Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Schultes: Rückzug hat nichts mit Niederlage zu tun
Nach 15 Jahren gibt der Kommunalpolitiker sein Sprecheramt bei „Wirtschaft im Gespräch“ab
BAD WALDSEE - Beim jüngsten Unternehmertreffen von „Wirtschaft im Gespräch“hat Initiator Bernhard Schultes seinen Rückzug vom Amt des Sprechers verkündet (wir berichteten). Diese Entscheidung stehe jedoch in keinem Zusammenhang mit seiner Niederlage bei der Bürgermeisterwahl. Vielmehr werde er sein ehrenamtliches Engagement in anderen Bereichen beibehalten, versicherte der Stadt- und Kreisrat sowie Mitbegründer des „Bad Waldseer Lauffiebers“im SZ-Gespräch. Aber er müsse sich nun auch wieder intensiver um seine berufliche Themen kümmern. „Schließlich kostet ein Wahlkampf richtig Geld, ob man gewinnt oder nicht!“
Dass seine Mitteilung die Vertreter der lokalen Wirtschaft überraschte, war an ihren Reaktionen abzulesen. Schließlich war es Schultes, der diesen Unternehmer-Treffpunkt im Rahmen seiner ersten Bürgermeisterkandidatur vor 15 Jahren aus der Taufe gehoben hat, und die zu einer gut frequentierten Veranstaltung wurde.
„Ich habe bislang doch kein Signal gesendet, dass ich mich angesichts des Wahlergebnisses beleidigt zurückziehe aus der Kommunalpolitik und der Waldseer Aktivszene, oder dass mir meine Heimatstadt nicht mehr wichtig wäre“, sagt Schultes. „Aber es muss mir zugestanden werden, dass ich mich in Ruhe orientieren kann und dass ich insbesondere meine schon lange gepflegten Ehrenämter hinterfrage“, begründet der Kommunalpolitiker seine Entscheidung in Sachen „Wirtschaft im Gespräch“. Dieses Format komme ohne ihn klar, zumal die Organisation inzwischen bei der kommunalen Wirtschaftsförderung angesiedelt sei. „Ich hätte vielleicht die eine oder andere Weiche anders gestellt, aber ich mag da auch nicht mehr reinreden“, so der Geburtshelfer über sein „Baby“, das schon lange selbst laufen könne. Weil man aufhören sollte, wenn es „am schönsten ist“, sei nun eben der Zeitpunkt für einen Rückzug vom Sprecheramt der Arbeitsgemeinschaft gekommen, betonte Schultes beim jüngsten Treffen im Schloss.
Gegründet wurde diese Reihe bekanntlich deshalb, weil Unternehmen und Gewerbetreibende die Kommunikation mit der Stadtverwaltung für verbesserungswürdig hielten. „2005 gab es noch keine Wirtschaftsförderung bei der Stadt und viele Unternehmen wussten gar nichts voneinander“, so Schultes rückblickend. Man habe mit ihm und Roland Schaette als AG-Sprecher einfach angefangen ohne Satzung und Budget, sich in verschiedenen Betrieben getroffen und kommunale Informationen ausgetauscht, die für die örtlichen Unternehmen relevant waren. Schultes: „Wichtig waren ein intensiverer Kontakt zum Rathaus, eine gute Vernetzung untereinander sowie eine gemeinsame Interessenvertretung und ein Standortmarketing.“
Inzwischen sei aus der Arbeitsgemeinschaft eine regelmäßige Großveranstaltung geworden mit der Behandlung zentraler Zukunftsthemen für die Arbeitswelt, die in attraktiven „Locations“von namhaften Referenten vorgestellt würden. Bei den letzten beiden Treffen im Erwin-HymerCenter
Bernhard Schultes
und vergangene Woche im Wasserschloss kamen jeweils knapp 100 Unternehmer zusammen. Shqipe Karagja von der städtischen Wirtschaftsförderung hat ein eigenes Budget für Veranstaltungstechnik, Referenten und Catering, sodass „Wirtschaft im Gespräch“professionell abgehalten werden kann.
Zum Abschied von seinem Sprecheramt brachte Bernhard Schultes im Schloss noch vier Wünsche vor für die Zukunft: „Dass die Reihe auch beim neuen Bürgermeister einen hohen Stellenwert genießt, dass sie sich verschlankt und auch in kleinen Betrieben stattfinden kann mit Schwerpunkt auf gegenseitigen Austausch, dass die Schulen wieder mehr eingebunden werden im Hinblick auf den Fachkräftemangel und dass zwei Waldseer Unternehmer als Mitorganisatoren in die künftige Programmgestaltung mit eingebunden werden!“Die Zukunft wird zeigen, ob diese Wünsche in Erfüllung gehen werden!
„Aber es muss mir zugestanden werden, dass ich mich in Ruhe orientieren kann.“