Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Die Zeit des Fröstelns ist vorbei

Innensanie­rung der Pfarrkirch­e St. Martin in Biberach beendet – Bauhütte hat 700 000 Euro Spenden gesammelt

- Von Gerd Mägerle

BIBERACH - Es ist geschafft: Die Innensanie­rung der Biberacher Stadtpfarr­kirche St. Martin ist so gut wie abgeschlos­sen. Mit einem ökumenisch­en Gottesdien­st am vierten Advent (23. Dezember, 11 Uhr) wird dies gefeiert – und zwar bei erträglich­en Temperatur­en im Kirchenrau­m.

Im Mai 2017 hatte die Innensanie­rung begonnen, deren Hauptzweck es war, eine sogenannte Temperieru­ng (keine Heizung) einzubauen, die dafür sorgt, dass in der Kirche konstant eine Temperatur zwischen acht und zwölf Grad herrscht, damit Bausubstan­z und Kunstwerke keinen dauerhafte­n Schaden nehmen, aber auch, damit die Kirchenbes­ucher im Winter nicht mehr frösteln.

Dazu wurden die Kirchenbän­ke ausgebaut und der rund 1300 Quadratmet­er große, alte Steinfußbo­den entfernt. Anschließe­nd wurden insgesamt zwölf Heizkreise im Boden verlegt, die nun separat angesteuer­t werden können. „Wenn die Sonne zum Beispiel in einen Bereich der Kirche stärker hineinsche­int, wird der betreffend­e Heizkreis herunterge­regelt“, sagt Architekt Siegfried Locher. So soll im Kirchenrau­m eine gleichmäßi­ge Temperatur erreicht werden, die Zugluft im Innenraum verhindert.

Mit Energie versorgt wird die Temperieru­ng von einer 90-kWWärmepum­pe, durch die acht Liter Grundwasse­r pro Sekunde fließen. Dieses wird in zwölf Meter Tiefe von einem sogenannte­n Zieh- und Schluckbru­nnen gewonnen. Hier sind in den nächsten Wochen allerdings noch Feineinste­llungen notwendig.

Damit die Kirche in der Bauzeit wenigstens teilweise nutzbar blieb, wurden die Arbeiten in zwei Abschnitte aufgeteilt. Zuerst wurde ab Mai 2017 im hinteren Bereich der Fußboden ausgetausc­ht und die Temperieru­ng eingebaut. Dies dauerte fast ein Jahr. Im vorderen Bereich liefen die Arbeiten mit acht Monaten schneller. Um die Baustelle herum musste eine Einhausung gebaut werden, damit kein Staub in den übrigen Kirchenrau­m drang und für Verschmutz­ungen sorgte. „Das hat sehr gut geklappt“, sagt Locher, „wir hatten Staubfalle­n ausgelegt, in denen sich aber kaum Staub befand.“

Boden wirkt heller

Sowohl die Pfarrer Ulrich Heinzelman­n (evangelisc­h) und Paul Odoeme (katholisch) als auch Hans Beck von der Bauhütte Simultaneu­m sind überwältig­t vom neuen, wärmeren Raumklima und vom neuen Steinfußbo­den aus Dietfurter Jura aus dem Altmühltal. „Er wirkt heller als der bisherige, und dieser Eindruck wird sich auch erhalten, weil der hölzerne Gestühlbod­en unter den Kirchenbän­ken nicht mehr eingebaut wird“, sagt Heinzelman­n. Wer den Unterschie­d zwischen altem und neuem Steinboden sehen will, kann sich diesen seitlich des Hochaltars ansehen. Dort sollen aus diesem Grund einige der alten Steinplatt­en liegen bleiben. Weggeräumt werden allerdings die zwei leeren Gold-Ochsen-Bierflasch­en, die Bauarbeite­r Mitte der 1960er-Jahre unter dem Chorgestüh­l zurückgela­ssen haben. Sie kamen bei den jetzigen Arbeiten wieder ans Tageslicht.

Stolz sein dürfen auch die Mitglieder der Bauhütte Simultaneu­m. Rund 700 000 Euro hat der Verein in den vergangene­n sieben Jahren durch verschiede­nste Aktivitäte­n und Veranstalt­ungen gesammelt. „Geld, das nun komplett in die Innensanie­rung geflossen ist“, sagt Vorsitzend­er Hans Beck.

Und das Spendensam­meln wird weitergehe­n. Denn nach dem Abschluss der Arbeiten im Inneren der Kirche steht in den nächsten Jahren die Außensanie­rung an. Diese soll in zwei Abschnitte­n – erst Langhaus, dann Kirchturm – erfolgen. Ob die Arbeiten allerdings schon 2019 beginnen können, hängt davon ab, ob die Finanzieru­ng in den nächsten Monaten gelingt.

Zunächst freuen sich die Pfarrer aber erst einmal auf das Weihnachts­fest in der Stadtpfarr­kirche, die nun wieder komplett zur Verfügung steht. „Mussten wir letztes Jahr aufgrund des begrenzten Platzes den Gläubigen sagen ,Kommet nicht zuhauf‘, heißt es dieses Jahr ,Ihr Kinderlein kommet‘“, so Heinzelman­n.

Die Bauhütte verkauft am Samstag, 15. Dezember, von 8 bis 13 Uhr Christbäum­e zugunsten von St. Martin.

 ?? FOTOS: GERD MÄGERLE ?? Da freuen sich Architekt, Handwerker, Pfarrer und die Vertreter der Bauhütte Simltaneum: Die Innensanie­rung der Stadtpfarr­kirche St. Martin ist so gut wie abgeschlos­sen. Das wird am vierten Advent mit einem ökumenisch­en Gottesdien­st gefeiert.
FOTOS: GERD MÄGERLE Da freuen sich Architekt, Handwerker, Pfarrer und die Vertreter der Bauhütte Simltaneum: Die Innensanie­rung der Stadtpfarr­kirche St. Martin ist so gut wie abgeschlos­sen. Das wird am vierten Advent mit einem ökumenisch­en Gottesdien­st gefeiert.

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