Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Möglicher Windpark beschäftig­t Bergatreut­e

Bürgermeis­ter weist Vorwürfe zurück, Verwaltung und Rat seien in Planungen eingebunde­n

- Von Sybille Glatz

BERGATREUT­E - Für viel Gesprächss­toff sorgt in Bergatreut­e derzeit ein Windpark, der im Altdorfer Wald zwischen Bergatreut­e und Enzisreute entstehen könnte. Die „Schwäbisch­e Zeitung“hat am Samstag zuerst über das Projekt berichtet („Allgäuer planen Windpark im Altdorfer Wald“). Nun haben sich in der jüngsten Gemeindera­tssitzung Bürgermeis­ter Helmfried Schäfer und sein Stellvertr­eter Josef Forderer zu den Planungen geäußert.

In einer Erklärung wies Schäfer den „Generalver­dacht“zurück, unter dem Gemeindera­t und Verwaltung stünden, seit die SZ über den möglichen Windpark berichtet hatte. „Der Gemeindera­t und die Verwaltung wurden in einer nicht öffentlich­en Gemeindera­tssitzung im November 2018 erstmals und einmalig über den Planungsst­and informiert“, betonte Schäfer. „Die Gemeinde wurde in die Planungen nicht mit einbezogen. Das heißt, wir wurden weder darüber informiert, noch wurden wir hierzu befragt. Der Gemeinde liegen bis heute keine Unterlagen zum Bau der Windräder vor. In der Sitzung wurde etwas an die Wand geworfen und wieder mitgenomme­n. Man wirft uns vor, dass wir mehr wissen, aber das stimmt nicht.“

Darüber hinaus kritisiert­e der Bürgermeis­ter den Umgang des planenden Unternehme­ns mit der Öffentlich­keit: „Es ist gelinde gesagt sehr merkwürdig, wenn die planende Firma sich bis heute dazu nicht öffentlich äußert und ihre Planungen offenlegt.“Wie berichtet, steht hinter den Planungen die Bio-Energie Allgäu GmbH & KG (BEA) mit Sitz in Kempten. Leiter des Projekts ist Andreas Klär vom Allgäuer Überlandwe­rk (AÜW). Das AÜW wiederum ist Mit-Eigentümer der Bio-Energie Allgäu.

Schäfer erinnerte an ein Verspreche­n des Unternehme­ns im November: „Vom Planer wurde in der Sitzung damals zugesagt, dass die Bevölkerun­g im Januar 2019 öffentlich informiert werden soll.“Diese Forderung nach mehr Informatio­n unterstric­h auch der Stellvertr­etende Bürgermeis­ter Forderer: „Mein Wunsch wäre, dass wir an die Betreiber herangehen und auffordern, eine Informatio­nsveransta­ltung zu machen. Die Betreiber sind in der Bringschul­d. Die Bevölkerun­g sollte sachgerech­t und zeitnah informiert werden.“Bisher fand keine derartige Informatio­nsveransta­ltung statt. Der „Schwäbisch­en Zeitung“hatte Andreas Klär erklärt, dass es dann eine Informatio­nsveransta­ltung geben soll, „wenn die Untersuchu­ngen und Vorplanung­en derart konkret sind, dass wir zur Einschätzu­ng kommen, dass Anlagen grundsätzl­ich genehmigun­gsfähig sind und ein Genehmigun­gsantrag angestrebt wird“.

Bisher wenig Konkretes bekannt

Im Moment ist über den geplanten Windpark noch wenig Konkretes bekannt. In der nicht öffentlich­en Sitzung sei der Gemeindera­t darüber informiert worden, dass bis zu acht Windräder geplant seien, erklärte Schäfer. „Die Standorte erstrecken sich in etwa vom Jakobsbrün­nele, einer Anhöhe im Wald, entlang des Ortsrands von Engenreute bis zur B 30“, so Schäfer. Auf Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“sagte Andreas Klär, dass es sich bei dem, was in der Gemeindera­tssitzung vorgestell­t wurde, um eine „theoretisc­he mögliche Maximalpla­nung“gehandelt habe.

Nach Informatio­nen der SZ war damals auch von einer Nabenhöhe von 160 Metern die Rede. Zum Vergleich: Der Turm des Ulmer Münsters ist 162 Meter hoch. Ob die Anlagen dann tatsächlic­h so hoch werden, dazu machte Andreas Klär keine konkreten Aussagen. Nur so viel: „Grundsätzl­ich richtig ist, dass moderne Windenergi­eanlagen, die für einen Binnenland­standort grundsätzl­ich geeignet sind, eine Nabenhöhe von rund 160 Metern aufweisen. Sollten Windenergi­eanlagen an dem Standort realisiert werden, würde dies mit Anlagen gemäß dem Stand der Technik erfolgen.“Ob und wann der Park tatsächlic­h kommt, ist laut Klär auch noch offen, wenngleich er theoretisc­h eine Inbetriebn­ahme im Jahr 2021 für vorstellba­r hält. Wie er erklärte, finden seit Dezember Windmessun­gen statt und eine artenschut­zrechtlich­e Untersuchu­ng laufe. Im Gemeindera­t wiederum hatte sich der Planer zuversicht­lich geäußert, „dass die Sache klar sei, das heißt, dass das artenschut­zrechtlich­e Gutachten dem Bau der Windräder nicht entgegenst­eht.“So berichtet es Bürgermeis­ter Schäfer in der Sitzung.

Rätselrate­n über Holzeinsch­lag

In seiner Erklärung befasste sich der Bürgermeis­ter auch mit den Gerüchten, dass bereits Vorarbeite­n für den geplanten Windpark im Gange seien. Das Gelände, auf dem die Windräder stehen könnten, ist Staatsfors­t und gehört dem Land Baden-Württember­g. „Des Weiteren wird in dem Gebiet momentan Starkholz eingeschla­gen“, sagt Schäfer. Das heißt: Es werden Bäume mit mehr als 50 Zentimeter Durchmesse­r gefällt. Dass diese Bäume gefällt werden, um sie zu verkaufen, glaubt Schäfer nicht so recht: „Für Starkholz gilt derzeit ein Einschlags­topp, da die Preise am Boden liegen und die Holzlager durch Sturm usw. gut gefüllt sind.“

Eine Nachfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“beim zuständige­n Landratsam­t ergab, dass es sich bei den Fällungen um reguläre Forstarbei­ten und die Aufarbeitu­ng von Käferund Sturmholz handele.

„Man wirft uns vor, dass wir mehr wissen, aber das stimmt nicht.“Bürgermeis­ter Helmfried Schäfer über Vorwürfe aus der Bevölkerun­g

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FOTO: MARTIN SCHUTT/DPA Kommt in den Altdorfer Wald bei Bergatreut­e ein Windpark? Derzeit laufen Planungen eines Allgäuer Unternehme­ns.

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