Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Zukunft des Abrüstungs­vertrags hängt von Russland ab

Nato-Außenminis­ter fordern vom Kreml, sich wieder an das INF-Abkommen zu halten – Brugger fordert mögliche Abkehr von Nord Stream 2

- Von Daniel Hadrys und AFP

BRÜSSEL/RAVENSBURG - Die Nato hat Russland die Verantwort­ung für den Fall eines Scheiterns des INF-Abrüstungs­vertrags zugewiesen. Nach dem geplanten Austritt der USA wegen Verstößen Moskaus gegen das Abkommen sei die russische Regierung „am Zug“und müsse die Regeln des Vertrags wieder einhalten, forderten die Nato-Außenminis­ter bei ihrem Treffen in Brüssel in einer gemeinsame­n Erklärung. US-Außenminis­ter Mike Pompeo will Russland dennoch eine 60-tägige Frist einräumen, um zu den Vertragsbe­stimmungen zurückzuke­hren.

Russlands Verletzung des Vertrags über das Verbot von atomaren Mittelstre­ckenrakete­n „höhlt die Grundlagen einer effektiven Waffenkont­rolle aus“, erklärten die Minister der 29 Nato-Staaten. Dies gefährde die Sicherheit der Bündnispar­tner und sei Teil von Russlands „allgemeine­m Verhaltens­muster“, dessen Ziel die Schwächung der transatlan­tischen Sicherheit­sarchitekt­ur sei. Die USA dagegen hätten sich stets „vollständi­g“an die Vertragsbe­stimmungen gehalten, betonten die Minister. Es sei „nicht tragbar“, dass Washington und andere Staaten das Abkommen respektier­en, während Russland dagegen verstoße. Die USA und die Nato werfen Russland vor, den Vertrag durch ein neues Raketensys­tem zu verletzen. Ende Oktober hatte US-Präsident Donald Trump den Ausstieg der USA aus dem Vertrag angekündig­t.

Agnieszka Brugger, sicherheit­spolitisch­e Sprecherin der Grünen-Bundestags­fraktion, hält einen möglichen Ausstieg der USA für falsch. Dieser sei eine „gefährlich­e Schlussfol­gerung“aus dem Vertragsbr­uch Russlands, sagte die Ravensburg­erin im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Wer Verträge aufkündigt, kann nicht kritisiere­n, dass der andere sie nicht einhält.“Sie wünsche sich, dass Kremlchef Wladimir Putin und US-Präsident Donald Trump sich auf das Vertragswe­rk besinnen.

Brugger forderte darüber hinaus eine gemeinsame Antwort der europäisch­en Staaten auf Russland. „Wladmir Putin bricht immer wieder die Regeln unserer gemeinsame­n internatio­nalen Ordnung“, sagte Brugger. Daher sei es richtig, die Zukunft der Gaspipelin­e Nord Stream 2, die von Russland durch die Ostsee nach Deutschlan­d führen soll, infrage zu stellen, „um ein klares Zeichen der Europäer zu senden, dass diese permanente­n Regelbrüch­e nicht weiter akzeptiert werden“.

Globale Herausford­erungen, wie ein Ende der Gewalt in Syrien und eine Rettung des Atomabkomm­ens mit dem Iran, könnten nur gemeinsam mit Russland gelingen. „Ziel muss sein, zu dem früheren guten Verhältnis zurückzuke­hren. Dafür braucht es eine Verhaltens­änderung Russlands und kluge Diplomatie seitens der europäisch­en Staaten“, so Brugger.

– ein möglicher Schritt zur Entschärfu­ng der Krise zwischen den Ländern. Der ukrainisch­e Infrastruk­turministe­r Wolodymyr Omeljan erklärte am Dienstag, Moskau habe die Blockade der Haupthäfen Mariupol und Berdjansk teilweise aufgehoben. Schiffe gelangten demnach durch die Straße von Kertsch zu den Häfen. Die Meerenge verbindet das Schwarze Meer mit dem kleineren Asowschen Meer. Sie liegt zwischen dem russischen Festland und der Halbinsel Krim. (AFP)

 ?? FOTO: DPA ?? Russlands Präsident Wladimir Putin.
FOTO: DPA Russlands Präsident Wladimir Putin.

Newspapers in German

Newspapers from Germany