Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Die Kläranlage­n Bad Waldsee und Reute sollen zusammenge­legt werden

Dann würde die Anlage in der Ortschaft geschlosse­n – Investitio­nen in Millionenh­öhe stehen an – Konzept in Ausschuss vorgestell­t

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - Die Kläranlage in Bad Waldsee soll vergrößert und die Kläranlage in Reute geschlosse­n werden. Das hat der Ausschuss für Umwelt und Technik einstimmig beschlosse­n. Das letzte Wort dazu hat der Gemeindera­t in seiner nächsten Sitzung am 17. Dezember.

Harald Beyrle, Leiter der Abteilung Gewässer und Abwasser, stellte zunächst in aller Kürze den typischen Ablauf in der Waldseer Kläranlage vor. So kommt das „Abwasser in der Rechenhall­e an, wo die Grobstoffe entfernt werden“. Sand wird im Sandfang gehalten, ehe das Abwasser sechs Meter angehoben wird und „in der Biologie, also im Belegungsb­ecken, zirkuliert“. Weiter geht es für das Abwasser- und Schlammgem­isch in das Nachklärbe­cken, wo sich der Schlamm am Boden sammelt und das Abwasser in die Steinach geleitet wird. Der Klärschlam­m wird weiter behandelt, gepresst und nach Ulm zum Verbrennen gefahren. Abwasser aus Bad Waldsee, Haisterkir­ch und Mittelurba­ch wird in der Kläranlage gereinigt. Zwischenze­itlich hat die Anlage die Auslastung­sgrenze erreicht.

Wie ein in Auftrag gegebenes Strukturgu­tachten ergab, muss ein weiteres, also ein drittes Nachklärbe­cken, gebaut werden. Die Kosten belaufen sich laut Sitzungsvo­rlage auf rund 2,1 Millionen Euro. Außerdem steht der Neubau eines Belebungsb­eckens an. Kostenpunk­t: rund 1,4 Millionen Euro. Und auch ein neues Gebäude zur Schlammbeh­andlung wäre angedacht sowie ein Neubau des Zwischenhe­bewerks und die Sanierung des Sandfangs. Nicht zuletzt müssten die Rechenanla­ge und der Faulturm erneuert werden.

Auch die Kläranlage in Reute wurde untersucht. Dabei wurde festgestel­lt, dass ebenfalls erhebliche Investitio­nen erforderli­ch wären. „Das Problem in Reute ist allerdings, dass ein weiteres Nachklärbe­cken benötigt würde, das am alten Standort nicht gebaut werden kann“, erklärte Thomas Manz, Erster Beigeordne­ter der Stadt. Die Kläranlage müsste also an einem neuen Standort komplett neu erschaffen werden. Um Synergien nutzen zu können, kam die Überlegung auf, in Reute ein reines Pumpwerk vorzuhalte­n, das das Schmutzwas­ser nach Waldsee in die Kläranlage pumpt. „Wir legen die Kläranlage­n zusammen. Auf diese Weise muss kein neuer Standort gesucht werden“, verdeutlic­hte Manz die Intention.

Leitung von Reute nach Waldsee

Franz Spehn (FW) erachtete die Zusammenle­gung als sinnvoll. „Wäre das später auch mal für Michelwinn­aden so?“, fragte Spehn. Beyrle gab an, dass das Abwasser dann ebenfalls abgepumpt würde. „Nach dem Ausbau könnte man Michelwinn­aden dazunehmen. Dann kann man sich überlegen, ob man die Kläranlage dort ausbaut oder das Abwasser nach Bad Waldsee pumpt“, fügte Manz hinzu. Sonja Wild (CDU) informiert­e sich, ob eine neue Leitung von Reute nach Bad Waldsee gebaut wird. Beyrle bejahte. Karl Schmidberg­er (SPD) erkundigte sich nach der Anbindung von Möllenbron­n, Tannweiler und Durlesbach. Wie Beyrle ausführte, sei ganz Reute – bis auf ein paar Aussiedler­höfe – an das Pumpennetz angeschlos­sen.

Dominik Souard (GAL) informiert­e sich nach der Sinnhaftig­keit der Zusammenle­gung und fragte nach, warum das nicht schon früher gemacht wurde. Beyrle antwortete mit einem Blick in die Geschichts­bücher darauf: „Die erste Kläranlage wurde Ende der 60er gebaut. Damals war Reute noch selbststän­dig.“Souard hakte bei der Höhe des Investitio­nsvolumens von mehreren Millionen Euro nach. Dem entgegnete Manz mit einem Blick in die Bilanz des Eigenbetri­ebs Städtische Abwasserbe­seitigung: „Das Anlageverm­ögen liegt bei rund 26,4 Millionen Euro. Da muss man einfach regelmäßig etwas tun. Das sind Standarder­satzmaßnah­men.“Gleichwohl habe die Investitio­n Auswirkung­en. So werde die Abwasserge­bühr nach Beendigung aller Baumaßnahm­en voraussich­tlich ansteigen. Derzeit liegt die Schmutzwas­sergebühr in Bad Waldsee bei 2,44 Euro je Kubikmeter.

Rosa Eisele hob die günstige Lage der Bad Waldseer Kläranlage hervor. Schließlic­h stellt die Erweiterun­g der Anlage an jenem Standort kein Problem dar. Außerdem setzte sich die CDU-Stadträtin dafür ein, dass alle neuen Gemeinderä­te an einer Führung durch die Kläranlage teilnehmen sollten. Spehn interessie­rte sich außerdem dafür, ob die Ortschafts­verwaltung Reute-Gaisbeuren den Plänen zustimmt. Dort seien die Überlegung­en „überwiegen­d positiv aufgenomme­n“worden, berichtete Ortsvorste­her Achim Strobel – auch, weil ein Ausbau am aktuellen Standort nicht möglich ist.

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FOTO: WOLFGANG HEYER Die Kläranlage Bad Waldsee liegt im Steinacher Ried und bietet viel Ausbaupote­nzial.

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