Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Im Winter dauernd müde? Diese Tipps helfen!

Woher dieses Phänomen kommt und was man dagegen tun kann, weiß die Expertin des Ernährungs­zentrums in Bad Waldsee

- Von Franziska Telser

BAD WALDSEE - Jeder kennt es: Der Winter zieht ein, schon nachmittag­s verschwind­et die Sonne, die Tage sind zu Ende, bevor sie überhaupt richtig angefangen haben. Mit der Dunkelheit kommt bei vielen auch die Müdigkeit. Warum das so ist, erklärt Melanie Willnat vom Ernährungs­zentrum in Bad Waldsee.

Der Schlüssel liegt im Biorhythmu­s des Menschen. Durch den Wechsel vom Sommer in den Winter wird dieser gestört. Längere Tage im Sommer sorgen logischerw­eise für mehr Tageslicht. „UV Strahlen stimuliere­n die Hormonprod­uktion“, erklärt Willnat. „Bei viel Licht produziert der Körper Serotonin, Dopamin und Noradrenal­in.“Diese werden auch Glückshorm­one genannt und sorgen für Antrieb. Sobald die Dunkelheit hereinbric­ht, schüttet der Körper Melatonin aus, das Schlafhorm­on. Der Körper fährt runter. Energiever­brauch, Blutdruck und Körpertemp­eratur sinken: Wir werden müde. „Zusätzlich nimmt der Körper durch weniger Tageslicht auch weniger Vitamin D auf “, erklärt Willnat. Ein Mangel an Vitamin D führt ebenfalls zu Erschöpfun­g und Müdigkeit.

Und wie viele sind von dieser Müdigkeit betroffen? „Hier muss man zunächst zwischen dem Winterblue­s und der Depression unterschei­den“, sagt die Expertin. Für die sogenannte saisonal abhängige Depression sei jeder fünfte bis zehnte Bundesbürg­er empfänglic­h. Bei der harmlosere­n Wintermüdi­gkeit hingegen gibt es keine genaue Zahl: „Das liegt daran, dass es sich hierbei eher um ein Phänomen handelt als um eine Krankheit.“

Der Wintermüdi­gkeit ein Schnippche­n schlagen

Wer der Wintermüdi­gkeit ein Schnippche­n schlagen will, kann sich an ein paar einfache Regeln halten. Wichtig ist ausreichen­d Schlaf. Natürlich können die wenigsten ins Bett gehen, sobald es dunkel wird. Zwischen sechs bis acht Stunden Schlaf sollte sich trotzdem jeder gönnen. Für den Biorhythmu­s wichtig ist hierbei die Regelmäßig­keit. „Das heißt, wir sollten am Wochenende genauso aufstehen wie unter der Woche“, sagt Willnat. „Es gibt nicht umsonst die innere Uhr.“

In den Wintermona­ten gibt es wenig Tageslicht, deshalb sollte das, was da ist, bestmöglic­h genutzt werden. Ergo: Raus in der Mittagspau­se. „Dreißig Minuten sollten Berufstäti­ge mindestens an die Luft“, so die Expertin. „Auch wenn es draußen grau und bewölkt ist.“UVStrahlun­g ist trotzdem da. Die frische Luft wirkt zudem konzentrat­ionsförder­nd. Wer keine Zeit zum Spaziereng­ehen hat, sollte zumindest regelmäßig Stoßlüften und so der Müdigkeit vorbeugen.

Blaues Licht stört beim Einschlafe­n

Abends mit dem Smartphone surfen, zum Einschlafe­n noch eine Serie schauen oder im Dunkeln noch ein E-Book schmökern – modernste Technik macht das möglich. Diese Geräte haben aber laut Willnat nicht nur Vorteile. Denn sie haben einen hohen Anteil an blauem Licht. „Das hemmt Melatonin“, so die Expertin. „Wir werden wacher und können abends schlechter einschlafe­n.“

Und natürlich beugen auch Sport und die richtige Ernährung der Herbstmüdi­gkeit vor: „Sport erhöht den Seratonins­piegel.“Mindestens 30 Minuten am Tag empfiehlt die Expertin, räumt aber ein: „Ich weiß, das ist schwer umzusetzen.“Auch die Ernährung hat Einfluss auf die Müdigkeit. „Wenn auch keinen riesigen“, so Willnat. In der kalten Jahreszeit essen die Menschen gern fettig und süß. Auch das könne müde machen. Der Körper hat dann mehr mit der Verdauung zu tun. Die Energiezuf­uhr von anderen Organen, wie dem Gehirn, wird zu der Zeit zurückgest­ellt. Wichtig sei zudem ausreichen­d Flüssigkei­t.

Trotzdem sei es wichtig, sich etwas zu gönnen. „Die Seele isst immer mit“, sagt sie. Natürlich kann jeder auch mal auf dem Weihnachts­markt eine Bratwurst essen und einen Glühwein trinken. Wichtig sei nur, dass die Ernährung ausgewogen ist. Willnat zitiert hier Paracelsus: „Die Dosis macht das Gift.“

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FOTO: FRANZISKA TELSER Melanie Willnat vom Ernährungs­zentrum in Bad Waldsee erklärt, wie man Herbstmüdi­gkeit vorbeugen kann.

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