Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Kaum Leerstände in Weingartener Innenstadt
GHV fordert mehr öffentliche Transparenz und Information bei Geschäftsaufgaben und Neueröffnungen
WEINGARTEN - Es ist seit Jahren ein Dauerthema in Weingarten: eine kaum belebte Innenstadt, ein leerer Münsterplatz und verwaiste Geschäfte. Doch ist das wirklich so? Noch vor einem halben Jahr zählte Karl-Anton Feucht, 1. Vorsitzender des Gewerbe- und Handelsvereins Weingarten (GHV), in der Innenstadt acht bis zehn leer stehende Geschäfte. Grund genug, beim Weingartener Stadtmarketing nachzufragen, wie die Stadt damit umgeht.
Denn wie Marcus Schmid, Geschäftsführer des Weingartener Stadtmarketings, beim GHV-Mittwochstreffen erklärte, gehöre das Flächenmanagement für den Einzelhandel zu seinen Aufgaben. Doch die Größenordnung an Leerständen wie Feucht sie noch vor einem halben Jahr festgestellt hatte, konnte Schmid nicht bestätigen. „Derzeit haben wir zwei Leerstände in der Innenstadt“, sagte Schmid. „Das sind positive Nachrichten.“
Allerdings gehören zu einem Leerstand, wie Schmid weiter ausführte, nur solche Objekte, die nicht in einem Vertragsverhältnis stehen. Aktuell seien das die ehemalige Filiale der Kreissparkasse in der Krichstraße und die ehemalige Niederlassung von Optik Blandfort am Münsterpl atz. Von einem hohen Leerstandgrad könne man erst sprechen, wenn zehn Prozent des Bestands nicht belegt seien, sagte Schmid weiter. In der Innenstadt gebe es etwa 100 Einzelhändler. Die Quote von zwei Prozent sei daher völlig normal.
Die Öffentlichkeit informieren
Der GHV-Vorsitzende sieht das jedoch anders. Für Feucht ist ein Leerstand dann, wenn der Laden zu ist und kein Betrieb mehr herrsche. Und davon gebe es in Weingarten mehr als zwei. Er nannte beispielsweise das B2 gegenüber der Linse oder die Räumlichkeiten neben dem Asia-Imbiss am Münsterplatz. Er forderte mehr Transparenz und Information für die Öffentlichkeit, wie ein Schild am Geschäft mit dem Hinweis, wann es hier wieder weitergehe. Außerdem regte er an, solche Informationen auch auf der Homepage des Stadtmarketings zu veröffentlichen, damit jeder sich über den aktuellen Stand informieren könne. Derzeit ist die Rubrik „Service“lediglich mit einem Online-Portal für Immobiliensuche verlinkt.
Schmid stimmte dem zu, verwies aber gleichzeitig auf das Datenschutzgesetz. Die Veröffentlichung solcher Informationen könne nur mit Zustimmung des jeweiligen Besitzers erfolgen. Ein aktuelles Beispiel ist die Weingartener Filiale der Metzgerei Nold & Huber. Wie die SZ berichtete, zieht das Traditionsunternehmen, das derzeit seinen Sitz in der Karlstraße hat, in die Schützenstraße um. Wer die Nachfolge in der Karlstraße antritt, stehe mit ziemlicher Sicherheit fest, erklärte Schmid. Jedoch dürfe er aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht mehr dazu sagen.
Freundlichere Innenstadt
Seit Jahren schon beklagt der GHV, wie unbelebt die Weingartener Innenstadt sei. Das gilt insbesondere für den Münsterplatz. „Da gibt es kaum Bewegung“, sagt Feucht. „Deshalb ist der Platz unattraktiv.“Im Gemeinderat gab es immer wieder Anträge, hier beispielsweise Parkplätze einzurichten, die jedoch bislang scheiterten. „Parkplätze wären eine Möglichkeit“, meint Feucht, jedoch sei das nur eine Übergangslösung. Vielmehr fordert er, die Karlstraße einladender, freundlicher und grüner zu gestalten, wie es rund um den Stadtgarten der Fall ist. Bänke, Bäume oder Blumentöpfe könnten dazu beitragen.
Außerdem sei auf Fehlbelegungen zu achten. „Wenn in einen ehemaligen Tabakladen ein Büro einzieht, trägt das nicht zur Attraktivität bei“, sagt Feucht.
Dem Stadtmarketing sind die Probleme natürlich bekannt. „Wir schlafen nicht“, sagte Schmid. „Aber noch fehlt uns der Schlüssel.“