Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Im Winter dauernd müde? Diese Tipps helfen!
Woher dieses Phänomen kommt und was man dagegen tun kann, weiß die Expertin des Ernährungszentrums in Bad Waldsee
BAD WALDSEE - Jeder kennt es: Der Winter zieht ein, schon nachmittags verschwindet die Sonne, die Tage sind zu Ende, bevor sie überhaupt richtig angefangen haben. Mit der Dunkelheit kommt bei vielen auch die Müdigkeit. Warum das so ist, erklärt Melanie Willnat vom Ernährungszentrum in Bad Waldsee.
Der Schlüssel liegt im Biorhythmus des Menschen. Durch den Wechsel vom Sommer in den Winter wird dieser gestört. Längere Tage im Sommer sorgen logischerweise für mehr Tageslicht. „UV Strahlen stimulieren die Hormonproduktion“, erklärt Willnat. „Bei viel Licht produziert der Körper Serotonin, Dopamin und Noradrenalin.“Diese werden auch Glückshormone genannt und sorgen für Antrieb. Sobald die Dunkelheit hereinbricht, schüttet der Körper Melatonin aus, das Schlafhormon. Der Körper fährt runter. Energieverbrauch, Blutdruck und Körpertemperatur sinken: Wir werden müde. „Zusätzlich nimmt der Körper durch weniger Tageslicht auch weniger Vitamin D auf “, erklärt Willnat. Ein Mangel an Vitamin D führt ebenfalls zu Erschöpfung und Müdigkeit.
Und wie viele sind von dieser Müdigkeit betroffen? „Hier muss man zunächst zwischen dem Winterblues und der Depression unterscheiden“, sagt die Expertin. Für die sogenannte saisonal abhängige Depression sei jeder fünfte bis zehnte Bundesbürger empfänglich. Bei der harmloseren Wintermüdigkeit hingegen gibt es keine genaue Zahl: „Das liegt daran, dass es sich hierbei eher um ein Phänomen handelt als um eine Krankheit.“
Der Wintermüdigkeit ein Schnippchen schlagen
Wer der Wintermüdigkeit ein Schnippchen schlagen will, kann sich an ein paar einfache Regeln halten. Wichtig ist ausreichend Schlaf. Natürlich können die wenigsten ins Bett gehen, sobald es dunkel wird. Zwischen sechs bis acht Stunden Schlaf sollte sich trotzdem jeder gönnen. Für den Biorhythmus wichtig ist hierbei die Regelmäßigkeit. „Das heißt, wir sollten am Wochenende genauso aufstehen wie unter der Woche“, sagt Willnat. „Es gibt nicht umsonst die innere Uhr.“
In den Wintermonaten gibt es wenig Tageslicht, deshalb sollte das, was da ist, bestmöglich genutzt werden. Ergo: Raus in der Mittagspause. „Dreißig Minuten sollten Berufstätige mindestens an die Luft“, so die Expertin. „Auch wenn es draußen grau und bewölkt ist.“UVStrahlung ist trotzdem da. Die frische Luft wirkt zudem konzentrationsfördernd. Wer keine Zeit zum Spazierengehen hat, sollte zumindest regelmäßig Stoßlüften und so der Müdigkeit vorbeugen.
Blaues Licht stört beim Einschlafen
Abends mit dem Smartphone surfen, zum Einschlafen noch eine Serie schauen oder im Dunkeln noch ein E-Book schmökern – modernste Technik macht das möglich. Diese Geräte haben aber laut Willnat nicht nur Vorteile. Denn sie haben einen hohen Anteil an blauem Licht. „Das hemmt Melatonin“, so die Expertin. „Wir werden wacher und können abends schlechter einschlafen.“
Und natürlich beugen auch Sport und die richtige Ernährung der Herbstmüdigkeit vor: „Sport erhöht den Seratoninspiegel.“Mindestens 30 Minuten am Tag empfiehlt die Expertin, räumt aber ein: „Ich weiß, das ist schwer umzusetzen.“Auch die Ernährung hat Einfluss auf die Müdigkeit. „Wenn auch keinen riesigen“, so Willnat. In der kalten Jahreszeit essen die Menschen gern fettig und süß. Auch das könne müde machen. Der Körper hat dann mehr mit der Verdauung zu tun. Die Energiezufuhr von anderen Organen, wie dem Gehirn, wird zu der Zeit zurückgestellt. Wichtig sei zudem ausreichend Flüssigkeit.
Trotzdem sei es wichtig, sich etwas zu gönnen. „Die Seele isst immer mit“, sagt sie. Natürlich kann jeder auch mal auf dem Weihnachtsmarkt eine Bratwurst essen und einen Glühwein trinken. Wichtig sei nur, dass die Ernährung ausgewogen ist. Willnat zitiert hier Paracelsus: „Die Dosis macht das Gift.“