Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
„Im Gebet die ganze Welt umarmen“
Kapelle der Schwestern der Heiligen Klara in Buchenstock steht für Besucher offen
GROSSHOLZLEUTE (ws) - Kurz vor 9 Uhr am Dienstag fahren – in normalen Zeiten – mehrere Autos bergwärts hinauf durch den kleinen Weiler Buchenstock, am Westrand der Adelegg. Dort, am Waldrand gelegen, befindet sich schon seit über 30 Jahren die Eremitage St. Klara. Es ist eine Niederlassung mit meist drei Schwestern aus dem Kloster der heiligen Klara in Bregenz. Dies wiederum ist der Familie der franziskanischen Gemeinschaft zugehörig.
Jeden Dienstagmorgen hält Pfarrer i. R. Hermann Seeger aus Isny in Buchenstock die heilige Messe. Die Schwestern Teresa, Rosi und Irene empfangen die Gäste, die teilweise von weit her kommen, und begleiten sie in die schlichte Hauskapelle. Wen sie noch nicht kennen, den machen sie darauf aufmerksam, dass der Zugang zur Kapelle den ganzen Tag über offen ist.
Wem noch ein bisschen kalt ist, der darf sich aus dem Nebenraum eine warme Decke holen, um sich damit einzupacken. Im Flur stehen im Regal ein paar Produkte zum Verkauf, die die Schwestern selbst herstellen: Salben, Öle, Kräutertees, kleine Ikonenbildchen. Pfarrer Seeger erinnert daran, dass die Gläubigen in diesen Wochen in der Passions- und Osterzeit leben, in denen sich Christen an den Leidensweg der Herrn bis zu seiner Auferstehung am Ostermorgen erinnern. „Eine besondere Zeit, die uns zur Umkehr und Einkehr bei Gott einlädt.“Ehe er die Messliturgie zelebriert, wird gemeinsam a-capella gesungen: „Ich steh vor Dir mit leeren Händen, Herr, fremd wie Dein Name sind mir Deine Wege. Seit Menschen leben, rufen sie nach Gott; mein Los ist Tod, hast Du nicht andern Segen? – Ich möchte glauben, komm mir doch entgegen.“
Nach der Messe bleibt ein von weit her angereister Mann noch lange vor dem Kruzifixus sitzen – und erzählt dann, dass seine Frau seit Jahren schwer krank ist und er sie zu Hause pflegen müsse. „Ich komme immer wieder hierher, weil ich hier die Kraft schöpfen kann, die ich tagtäglich brauche. Die Schwestern beten für mich. Ich kann auch jederzeit mit ihnen telefonisch Kontakt zum Gespräch aufnehmen und auch eine Weile vorbeikommen.“
„Wer mit ,leeren Händen’ zu uns kommt, der ist bei uns genau richtig“, sagt Schwester Irene. Man müsse keine bestimmte Konfession, keinen
Glauben, eigentlich nur sich selbst mitbringen, mit allem was dazugehört an Sorgen und Nöten; und immer mehr seien dies auch der Leistungsdruck und noch undefinierbare Zukunftsängste: „Ja, einen Funken Sehnsucht nach dem Leben mitzubringen, wäre nicht schlecht“, fügt sie noch hinzu. Das Anliegen der kleinen Schwesternschaft sei, durch ihre Angebote, ihr Zuhören und ihr ganzes Dasein, Menschen in ihrem Unterwegssein zu unterstützen.
Bezüglich ihrer Angebote gibt Schwester Teresa einen kurzen Einblick in den Tagesablauf: „Wir leben im Rhythmus unserer Tageszeitengebete, denen man sich gerne anschließen darf. Und wir bieten damit den ,Raum’ an, in dem sich das Leben ordnen, sich selbst, die eigene Mitte finden kann. Viele suchende und fragende Menschen, die bei uns ein paar Tage mitgelebt haben, wissen dann auf einmal, wie es weitergeht, und sie ziehen dann ihre ,Straße’ fröhlich weiter.“Es komme sogar vor, das Menschen in ihr kleines Kloster kommen, und es selbst noch gar nicht genau formulieren können, was sie überhaupt suchen und brauchen.
Schwester Irene muss in die Küche. Sie haben grade einen Gast in ihren zwei verfügbaren Gästezimmern beherbergt, der bei ihnen ein paar Tage mitlebt und mit dem sie gemeinsam auch zu Mittag essen. Sie wollen ja gerne ein offenes Haus sein in dem Gastfreundschaft erfahren wird.
Schwester Rosi, die Jüngste unter den Dreien, zitiert den Psalm 139 aus der Bibel: „Von allen Seiten umgibst Du mich, Gott, und hältst Deine Hand über mir.“Sie wolle damit ihren Glauben beschreiben, sagt sie. Es sei für sie das persönliche Gegenwärtigsein vor dem gegenwärtigen Gott, aus dem ihr Glaube lebe. „In der stillen Anbetung vor der Monstranz, vor Christus, schaut mich der liebende Gott an und ich bleibe wach für die Liebe zu den Menschen und für Christus.“
Ehe der Berichterstatter auch wieder den Berg hinabfährt – der Besuch erfolgte vor den Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie – in die Niederungen des Alltags, muss Schwester Teresa noch eine bescheidene Bitte loswerden: Man brauche in dieser kleinen Eremitage auch jeden Tag etwas zu essen und immer wieder auch das nötige Geld für eine dringende, kleine Anschaffung. Deshalb freue man sich immer über eine finanzielle Spende oder wenn ihnen jemand etwas in der Küche Verwertbares ans Haus stelle.
Durch die Beschränkungen wegen der Corona-Krise ist es notwendig, vor einem Besuch per Telefon unter 07562 / 2192 oder E-Mail an buchenstock@klaraschwestern.at Kontakt mit den Schwestern aufzunehmen. Mehr Infos unter:
www.klaraschwestern.at