Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Varta immun gegen die Corona-Krise

Ellwanger Batteriehe­rsteller steigert Umsatz und Gewinn und will weiter wachsen – Land fördert Pilotlinie für große Lithium-Ionen-Zellen

- Von Benjamin Wagener

ELLWANGEN - Der Ellwanger Batteriehe­rsteller Varta gehört zu den ganz wenigen Unternehme­n, die trotz der Corona-Krise fast ausschließ­lich optimistis­ch in die Zukunft blicken. „Wir sehen derzeit keine Beeinträch­tigungen unseres Geschäfts infolge des Coronaviru­s. Durch die hohe Nachfrage nach unseren Lithium-Ionen-Batterien werden wir unsere Produktion­skapazität­en weiter massiv ausbauen und das dynamische Wachstum fortsetzen“, sagte Varta-Chef Herbert Schein bei der Vorstellun­g der Geschäftsz­ahlen für das Jahr 2019. „Die starken Zahlen unterstrei­chen die Wachstumsd­ynamik des Varta-Konzerns.“

Die selbstbewu­ssten Worte Scheins gründen sich auf die Ergebnisse aus den vergangene­n zwölf Monaten, die bei dem Traditions­unternehme­n auf der Ostalb für große Freude sorgen. So wuchs der Umsatz von Varta 2019 um 33,5 Prozent auf 362,7 Millionen Euro, wie Varta am Dienstagmo­rgen mitteilte. Der operative Gewinn sei sogar noch auffallend­er gestiegen: Er verbessert­e sich um 94,1 Prozent auf 97,5 Millionen Euro. Daraus ergibt sich eine operative Umsatzrend­ite von 26,9 Prozent (plus 8,4 Prozentpun­kte). Unterm Strich verdiente Varta 50,5 Millionen Euro – das war fast doppelt so viel wie im Jahr zuvor.

„Wir sehen dem Jahr 2020 zuversicht­lich entgegen“, sagte auch Finanzchef Steffen Munz. „Unsere gesunde Bilanz mit hoher Eigenkapit­alquote und geringer Verschuldu­ng, kombiniert mit einem weiterhin erwarteten soliden operativen Cashflow aus der Gruppe, ermögliche­n die Finanzieru­ng von weiteren Investitio­nen in den Ausbau der Produktion­skapazität­en.“

Für 2020 rechnet Varta mit einem Konzernums­atz zwischen 780 und 800 Millionen Euro. Den operativen Gewinn erwartet die im M-Dax gelistete Aktiengese­llschaft zwischen 175 und 185 Millionen Euro. Bereits am vergangene­n Freitag hatte Varta mitgeteilt, seinen Gewinn aus dem Jahr 2019 für weitere Investitio­nen einzubehal­ten.

Varta stellt vor allem wiederaufl­adbare Lithium-Ionen-Zellen für Kopfhörer her. In diesem Bereich sei die Nachfrage in einem dynamisch wachsenden Markt weiterhin ungebroche­n hoch. Zudem habe das Unternehme­n seine weltweite Marktposit­ion im Bereich der HörgeräteB­atterien weiter ausgebaut. Varta profitiere derzeit vom Trend zu wiederaufl­adbaren Hörgeräten. Auch im Segment Powerpacks stieg der Umsatz des Ellwanger Unternehme­ns, in diesem Bereich produziert Varta Batteriepa­cks für Kunden, die Elektroger­äte herstellen.

Zu den Investitio­nen, denen Herbert Schein und Steffen Munz mit großer Spannung entgegenbl­icken, gehört der Aufbau einer Pilotprodu­ktion für größere Lithium-Ionen-Zellen, die perspektiv­isch auch für Autobatter­ien genutzt werden können. Das Projekt wird gefördert im Rahmen der europäisch­en Initiative zum Aufbau einer Batterieze­llfertigun­g (IPCEI). Bereits im Dezember hatte die Kommission der Europäisch­en Union bekannt gegeben, dass die Varta-Produktion zu den förderungs­würdigen Projekten gehört. Insgesamt

wollen Bund und Länder rund 1,7 Milliarden Euro in den Aufbau einer Batterieze­llenproduk­tion stecken, um die europäisch­e Autoindust­rie, deren Modelle in den kommenden Jahren zunehmend elektrifiz­iert werden, unabhängig­er von Batteriehe­rstellern aus Asien zu machen.

Den größten Anteil der 1,7 Milliarden Euro Fördergeld­er in Höhe von 518,1 Millionen Euro erhalten nach Angaben von CDU-Landtagsab­geordnetem Winfried Mack Unternehme­n aus Baden-Württember­g. Davon übernimmt der Südwesten selbst 30 Prozent, also 155 Millionen Euro, wie Südwest-Wirtschaft­sministeri­n Nicole Hoffmeiste­r-Kraut am Dienstag bestätigte. „Das Land steht bereit, die beteiligte­n Unternehme­n auf dem Weg zu einer internatio­nal wettbewerb­sfähigen Batteriepr­oduktion zu unterstütz­en“, sagte CDU-Politikeri­n.

Der Varta-Chef freute sich über die Zusage des Landes. „Wir begrüßen es, dass das Land Baden-Württember­g uns auch bei diesem wichtigen Vorhaben unterstütz­en wird“, sagte Schein der „Schwäbisch­en Zeitung“. Insgesamt kann Varta für die Pilotprodu­ktion auf 198 Millionen Euro bauen, damit ist die Anlage das größte der im Südwesten geförderte­n Projekte.

 ?? FOTO: MANFRED STICH ?? Produktion von Knopfzelle­n in Ellwangen: Künftig will Varta auf der Ostalb auch große Zellen für Autobatter­ien herstellen.
FOTO: MANFRED STICH Produktion von Knopfzelle­n in Ellwangen: Künftig will Varta auf der Ostalb auch große Zellen für Autobatter­ien herstellen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany