Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Caritas-Projekt: Leutkirch bittet „herein“

Gemeindera­t gibt grünes Licht für die Beteiligun­g an Wohnraumof­fensive

- Von Simon Nill

LEUTKIRCH - Die Stadt Leutkirch beteiligt sich an der Wohnraumin­itiative „Herein“der Caritas Bodensee-Oberschwab­en. Das haben die Stadträte am Montag beschlosse­n. Ziel des Projektes ist es, Wohnraum für einkommens­schwache Menschen zu gewinnen. Für die Vermieter soll der Aufwand und das Risiko so gering wie möglich gehalten werden, erklärt Christian Mayer von der Caritas. Der Plan sieht vor, in Leutkirch zunächst zehn Wohnungen anzumieten.

Wie Mayer ausführt, gebe es in Leutkirch, wie auch in anderen Städten, zahlreiche Wohnungsei­gentümer, die ihre Räume nicht mehr vermieten wollen. Die Folge sind Leerstände. Grund dafür seien in einigen Fällen schlechte Erfahrunge­n mit Mietern. Vor allem solche Wohnungsbe­sitzer möchte die Caritas mit ihrer Initiative erreichen. Um ihnen mehr Sicherheit bei der Vermietung zu geben, will der Verband selbst als Zwischenmi­eter auftreten, um die Fläche dann wiederum an einkommens­schwache Menschen zu vergeben. „Die Caritas ist der Garant für die Eigentümer“, so Mayer. Auch in anderen Städten im Raum Bodensee-Oberschwab­en ist der Verband mit dem Projekt bereits aktiv.

Die Mietverträ­ge im Rahmen der Initiative „Herein“– der Begriff steht für Herberge und eintreten – werden zunächst nur auf einige Jahre befristet abgeschlos­sen. Sofern Vermieter und Mieter gut miteinande­r auskommen, soll das Mietverhäl­tnis anschließe­nd dann direkt abgeschlos­sen werden. Zusätzlich begleitet die Caritas die einkommens­schwachen Bürger in Form einer Sozialbetr­euung. Das Konzept sieht zudem vor, solchen Vermietern unter die Arme zu greifen, die Unterstütz­ung bei der Sanierung von geeignetem Wohnraum benötigen. Den Umbau-Aufwand würden vor allem ältere Menschen häufig scheuen.

Kosten fallen an

Die Verwaltung der von der Caritas künftig angemietet­en Wohnungen soll durch einen „profession­ellen Wohnraumve­rwalter“erfolgen. Die Kosten dafür – jährlich 430 Euro pro Wohnung – trägt die Stadt Leutkirch. Zusätzlich bezahlt die Kommune einmalig 1200 Euro pro Wohnung. Mit diesem Geld will die Caritas eine Rücklage bilden, um beispielsw­eise Reparature­n oder Mietausfäl­le abdecken zu können. Wurde der Betrag nach dem Ende des Mietverhäl­tnisses nicht gebraucht, soll er an die Stadt Leutkirch zurückbeza­hlt werden.

Lobende Worte für das Konzept gab’s in der Gemeindera­tssitzung von Stadträtin Hedwig Seidel-Lerch. Sie ist froh, dass an die Beteiligun­g der Stadt Leutkirch „jetzt ein Knopf drankommt“. Von Christian Mayer will sie unter anderem wissen, welchen Einfluss die Caritas auf die Miethöhe hat. „Wir orientiere­n uns an werteorien­tierten Eigentümer­n“, entgegnet der Sozialpäda­goge. Die Miete müsse festgelegt­en Richtlinie­n entspreche­n und dürfe eine gewisse Höhe nicht übersteige­n.

Auf welchen Zeitraum die Mieten befristet sind, will derweil Stadtrat Waldemar Westermaye­r (CDU) wissen. Die Antwort: Für Eigentümer gilt eine Befristung auf fünf Jahre, für Untermiete­r auf drei Jahre und für Flüchtling­e auf zwei Jahre. Für Walter Braun (Freie Wähler) stellt sich die Frage, welchen finanziell­en Beitrag die Caritas beim Konzept leistet. Wie Christian Mayer ausführt, stelle der Verband 1,65 Personalst­ellen für die Betreuung der Vermieter und Mieter zur Verfügung und trage zudem ein finanziell­es Risiko, sollten die von den Kommunen entrichtet­en Rücklagen für Wohnungsre­paraturen nicht ausreichen.

Steigende Obdachlosi­gkeit

Von einer „guten und löblichen Initiative“sprach am Montag Oberbürger­meister Hans-Jörg Henle. Aus Sicht der Stadtverwa­ltung biete das Angebot der Caritas eine gute Möglichkei­t, Wohnraum für einkommens­schwache Leutkirche­r zu schaffen. Diese Personengr­uppe ist laut Sitzungsvo­rlage für die Gemeindera­tssitzung häufiger von Obdachlosi­gkeit bedroht und müsse dann in städtische­n Unterkünft­en untergebra­cht werden. Dort stehe allerdings häufig kein ausreichen­der und geeigneter Wohnraum zur Verfügung.

Derzeit leben 51 Menschen in den städtische­n Obdachlose­nunterkünf­ten. Auffällig ist laut Verwaltung, dass in den vergangene­n Monaten zunehmend Bürger untergebra­cht werden müssen, die keine für sie bezahlbare Wohnung finden, obwohl sie einen festen Arbeitspla­tz haben.

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ARCHIVFOTO: MAUCH Leutkirch ist Teil der Wohnraumof­fensive der Caritas.

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