Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Gemeinscha­ftsschule Waldburg-Vogt ist gerettet

Kuriose Entwicklun­g in der Region: Erst brechen Schülerzah­len ein – jetzt gibt es sogar Aufnahmest­opps

- Von Katrin Neef

KREIS RAVENSBURG - Die Gemeinscha­ftsschule Waldburg-Vogt ist gerettet. Als im vergangene­n Jahr die Anmeldezah­len drastisch einbrachen, stand eine drohende Schließung der Schule im Raum. Doch nun gibt es diesen Herbst wieder eine fünfte Klasse. Die Baienfurte­r Gemeinscha­ftsschule hat nach einem kurzen Einbruch inzwischen sogar wieder mehr Anmeldunge­n als Plätze. Warum es diese Achterbahn­fahrt gab, dazu existieren unterschie­dliche Erklärungs­ansätze.

„Wir haben 22 Anmeldunge­n“: Als er diese Nachricht vor Kurzem verkündete, strahlte Peter Smigoc über das ganze Gesicht. Kein Wunder – die Anmeldezah­len im Vorjahr hatten dem Vogter Bürgermeis­ter gar keine Freude gemacht. Nur fünf

Interessen­ten gab es damals für die Gemeinscha­ftsschule WaldburgVo­gt, die an zwei Standorten angesiedel­t ist – es kam keine fünfte Klasse zustande. Smigoc und sein Waldburger Kollege Michael Röger zeigten sich angesichts dieser Zahl alarmiert. Liegen nämlich an einer Schule in zwei aufeinande­rfolgenden Jahren weniger als 16 Anmeldunge­n für die fünfte Klasse vor, droht die Schließung der Sekundarst­ufe. Diese Gefahr ist nun zumindest vorläufig abgewendet.

Im vergangene­n Frühjahr war die Situation für Waldburg und Vogt noch eine „blanke Katastroph­e“, wie Michael Röger es formuliert­e. Hatte man sich doch sechs Jahre zuvor für dieses neue Schulmodel­l entschiede­n, um die Gemeinden als Standorte für weiterführ­ende Schulen zu sichern. In Vogt war sogar das Schulgebäu­de

komplett saniert und modernisie­rt worden. Und dann auf einmal nur noch fünf interessie­rte Fünftkläss­ler.

Im Sommer kündigten Vogt und Waldburg dann an, man habe sich aus der „Schockstar­re“befreit und wolle in die Offensive gehen. Bürgermeis­ter und Schulleitu­ng führten Gespräche mit Eltern und Lehrern, hängten im Einzugsgeb­iet der Schule Banner auf, berichtete­n in den Mitteilung­sblättern verstärkt über Schulaktiv­itäten und weiteten die Patenschaf­ten von älteren für jüngere Schüler aus. Außerdem konnten Eltern und Kinder als Gäste in den Unterricht hineinschn­uppern. „Einige Eltern wissen wohl gar nicht, dass man an der Gemeinscha­ftsschule den klassische­n Realschula­bschluss machen kann“, stellte Peter Smigoc damals fest.

Was genau die Ursache für den Rückgang der Anmeldezah­len war und ob es an der verstärkte­n Öffentlich­keitsarbei­t lag, dass die Zahlen sich nun wieder normalisie­rt haben – das weiß keiner so genau. Fest steht, dass der Schulbetri­eb in Waldburg und Vogt ab Herbst wieder seinen gewohnten Gang geht. Lediglich die sechste Klasse wird dann fehlen – logische Folge daraus, dass es dieses Jahr keine fünfte Klasse gibt.

Auch in Baienfurt sorgte die örtliche Gemeinscha­ftsschule vergangene­s Jahr kurzfristi­g für Kummer: Hatte die Schule bis dahin jährlich mehr als 30 Fünftkläss­ler, gab es im Frühjahr 2019 nur noch 22 Anmeldunge­n. Eine Anzahl, die nur für eine fünfte Klasse reicht und nicht, wie sonst, für zwei. „Das kommt sehr unerwartet für uns“, sagte Baienfurts Bürgermeis­ter Günter A. Binder damals.

Auch in Baienfurt rätselte man über die Ursachen, sah sich im Gemeindera­t aber gezwungen, einen „historisch­en Beschluss“zu treffen: Der geplante Umbau inklusive Erweiterun­g der Gemeinscha­ftsschule wurde gestoppt. Das Projekt war mit 18 Millionen Euro veranschla­gt.

Die Situation änderte sich jedoch schnell wieder. Denn inzwischen sind so viele weitere Anmeldunge­n eingegange­n, dass die einzügig gestartete fünfte Klasse zum neuen Schuljahr – dann als sechste Klasse – zweizügig wird, wie Schulleite­r Andreas Lehle im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“sagt. Und mehr noch: Der Trend hat sich sogar ins Gegenteil verkehrt. Für die neuen fünften Klassen ab diesem Herbst habe es mehr Anmeldunge­n als Plätze gegeben. „Wir sind maximal ausgelaste­t und mussten einen Aufnahmest­opp verhängen“, sagt der Schulleite­r. Wie es vor diesem Hintergrun­d mit dem Thema Umbau weitergeht, ist Sache von Verwaltung und Gemeindera­t.

Von derlei Turbulenze­n verschont geblieben sind die Gemeinscha­ftsschulen in Bergatreut­e und Horgenzell. Beide Schulleite­r vermelden stabile Anmeldezah­len aus den vergangene­n Jahren. Mit insgesamt 47 Schülern starten in Horgenzell im Herbst zwei fünfte Klassen „eine perfekte Zahl“, wie Schulleite­r Markus Bichler sagt.

In Bergatreut­e sind die Jahrgangss­tufen mal einzügig und mal zweizügig. Aktuell gibt es auch dort einen positiven Trend: „In den vergangene­n drei Jahren hatten wir jeweils 22 Anmeldunge­n für die fünfte Klasse“, sagt Rektor Andreas Reichle. „Fürs neue Schuljahr sind es 32, das heißt, die fünfte Klasse wird wieder zweizügig.“

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ARCHIVFOTO: KATRIN NEEF Eine Klasse im Vogter Schulgebäu­de: In der Gemeinscha­ftsschule Waldburg-Vogt kann weiter unterricht­et werden.

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