Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Der Kampf gegen den Wohnungsmangel
Stadt Leutkirch plant sechs neue Baugebiete – Situation ist angespannt
LEUTKIRCH - Wie in vielen Regionen in Deutschland herrscht auch in Leutkirch seit einiger Zeit akuter Wohnungsmangel. Um die Situation zu verbessern, sind in naher Zukunft in Leutkirch sechs neue Baugebiete geplant (siehe Infokasten). An zwei Standorten (“Storchengärten“und „Säntisstraße“) soll auch sozialer Wohnraum entstehen.
Wie angespannt die Wohnungssituation in Leutkirch derzeit ist, berichtete Hans Brauchle vor einiger Zeit im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Wegen Eigenbedarfs sei ihm seine bisherige Mietwohnung, in der er neun Jahre lang gelebt hatte, gekündigt worden. Viele Wochen lang habe der 73Jährige anschließend vergeblich nach einer bezahlbaren Wohnung in Leutkirch gesucht. Die Unterkünfte, die Brauchle im Rahmen von Besichtigungen angeschaut hatte, seien entweder „sehr überteuert“– „das kann sich ein Rentner nicht leisten“– oder stark renovierungsbedürftig gewesen. Schuld am Wohnungsmangel in Leutkirch sei seiner Einschätzung nach die Stadtverwaltung, genauer gesagt Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle. Ihm wirft Brauchle vor, es verpasst zu haben, ausreichend sozialverträgliche Mietwohnungen bereitzustellen. „Das wäre seine Aufgabe gewesen“, meint der Rentner.
Zuzug ist deutlich spürbar
OB Henle sieht die Gründe für den Wohnraummangel unter anderem in einem „spürbaren Zuzug“nach Leutkirch. Die Folge: die Einwohnerzahl sei stark gewachsen. Ein Faktor dabei sei, dass in den letzten Jahren „über 2000 neue sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze“entstanden seien. Die angespannte Wohnraumsituation betrifft seiner Einschätzung nach sämtliche „Zuzugsregionen“in Deutschland. Um die Situation zu verbessern, habe die Stadt bereits in den vergangenen Jahren „überdurchschnittlich viele neue Baumöglichkeiten in der Stadt und in den Ortschaften geschaffen“.
Das sei in der Vergangenheit nicht immer einfach gewesen. „Auf der Bundes- und Landesebene ging man lange Jahre davon aus, dass die Einwohnerzahl in Deutschland stark schrumpfen wird. Deshalb wurde die Förderung des sozialen Wohnungsbaues in Deutschland aufgegeben“, so der Rathauschef. Dadurch sei auch die Stadt Leutkirch bei der Ausweisung von neuen Wohnbauflächen stark gebremst worden. Diese Entwicklung hat sich mittlerweile gedreht. Sechs neue geplante Wohnbaugebiete sprechen dafür. Sozialer Wohnraum ist im Gebiet „Storchengärten“– dort könnten 40 Unterkünfte mit sozialverträglichen Mieten – sowie im Gebiet „Säntisstraße“mit mindestens zehn solcher Wohnungen geplant. Dass dort zu sozialverträglichen Preisen an „sozial schwache Menschen“vermietet wird, will die Stadtverwaltung mit Investoren vertraglich fixieren.
Seit einiger Zeit führe die Verwaltung „eine Vormerkliste, auf der sich Interessenten für ein städtisches Grundstück eintragen lassen können.“Aktuell seien 200 mögliche Bewerber für die anstehenden Baugebiete aufgelistet. „Aber erfahrungsgemäß werden sich nicht alle Interessenten tatsächlich um einen Bauplatz bewerben“, heißt es von der Verwaltung. Wollen mehrere Bewerber einen Bauplatz kaufen, erhält derjenige den Zuschlag, der in einer Punktebewertung vorne liegt. Bevorzugt werden dabei unter anderem Familien mit Kindern, junge Paare oder Bewerber mit Wohnsitz in Leutkirch.