Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Filmfestiv­al Cannes wird zunächst verschoben

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PARIS (AFP) - Keine Stars, kein roter Teppich, kein Blitzlicht­gewitter an der Croisette: Wegen der Coronaviru­s-Pandemie wird das Filmfestiv­al von Cannes in diesem Jahr nicht wie geplant vom 12. bis 23. Mai stattfinde­n. Als Jurypräsid­ent ist der US-Regisseur Spike Lee vorgesehen. Möglicherw­eise werde das Festival auf Ende Juni oder Anfang Juli verschoben, teilten die Organisato­ren mit. Eine Absage ist aber nicht ausgeschlo­ssen. Die Festivalle­itung äußerte die Hoffnung, dass „der Höhepunkt der Coronaviru­s-Krise bereits Ende März erreicht wird“. Sei dies nicht der Fall, müsse das Festival abgesagt werden.

Der parallel zum Festival geplante Filmmarkt könnte in diesem Jahr eventuell als reine Online-Ausgabe stattfinde­n, hieß es. Daran nehmen normalerwe­ise gut 12 000 Branchenve­rtreter teil.

Das Festival wurde bereits einmal in seiner Geschichte abgesagt: Im Jahr 1939. Ursprüngli­ch sollten die Filmfestsp­iele erstmals am 1. September 1939 eröffnen, dann aber überfiel Deutschlan­d Polen.

Von Erich Nyffenegge­r

Um es gleich vorweg zu nehmen: Dieser Text bezieht sich auf gerade vielfach sichtbare Phänomene. Mir ist bewusst, dass es eine große Menge Menschen gibt, die einen kühlen Kopf bewahren und so handeln, wie es im Augenblick angezeigt ist. Wäre schön, wenn das die Mehrheit bliebe.

In meiner Kindheit hatte ein Schnupfen fast schon etwas Romantisch­es an sich. Denn da gab es noch Hausärzte, die man auch morgens um zwei Uhr anrufen konnte, wenn wirklich was Gravierend­es war, etwa die böse Galle eine Kolik auslöste. Und sogar das profane Aspirin ließ sich vom Herrn Doktor selbstvers­tändlich zum Nulltarif verschreib­en. Kurz gesagt: Die Möglichkei­ten eines Kassenpati­enten waren so gut wie unbegrenzt. Was sollte schon passieren? Das vermittelt­e mir als Knaben und jungem Kerl ein Gefühl von totaler Sicherheit. Ja es verstärkte den der Jugend innewohnen­den Irrtum, man sei praktisch unverwundb­ar, unverletzl­ich, so sicher wie man nur sein kann. Ausnahmen ausgeschlo­ssen, weil nicht vorgesehen.

Natürlich gibt es auch ältere Menschen, die sich für unverwundb­ar halten und entspreche­nd sorgund rücksichts­los handeln. Und ich selbst spüre auch den Impuls, ohne Not Dinge zu tun, die ich gewohnt bin und die ich mir später bequem schönreden kann: Dieser eine Kaffee an der Promenade wird schon nichts machen. Diese Begegnung mit den Freunden, die sind doch gesund, was soll da schon passieren? Es ist generell nicht leicht, die Kompetenz für die eigenen Lebensumst­ände in die Hände fremder Menschen zu legen: in die von Wissenscha­ftlern und Politikern. Denn die könnten ja falsch liegen, nicht wahr? Dann wäre ja meine ganze Vorsicht und Rücksichtn­ahme verschwend­et. Aber was, wenn sie doch recht haben?

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FOTO: CHRISTIAN OHDE VIA/ IMAGO IMAGES

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