Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
„Mutter Teresa ist ein großes Vorbild für mich“
Michael Patrick Kelly über Selbstlosigkeit und Castingshows
Michael Patrick Kelly ist als drittjüngstes Familienmitglied der Kelly Family groß geworden. Heute fühlt sich der Sänger als Solokünstler am wohlsten. Eva-Maria Peter hat mit dem 41-Jährigen über sein Leben und seine Identität gesprochen.
Michael Patrick, auf deinem aktuellen Album „iD“geht es für dich um die drei großen Fragen: „Wer bin ich? Wer bist du? Wer sind wir?“. Hast du mittlerweile eine Antwort gefunden?
Die Frage meiner Identität begleitet mich schon mein ganzes Leben. Ich habe keine kulturellen Wurzeln und bin schon „on the Road“auf die Welt gekommen. Im Campingwagen geboren, habe ich dann im Doppeldeckerbus und auf einem Boot gelebt. Ein ewig Reisender sozusagen. Wenn man nicht an einem Ort oder in einem bestimmten Land groß wird, fehlen einem die Identität einer Kultur, eine Sprache und eine Mentalität. Und ich habe in ganz vielen verschiedenen Kulturen gelebt.
Wo hast du Antworten gefunden?
Überall ticken die Menschen anders, und doch sind sie im Grunde alle gleich. Ich merke das ganz stark, wenn ich auf Tour bin. Die tiefste Antwort auf meine Identitätsfrage habe ich im Glauben und der Spiritualität gefunden. Laut meiner Natur bin ich Mensch und Mann. Beruflich bin ich Musiker und laut meiner Glaubensrichtung Christ. In meiner Zeit im Kloster konnte ich mich bei Gott „einloggen“und mit ihm etwas „chatten“, um genauer herauszufinden, wer ich eigentlich bin.
Sollte jeder Mensch ins Kloster gehen, um seine Identität zu ergründen?
Nicht unbedingt. Für mich persönlich war das der richtige Weg.
Für jemanden, der schon viel von der Welt gesehen hat: Wo fühlst du dich am heimischsten?
Irland ist mein Heimatland. Da bin ich geboren. Und obwohl ich nur zwei, drei Jahre dort gelebt habe, habe ich eine tiefe Verbundenheit. Aber es regnet so unglaublich viel. Das Klima ist sehr feucht. Wenn das nicht so wäre, würde ich wahrscheinlich in Irland leben.
Wie werden die Orte ausgewählt, an denen du Konzerte gibst?
Unterschiedlich. In der Regel schaut mein Management mit den Konzertveranstaltern, dass alle Gebiete gut abgedeckt sind. Wir versuchen Norden, Osten, Westen und Süden so gut wie möglich zu bespielen. Die Leute sollen keine Umstände haben für die Anreise. Aber überall kann ich auch nicht sein. Und dann gibt es auch Orte, die ich mir selber aussuche, entweder weil ich noch nie da war oder weil die Location besonders ist. Kommendes Jahr habe ich mir zum Beispiel ein Konzert am Strand auf Norderney gewünscht.
Was siehst du dann wirklich von den Orten?
Meistens wenig. Wenn ich am Abend vorher schon da bin oder dort übernachte, schaue ich gerne die Städte an. Den Bodensee oder die Alpen mag ich sehr, da versuche ich immer möglichst viel Zeit zu verbringen.
Wie fühlst du dich auf der Bühne? War das Konzert zu der Liveaufzeichnung ein ganz besonderes für dich?
Ich bin auf der Bühne groß geworden. Als Kind habe ich mit Feuerwehrtrucks auf der Bühne gespielt, bis ich dann zum Mikrofon gegriffen habe. Die Bühne fühlt sich natürlich an und ist mein Element. Da fühle ich mich wie ein Fisch im Wasser. Es war mir sehr wichtig, mit der Live-DVD diese aktuelle Zeit zu dokumentieren. Es ist eine wahnsinnig tolle Zeit. Ich habe mehr als 100 Konzerte mit über 350 000 Besuchern gespielt. Wenn ich mal ein Opa bin, möchte ich mir das anschauen und mich an eine großartige Zeit erinnern.
Du bist zum ersten Mal in einer Castingshow bei „The Voice of Germany“als Jurymitglied. Was hat dich dazu bewogen?
Ich bekomme viele Anfragen von TV-Shows, die nicht immer etwas mit Musik zu tun haben. Das interessiert mich nicht. Kochen oder Tanzen kann ich sowieso nicht. Aber eine Musikshow wie „The Voice“hat meine Leidenschaft geweckt. Die Show hat ein besonderes Standing. Echte Talente bekommen eine Chance. Hier wird niemand vorgeführt. Die Blind Auditions finde ich toll, denn es geht wirklich nur um die Stimme. Welche Menschen inspirieren dich? Bob Dylan ist für mich einer der wichtigsten Songschreiber der vergangenen 50 Jahre. Bruce Springsteen der absolut beste Live Performer, und U2 ist für mich die weltbeste Rockband.
Und außerhalb der Musik?
Mutter Teresa ist zum Beispiel ein großes Vorbild für mich. Ich war mal in Kalkutta und habe mir vor Ort ihr Lebenswerk angeschaut. Diese selbstlose Liebe zu den „Ärmsten der Armen“, wie sie immer sagte, die jetzt ihre Ordensschwestern auch fortführen, bewegt mich zutiefst.
Wie definierst du Glück?
Vielleicht kann man sagen, dass Glück ein Zustand des Friedens, der Freiheit und des von Liebe Erfülltseins ist.
Live 2019: 5.7. Balingen, Marktplatz Open Air; 25.7. Ludwigsburg, Residenzschloss; 17.8. Friedrichshafen, GZH Freigelände am See; 15.9. München, Königsplatz.