Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Markus Mauthe hat die „Ränder der Welt“besucht

Film zeigt Reisen des Friedrichs­hafener Fotografen zu indigenen Volksgrupp­en und wirbt für mehr Nachhaltig­keit

- Von Christina Mikalo ●» Bad Saulgau Friedrichs­hafen Konstanz Markdorf Ravensburg Ulm www.cineplex.de Wangen im Allgäu Friedrichs­hafen

FRIEDRICHS­HAFEN - Markus Mauthe hat schon viel gesehen. Seit 30 Jahren reist der gebürtige Häfler als Naturfotog­raf um die ganze Welt. Am Dienstag war er jedoch in seiner Heimatstad­t Friedrichs­hafen – aus gutem Grund. Das Cineplex hat seinen Film „An den Rändern der Welt“gezeigt.

Zum ersten Mal hat ein Filmteam Mauthe bei einem seiner Projekte begleitet. Und zum ersten Mal hat er sich nicht die Natur, sondern Menschen als Fotomotive ausgesucht – Angehörige indigener Volksgrupp­en. Sie hat der Fotograf in vier Lebensräum­en – Wasser, Eis, Wald und Grasland – besucht. „Mir war wichtig, die Vielfalt der menschlich­en Kultur zu zeigen“, sagt der 49-Jährige. Dafür hat er viel in Kauf genommen: Ganze drei Jahre war Mauthe unterwegs. Während dieser Zeit hat er 13 Expedition­en unternomme­n und ist zu 22 Volksgrupp­en gereist, um Menschen zu fotografie­ren, die zum Teil bereits seit Jahrtausen­den im Einklang mit der Natur leben.

So ist aus Mauthes Reisen neben einer Live-Reportage und einem Bildband auch die rund 90-minütige Dokumentat­ion entstanden, die am Dienstag in einem ausverkauf­ten Kinosaal gezeigt wurde.

„Der Film präsentier­t mein Projekt aus einer anderen Perspektiv­e“, sagt Mauthe zu Beginn der Vorführung. Anstatt wie in seinen Vorträgen über seine Arbeit zu erzählen, schweigt der Fotograf in den Szenen, die es auf der Leinwand zu sehen gibt, meist. Zu Wort kommen stattdesse­n die Menschen, die er getroffen hat. Mauthe hält das für wichtig, um „denen eine Stimme zu geben, die ansonsten kaum gehört werden“. Dies entspricht auch dem Wunsch einiger Menschen indigener Herkunft, mit denen der Fotograf für sein Projekt gesprochen hat. „Teilweise haben mich die Leute um Hilfe gebeten“, sagt Mauthe, der mit seiner Frau eine Kakao-Plantage in Brasilien betreibt. „Sie sagten zu mir: Erzähl’ der Welt, was mit uns passiert.“In solchen Momenten, berichtet Mauthe, habe er „wirklich Tränen in den Augen“gehabt.

Globalisie­rung verändert

Das Schicksal der Menschen, die er an den Rändern der Welt besucht hat, geht dem Fotografen nah. Ihm zufolge werden Entscheidu­ngen von Regierunge­n und Konzernen oft über die Köpfe indigener Volksgrupp­en hinweg getroffen. Viele von ihnen müssen heute mit den Folgen der Globalisie­rung leben, an deren Entstehung sie nicht beteiligt gewesen sind.

Der Film zeigt, wie das die Lebensweis­e vieler Gruppen verändert. Beispielsw­eise streben mittlerwei­le die in Äthiopien lebenden Mursi danach, ein Leben nach westlichen Standards zu führen: Auch sie wollen Geld verdienen, um sich Konsumgüte­r leisten zu können. Einige machen ihre Lebensart deshalb zur Einnahmequ­elle.

Gegenüber Touristen zeigen sich Mursi-Frauen in traditione­ller Kleidung – dazu gehört ein großer, in die Unterlippe eingesetzt­er Lippentell­er. Obwohl die Frauen diesen im Alltag ansonsten kaum noch tragen, posieren sie für Touristen-Fotos mit ihm. Für das Motiv verlangen sie eine Bezahlung, die viele von ihnen für Kalaschnik­ows und Schnaps ausgeben.

Für Markus Mauthe zeigen solche Entwicklun­gen, dass der Kapitalism­us inzwischen auch zu denjenigen vorgedrung­en ist, die gleichzeit­ig noch am weitesten von ihm entfernt leben. Denn nach wie vor behalten die Mursi – wie auch viele andere indigene Volksgrupp­en – ihre Traditione­n und Bräuche bei. So trinken sie zum Beispiel immer noch das Blut ihrer Rinder, das eine proteinrei­che Nahrung darstellt.

„Schon immer haben sich Kulturen gewandelt“, sagt Markus Mauthe. Ohne den Tourismus gehe es vielen Indigenen heute deutlich schlechter, schiebt er hinterher. Viele haben inzwischen Zugang zu Bildung und Arbeit. Trotzdem dürfe nicht übersehen werden, dass indigene Menschen es in der globalisie­rten Welt schwer haben, sich zu behaupten – denn nicht nur ihre Kulturen, sondern auch ihre Lebensräum­e verändern sich durch die Folgen der Globalisie­rung.

Zu spüren bekommen das laut Mauthe zum Beispiel die Awá, die im östlichen Amazonasge­biet wohnen. Nur noch etwa 355 soll es von ihnen geben, und einige der Nomaden hatten noch nie Kontakt zur Außenwelt. Markus Mauthe hatte, wie er selbst sagt, Glück, mit mehreren Awá-Familien durch den Regenwald wandern zu dürfen. Dabei hat er erlebt, dass die Gruppen immer noch wie vor Tausenden von Jahren leben: im Einklang mit dem Tropenwald, ohne ihn zu zerstören.

„An den Rändern der Welt“ist im Cineplex Friedrichs­hafen noch zweimal zu sehen: am Sonntag, 16. Dezember, um 11.45 Uhr und am Mittwoch, 19. Dezember, um 18.30 Uhr. Karten für die Vorstellun­gen gibt es online unter High Five, Main Floor: Blackmusic & House Music, Mausefalle, MartinStau­d-Str. 12, 22 Uhr

O-Fete, Black, House, Electro Charts, Club Metropol, Fallenbrun­nen 17, HES & DHS, 23 Uhr

Salsa Party, DJ Jonny, Berry's, Reichenaus­tr. 204, 22.30 Uhr

Neon Party, Lemon Beat Club, Riedheimer Str. 2, 23 Uhr

Clubnight, Black, House, Partytunes und Disco, Kantine, Am Alten Gaswerk 1, 22 Uhr

Top Dan & Friends, 1, 22 Uhr

Myer's, Lautenberg

Stadl-Club-Night, mit DJ Mario Bosio, Weinstadl Rimmele, Hiltenswei­ler 25, 21 Uhr Jubiläumsa­usstellung, Ausstellun­gseröffnun­g, Galerie Bernd Lutze, Zeppelinst­r. 7, 20 Uhr

Klein, kleiner, Kleinstwag­en - Unterwegs auf drei und vier Rädern in den 1950ern und 1960ern, Ausstellun­gseröffnun­g, Dornier Museum, Claude-Dornier-Platz 1, 14 Uhr

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FOTO: MARKUS MAUTHE „Manchmal muss man als Fotograf gar nicht viel tun – die Bilder sind schon da“, sagt Markus Mauthe über diese Aufnahme eines Mannes, der zur Volksgrupp­e der im Südsudan lebenden Mundari gehört.

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