Wangener Freie-Wähler-Stadträtin Ingrid Detzel. Detzel ist bei „Bora“aktiv und hat angekündigt, sich von den Freien Wählern für den Kreistag aufstellen lassen zu wollen. Zu ihrer Forderung nach einem höheren weiblichen Anteil bemerkt ihr GOL-Stadtratskollege Siegfried Spangenberg: „Richtig so!“Allerdings müsse sich dann „vor allem das Verhalten der CDU und der FWV bei der Nominierung ihrer Kandidatinnen und Kandidaten grundlegend ändern“, schreibt er in einer Stellungnahme.
Danach sieht es nach Einschätzung Spangenbergs derzeit allerdings „überhaupt nicht aus“. Der Grünen-Politiker macht dies fest am jüngsten Ergebnis der CDU-Kreistagsbewerber-Nominierung im Wahlkreis Wangen, Amtzell, Achberg: „Auf den ersten fünf Plätzen haben sich fünf Männer durchgesetzt. Die Platzhirsche rangeln um ihre Position. Erst auf Platz sechs und sieben kommen die beiden einzigen Frauen auf der Liste der CDU, obwohl sie im Foto der Partei werbewirksam im Zentrum platziert sind.“
In diesem Zuge rechnet Spangenberg vor: Fünf der neun Frauen im Kreisparlament stelle allein die elfköpfige Fraktion der Grünen. Alle anderen in dem Gremium vertretenen politischen Gruppierungen und Fraktionen – CDU, Freie Wähler, SPD, ÖDP, FDP und Linke – hätten zusammen die restlichen vier in den aktuellen Kreistag geschickt. Den Grund für diesen Vorsprung der Grünen sieht der Wangener in dem Nominierungsverfahren seiner politischen Farben: Sie stellten auf den ungeraden Plätzen der Kandidatenlisten – zum Beispiel eins, drei und fünf – Frauen auf. Damit seien ihnen „mindestens die gleichen Chancen wie den Männern“auf einen Einzug in die Gremien garantiert.
Deshalb appelliert Spangenberg jetzt an die kandidierenden Parteien und Listen in allen zehn Kreistagswahlkreisen, „Frauen auch einmal auf Platz eins ihrer Liste zu setzen“. Dem Kreistag täte dies gut. Das hätten die neun gewählten Frauen in der jetzigen Wahlperiode bewiesen. Der Kreistag hat übrigens insgesamt 72 Mitglieder.