Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Bahnhof: Reisebüro ist wieder geöffnet
Alter Fahrkartenschalter kommt in Aulendorf zu neuen Ehren
AULENDORF - Ein großes Fenster mit einer ovalen Luke in der Mitte, Gegensprechanlage und Drehteller unten dran: Eigentlich wirkt der alte Fahrkartenschalter in der Aulendorfer Bahnhofshalle irgendwie aus der Zeit gefallen. Jahrelang war er nicht mehr in Betrieb. Für Pit Dressler allerdings ist der alte Schalter die Lösung, wie er sein Bahnreisebüro „Die Fahrkarte“nach mehr als zweieinhalb Wochen coronabedingter Schließung wieder öffnen konnte.
Monatsfahrkarten, Studi-Tickets, Baden-Württemberg-Tickets oder auch für die ganz große Reise ein Interrail-Ticket; etwa 90 Prozent seines Umsatzes, sagt Dressler, mache er mit dem Verkauf von Bahnfahrkarten. Den Rest mit Städtereisen und selten auch mal mit einer Pauschalreise. Normalerweise, denn dann kam Corona. „Es hat uns ziemlich getroffen als privates Reisebüro“, sagt Dressler. Auch wenn sein Reisebüro generell ausgenommen gewesen wäre, habe auch er den Laden geschlossen, als klar war, dass die Geschäfte zubleiben müssen, berichtet er und verweist auf die Ansteckungsgefahr im engen Reisebüro mit offenem Verkaufstresen. „Wir wollten nichts riskieren.“
Seit Mittwoch hat „Die Fahrkarte“im Aulendorfer Bahnhof nun allerdings wieder geöffnet, wenn auch etwas anders als sonst. Der bisherige Verkaufsraum nämlich bleibt zu. „Wir haben die Zeit genutzt, um den alten Schalter im Bahnhofsgebäude wieder zu reaktivieren“, erzählt der Reiseverkehrskaufmann. Und genau den nutzt Dressler nun – indirekter Kundenkontakt ist dank der Glasscheibe
wieder möglich. Zudem hat Dressler Abstandsmarkierungen angebracht und Hinweisschilder zum Abstandhalten aufgehängt.
„So richtig viele werden nicht kommen, wir sind ja kein Baumarkt“, sagt Dressler, hofft allerdings, dass er in den nächsten Tagen wenigstens noch ein paar Studi- und Semestertickets verkaufen kann und der ein oder andere Kunde eine normale Reisefahrkarte benötigt. Die Öffnungszeiten sind auch reduziert, montags bis freitags von 9 bis 13 Uhr, samstags 9 bis 12.15 Uhr.
Dressler hat eine Mitarbeiterin, die ebenfalls im Reisebüro arbeitet, und einen Mitarbeiter, der sich im Homeoffice um die IT kümmert. Kurzarbeit ist derzeit kein Thema, denn obwohl kaum noch einer verreist, hat das Reisebüro viel zu tun. „Aber wir arbeiten eigentlich für nix: stornieren, umbuchen und unseren Kunden gut zureden.“Trotzdem, sagt Dressler, auch wenn er „ins Minus arbeite“: Mit dem reaktivierten Schalter wolle er ein Zeichen setzen, „dass wir für unsere Kunden da sind, auch in schweren Zeiten.“