Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
„Corona-Ferien“sind auch für Kinder eine Herausforderung
Das raten das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und das DRK
AULENDORF (sz) - Die Schließungen, Absagen und Kontaktbeschränkungen, mit denen die Ausbreitung des Coronavirus verlangsamt werden soll, greifen auch in Oberschwaben und in Aulendorf tief in den normalen Alltag der Menschen ein. Medienberichte, Bilder von Menschen in Schutzanzügen und andere Informationen erreichen dabei auch viele Kinder. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) hat das Informationsblatt „Covid-19 – Tipps für Eltern“aufgelegt. Es ist im Internet leicht zu finden und gibt Tipps dazu, worauf Eltern in diesen Zeiten besonderes achten können.
„Bewahren Sie sich eine positive Grundhaltung: Dies kann sich auch auf Ihr Kind übertragen und vermittelt Zuversicht und Sicherheit“, mit diesem Tipp schließt das BBK. Es ist ein Tipp, der sich auch im Umgang unter Erwachsenen bewährt, die in der aktuellen Situation selbst mit Verunsicherung, aber auch ganz praktischen Problemstellungen umgehen müssen. Die Kaufmännische Krankenkasse (KKH) befürchtete dabei, dass gerade Alleinerziehende besonders betroffen sind. Erziehung und Betreuung der Kinder sei für diese Gruppe bereits ohne „CoronaFerien“einer der größten Stressfaktoren, schreibt die Krankenkasse in einer Pressemitteilung und beruft sich dabei auf eine ihrer Umfragen. Abgefragt hat sie dabei Faktoren wie Arbeitsbelastung im Haushalt, Konflikte in der Familie sowie finanzielle Sorgen. „Die ohnehin schon größte Herausforderung für Eltern, nämlich Familie, Haushalt und Beruf unter einen Hut zu bekommen, wird sich jetzt in der Corona-Krise noch zuspitzen.“Die KKH rät, individuelle Lösungen mit dem Arbeitgeber zu finden.
Den Alltag ohne Schule, Kita, Tagesmutter oder auch Großeltern zu bestreiten, stellt indes Eltern verschiedentlich vor Herausforderungen. Das BBK rät Eltern, mit ihren Kindern über die aktuelle Situation zu sprechen und zu erklären. „Hören Sie aufmerksam und geduldig zu, wenn es von Eindrücken erzählt, auch wenn es sich wiederholt. Wenn Ihr Kind Fragen stellt, beantworten Sie diese ehrlich. Sagen Sie offen, wenn Sie etwas selbst nicht wissen. Wenn Sie gestresst oder besorgt sind, verheimlichen Sie Ihre eigene Betroffenheit nicht, sondern sprechen Sie offen darüber. Helfen Sie Ihrem Kind zu verstehen, warum Sie so reagieren, wie Sie es tun.“
Auf Stress oder Belastung regiert indes jedes Kind individuell. „Verunsicherte Kinder können sich unwohl oder müde fühlen, unruhig, nervös oder ängstlich reagieren. Sie können gereizt, aggressiv oder auf andere Weise „anders“sein als üblich. Möglicherweise lassen Appetit oder Konzentration nach oder die Einschlafund Schlafroutinen sind verändert“, schreibt das BBK. Einige Kinder könnten auch Verhalten zeigen, das ihrem Entwicklungsstand eigentlich nicht mehr angemessen sei. Sie würden etwa besonders anhänglich sein, stark auf Abschieds- oder Trennungssituationen reagieren oder wieder in Babysprache sprechen. „Manchmal kann es sein, dass Kinder wieder einnässen oder einkoten.
Auch andere körperliche Symptome wie Übelkeit, Bauch- oder Kopfschmerzen können auftreten.“
Diese Tipps geben das Deutsche Rote Kreuz Kreis Ravensburg und das BBK zudem:
- Ein strukturierter Tagesablauf mit festen Schlaf- und Essenszeiten, Zeiten zum Lernen oder Spielen geben Halt und Sicherheit. Auch feste Zeiten, sich über die aktuelle Situation zu informieren, können dazugehören. Kinder sollten in die Planungen einbezogen werden. Gewohntes sollte möglichst beibehalten, Absprachen und Zusagen besonders zuverlässig eingehalten werden.
- Körperlich betätigen und möglichst Zeit an der frischen Luft verbringen, auch wenn der Spielplatz derzeit nicht benutzt werden darf: Rad fahren, Ball spielen oder auf begrenztem Raum auch Zimmertrampoline, Gummitwist oder Springseile. Durch Bewegung können Anspannung und Stress abgebaut werden. Hilfreich können auch Entspannungsübungen sein, Anregungen lassen sich im Internet recherchieren.
- Austausch mit diesen Bezugspersonen, die nicht besucht werden dürfen, etwa über Telefon, Videotelefon und soziale Medien.
- Auf Essenswünsche eingehen. - Kinder haben ein anderes Zeiterleben als Erwachsene. Im Quarantänefall kann es helfen, die Tage im Kalender abzustreichen, sodass die Zeitspanne für Ihr Kind greifbarer wird.
Die Schulsozialarbeiten des Erzbischöflichen Kinderheims Haus Nazareth, das auch in Aulendorf träger der Schulsozialarbeit ist, will Eltern in pädagogischen Krisensituationen beratend zur Seite stehen und hat ein Notfalltelefon eingerichtet. Es ist montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr erreichbar unter der Mobilrufnummer 0176 / 63401447.