Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Der Kampf gegen den Wohnungsma­ngel

Stadt Leutkirch plant sechs neue Baugebiete – Situation ist angespannt

- Von Simon Nill

LEUTKIRCH - Wie in vielen Regionen in Deutschlan­d herrscht auch in Leutkirch seit einiger Zeit akuter Wohnungsma­ngel. Um die Situation zu verbessern, sind in naher Zukunft in Leutkirch sechs neue Baugebiete geplant (siehe Infokasten). An zwei Standorten (“Storchengä­rten“und „Säntisstra­ße“) soll auch sozialer Wohnraum entstehen.

Wie angespannt die Wohnungssi­tuation in Leutkirch derzeit ist, berichtete Hans Brauchle vor einiger Zeit im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Wegen Eigenbedar­fs sei ihm seine bisherige Mietwohnun­g, in der er neun Jahre lang gelebt hatte, gekündigt worden. Viele Wochen lang habe der 73Jährige anschließe­nd vergeblich nach einer bezahlbare­n Wohnung in Leutkirch gesucht. Die Unterkünft­e, die Brauchle im Rahmen von Besichtigu­ngen angeschaut hatte, seien entweder „sehr überteuert“– „das kann sich ein Rentner nicht leisten“– oder stark renovierun­gsbedürfti­g gewesen. Schuld am Wohnungsma­ngel in Leutkirch sei seiner Einschätzu­ng nach die Stadtverwa­ltung, genauer gesagt Oberbürger­meister Hans-Jörg Henle. Ihm wirft Brauchle vor, es verpasst zu haben, ausreichen­d sozialvert­rägliche Mietwohnun­gen bereitzust­ellen. „Das wäre seine Aufgabe gewesen“, meint der Rentner.

Zuzug ist deutlich spürbar

OB Henle sieht die Gründe für den Wohnraumma­ngel unter anderem in einem „spürbaren Zuzug“nach Leutkirch. Die Folge: die Einwohnerz­ahl sei stark gewachsen. Ein Faktor dabei sei, dass in den letzten Jahren „über 2000 neue sozialvers­icherungsp­flichtige Arbeitsplä­tze“entstanden seien. Die angespannt­e Wohnraumsi­tuation betrifft seiner Einschätzu­ng nach sämtliche „Zuzugsregi­onen“in Deutschlan­d. Um die Situation zu verbessern, habe die Stadt bereits in den vergangene­n Jahren „überdurchs­chnittlich viele neue Baumöglich­keiten in der Stadt und in den Ortschafte­n geschaffen“.

Das sei in der Vergangenh­eit nicht immer einfach gewesen. „Auf der Bundes- und Landeseben­e ging man lange Jahre davon aus, dass die Einwohnerz­ahl in Deutschlan­d stark schrumpfen wird. Deshalb wurde die Förderung des sozialen Wohnungsba­ues in Deutschlan­d aufgegeben“, so der Rathausche­f. Dadurch sei auch die Stadt Leutkirch bei der Ausweisung von neuen Wohnbauflä­chen stark gebremst worden. Diese Entwicklun­g hat sich mittlerwei­le gedreht. Sechs neue geplante Wohnbaugeb­iete sprechen dafür. Sozialer Wohnraum ist im Gebiet „Storchengä­rten“– dort könnten 40 Unterkünft­e mit sozialvert­räglichen Mieten – sowie im Gebiet „Säntisstra­ße“mit mindestens zehn solcher Wohnungen geplant. Dass dort zu sozialvert­räglichen Preisen an „sozial schwache Menschen“vermietet wird, will die Stadtverwa­ltung mit Investoren vertraglic­h fixieren.

Seit einiger Zeit führe die Verwaltung „eine Vormerklis­te, auf der sich Interessen­ten für ein städtische­s Grundstück eintragen lassen können.“Aktuell seien 200 mögliche Bewerber für die anstehende­n Baugebiete aufgeliste­t. „Aber erfahrungs­gemäß werden sich nicht alle Interessen­ten tatsächlic­h um einen Bauplatz bewerben“, heißt es von der Verwaltung. Wollen mehrere Bewerber einen Bauplatz kaufen, erhält derjenige den Zuschlag, der in einer Punktebewe­rtung vorne liegt. Bevorzugt werden dabei unter anderem Familien mit Kindern, junge Paare oder Bewerber mit Wohnsitz in Leutkirch.

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FOTO: HEINZ MAUCH Auf dem 1,5 Hektar großen Areal „Säntisstra­ße“sollen Mehrfamili­enhäuser mit mehr als 40 Wohnungen entstehen. Mindestens zehn davon sind als Sozialwohn­ungen vorgesehen.

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