Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Die Vergangenheit und das Heute
Neuer Buchau-Kalender stellt alten Postkartenansichten aktuelle Aufnahmen gegenüber
BAD BUCHAU - Er ist Kalender und Bildband in einem – und in seiner neuen Auflage sogar eine Art Geschichtsbuch: „Bilder-Bad-Buchau“, der neue Buchau-Kalender ist da. Und für 2019 warten Fotograf Klaus Weiss, August und Sebastian Sandmaier nicht nur mit zwölf, sondern sogar mit 24 Bilderbuchseiten des Federseestädtchens auf, diesmal unter dem Titel „Alte Postkarten neu fotografiert!“
Nach mittlerweile sechs Kalendern sind Klaus Weiss und die Brüder Sandmaier vom Federsee-Verlag ein eingespieltes Team und die Ideen gehen ihnen so schnell wohl nicht aus. Einen ganz entscheidenden Beitrag hat diesmal jedoch auch KarlHeinz Kleinau geleistet. „Er hat eines der umfangreichsten Postkartenarchive zu Bad Buchau und Umgebung“, erklärt August Sandmaier. Eine wahre Fundgrube für die Kalender-Macher! Drei Mappen voll mit Buchauer Motiven hat Kleinau den Sandmaiers zur Verfügung gestellt. Sie hatten dann die Qual der Wahl und SZ-Fotograf Klaus Weiss die Aufgabe, die ausgewählten Postkartenansichten in ihrer heutigen Gestalt noch einmal zu fotografieren.
Das war nicht immer ganz einfach, berichtet Weiss. Denn die Kalender-Macher hatten den Anspruch, nach Möglichkeit dieselbe oder zumindest eine ähnliche Perspektive abzubilden. Um den Blick der Vergangenheit auf das Heute zu richten, Alt und Neu gegenüberzu stellen. Doch mal verstellten größer gewordene Bäume die Sicht, mal hatte sich der Standort baulich verändert. Häufig griff der Buchauer Fotograf auf seine Kamera-Drohne zurück, um aus der Vogelperspektive auf die sich stetig wandelnde Stadt zu blicken.
Deutliche Veränderungen
Denn nichts bleibt wie es ist, das führt der Kalender sehr eindrücklich vor. Manchmal springen die Veränderungen sofort ins Auge: die Aufnahmen von Kappel zeigen hier ein idyllisches Dörfchen mit Heumännchen im Vordergrund, dort einen gepflegten Stadtteil, in dem sich Neubauten unter alte Häuser mischen. Zuweilen scheint jedoch die Zeit stillgestanden zu sein, muss man schon genauer hinschauen: Im August ist zweimal das Schwimmbad zu sehen, zweimal ein Springer am Dreimeterturm – und erst auf den zweiten Blick nimmt der Betrachter die Hochhäuser wahr, die sich, anders als in der Schwarz-Weiß-Aufnahme, in der aktuellen Ansicht im Hintergrund erheben.
Wer seine Stadt kennt und liebt, dürfte beim Vergleich Früher-Heute viele solcher spannender Details entdecken: die Kreuzigungsgruppe an der Plankentalkapelle, die heute vor der Stiftskirche steht; das Marienheim, das im Laufe der Jahre um ein Stockwerk gewachsen ist; die Kappler Kirche, die ursprünglich ihr Mauerwerk offen zur Schau trug.
Oder auch der alte Markplatz – eine Postkarte aus der Zeit des Dritten Reiches – mit den beiden Tanksäulen, an die sich August Sandmaier senior noch gut erinnern kann. Mit fünf Litern konnten die Autofahrer ihr Fahrzeug hier betanken, wenn sie die Pumpe betätigten. Und später, ergänzen die Sandmaier-Söhne, sei der Marktplatz dann zur „großen Showbühne“geworden, wenn die PS-Poser vor den Mädels ihre Runden drehten. Eine Prise Nostalgie dürfte also ebenfalls aufkommen, wenn man so durch Seiten und Monate blättert. „Für die Alten in Buchau ist der Kalender interessant“, glaubt deshalb August Sandmaier senior – „und die Jungen sollen auch ruhig wissen, wie es früher ausgesehen hat“.
„Bilder-Bad-Buchau“ist im Federsee-Verlag erschienen und kostet 16 Euro. Erhältlich ist der Kalender in Bad Buchau bei Schreibwaren Lutz, der Tourist-Info Bad Buchau oder direkt bei Foto Weiss, Hauptstraße 23, und beim FederseeVerlag, Am Marktplatz 13.