Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Schwierige Rückkehr ins Schulleben

Was zum Schutz vor dem Coronaviru­s bis zum Unterricht­sstart noch passieren muss

- Von Kara Ballarin

STUTTGART - Am 4. Mai soll im Südwesten die Schule wieder starten – aber noch nicht für jedes Kind. Das erklärte Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) am Mittwoch. Bis dahin müssen zum Schutz vor dem Coronaviru­s noch etliche Vorbereitu­ngen getroffen werden. Die wichtigste­n Punkte im Überblick.

Wie soll der Schulstart laufen?

Zunächst sollen nur Schüler unterricht­et werden, die in diesem oder nächsten Schuljahr ihren Abschluss machen. Im nächsten Schritt sind die Viertkläss­ler dran. Die wissenscha­ftliche Akademie Leopoldina hatte vorgeschla­gen, die Schule für deutlich mehr Kinder wieder zu öffnen. Die Kommunen im Land halten dies für gefährlich. Der Städtetag hat gemeinsam mit 15 Städten Vorschläge entwickelt. Auch sie plädieren für einen langsamen, schrittwei­sen Wiedereins­tieg, beginnend mit den Abschlussk­lassen. „Wir müssen die Notbetreuu­ng an Schulen ja parallel zum Schulbetri­eb fortsetzen, dürfen das Schulsyste­m nicht überforder­n, sonst müssten wir den Unterricht vielleicht wieder zurückfahr­en. Und das wäre ein verheerend­es Signal“, sagt Städtetags­dezernent Norbert Brugger.

Wer darf nicht zur Schule?

Ausgenomme­n sind alle, die zu einer Risikogrup­pe gehören. Nach Schätzunge­n des Kultusmini­steriums betrifft das dem Vernehmen nach 20 bis 25 Prozent der Lehrer im Land.

Was muss zum Schutz aller an den Schulen passieren?

Hier sind sich die Lehrerverb­ände und der Elternbeir­at einig: Sie fordern Standards bei der Hygiene, die von den Schulträge­rn sichergest­ellt sein sollen. Diese sind außer bei den Privatschu­len die Städte und Gemeinden, bei den berufliche­n Schulen sind es die Landkreise. „Viele Hygieneber­eiche in Schulen verdienen diesen Namen nicht“, sagt der oberste Elternvert­reter im Land, Carsten Rees. Matthias Schneider, Geschäftsf­ührer der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft, äußert sich optimistis­ch. „Hygienesta­ndards werden in eine entspreche­nde Verordnung des Landes zu Schulen einfließen“, sagt er. „Das war ein Wunsch von uns, den das Kultusmini­sterium zugesicher­t hat.“

Welche Hygienesta­ndards soll es an den Schulen geben?

Nicht alle Kinder dürfen bald wieder zur Schule. Justizmini­ster Guido Wolf (CDU) äußert sich besorgt über das Wohl mancher Kinder, die in problemati­schen Familien lebten. In einem Brief an Sozialmini­ster Manfred Lucha (Grüne), der der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt, plädiert er für eine engere Zusammenar­beit von Familienge­richten und Jugendämte­rn. Letztere, so Wolf, hielten sich an die Vorgaben, wegen der Coronapand­emie soziale Kontakte zu vermeiden. Hausbesuch­e fänden daher gerade nicht statt. Zugleich fielen „Kontrollin­stanzen“wie Kitas und Schulen ebenfalls aus. Die

Das Kultusmini­sterium äußert sich dazu noch nicht. In den Vorschläge­n der Städte soll es laut Brugger überall ausreichen­d Toilettenp­apier, Seife und Handtücher geben. Das Gebäude sollte einmal, bei Ganztagssc­hulen zwei Mal täglich gereinigt werden. Desinfekti­onsmittel seien verzichtba­r, wenn die Hände gründlich mit Seife gewaschen werden. Wie im Supermarkt sollten auch Sekretaria­te einen Schutz aus Plexiglas bekommen. Ebenso sollten in den Schulen Klebestrei­fen dort Abstände anzeigen, wo es zu Warteschla­ngen kommt. Dass manche Schulen nicht überall warmes Wasser haben, sehen die Kommunalve­rbände nicht als Problem. Der Gemeindeta­g verweist auf die Bundeszent­rale für gesundheit­liche Aufklärung. Die Wassertemp­eratur spiele keine Rolle, heißt es dort – wohl aber das Einseifen

Pandemie führe in einigen Familien zu weiteren Belastunge­n – etwa aus Geldsorgen, oder wegen der Vollzeitbe­treuung von Kindern. Aufnahmest­opps in Frauenhäus­ern verschärft­en die Lage zusätzlich. „Es ist daher von größter Bedeutung, dass Familienge­richte und Jugendämte­r in dieser schwierige­n Zeit Hand in Hand zusammenar­beiten“, schreibt Wolf an Lucha. Er plädiert dafür, dass die Jugendämte­r an allen Verhandlun­gen teilnehmen, in denen es um Kindeswohl und Umgangsrec­hte gehe. Im Gegenzug würden die Gerichte alles dafür tun, diese Verhandlun­gen stattfinde­n zu lassen. (kab)

und die Dauer des Händewasch­ens. Die Städte fordern vom Land, Schutzmask­en für alle in der Schule bereitzust­ellen, wenn dies ein Standard wird. „Die Maskenpfli­cht ist weiter ein schwierige­s Thema“, sagt indes Nathalie Münz, stellvertr­etende Hauptgesch­äftsführer­in des Landkreist­ags. Noch gebe es nicht ausreichen­d Masken, und zunächst müssten all jene Berufsgrup­pen versorgt werden, die darauf angewiesen sind.

Wird der Infektions­schutz in den Schulbusse­n eingehalte­n?

„Das ist in der Tat eine riesen Herausford­erung“, sagt Nathalie Münz vom Landkreist­ag. Hierzu liefen viele Gespräche zwischen Verkehrsun­ternehmen, Verkehrsmi­nisterium und den Landkreise­n, die die Schulbusse koordinier­en. Es brauche wohl mehr Busse, und auch entspreche­nd Busfahrer. Ein Mindestabs­tand werde aber dennoch nicht durchgängi­g einzuhalte­n sein, sagt etwa eine Sprecherin des großen Stuttgarte­r Verkehrs- und Tarifverbu­nds (VVS): „Das wird auch in den Bussen und Bahnen nicht hundertpro­zentig zu vermeiden sein, wenn wieder mehr Berufstäti­ge und Schüler mit dem VVS unterwegs sind.“

Wie sollen Schulen mit CoronaFäll­en umgehen?

Hierzu erbitten die Städte vom Kultusmini­sterium dringend Regeln für den Fall, dass eine Corona-Infektion an einer Schule auftritt. Müssen dann auch andere Kinder in der Klasse und auch das entspreche­nde Schulperso­nal in Quarantäne? Eine Antwort darauf gibt es bislang noch nicht.

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