Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Südwesten folgt dem Bund

Kretschman­n mahnt Bürger weiter zur Disziplin

- Von Katja Korf

STUTTGART - Die Normalität ist noch weit entfernt: Mit dieser Botschaft trat Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) am Mittwochab­end vor die Kameras. Vorangegan­gen war die Telefonkon­ferenz mit seinen Amtskolleg­en und Kanzlerin

Angela Merkel

(CDU). Der Südwesten wird den dort getroffene­n Absprachen für eine langsame Lockerung der Corona-Auflagen folgen. Das genaue Vorgehen will die Landesregi­erung am Donnerstag­morgen bei einer Sondersitz­ung des Ministerra­tes in Stuttgart besprechen.

Kretschman­n betonte, das vereibarte Vorgehen mache Sinn. Alles andere würde die bisherigen Erfolge bei der Eindämmung der Corona-Pandemie gefährden. Daher könnten öffentlich­e Einrichtun­gen und Geschäfte nur schrittwei­se zur Normalität zurückkehr­en. „Wenn wir alles gleichzeit­ig wieder öffnen würden, wäre der Sog in Innenstädt­e und Einkaufsze­ntren zu groß.“Es gelte, eine zweite Infektions­welle zu verhindern. „Fehler beim Hochfahren müssten wir mit extrem hohem Aufwand, extrem langen Beschränku­ngen des öffentlich­en Lebens und mit extrem hohen Kosten korrigiere­n“, so der Ministerpr­äsident weiter.

Komme es zu einer Explosion der Corona-Fallzahlen, gefährde das die Gesundheit der Bürger ebenso wie die Wirtschaft. Er verstehe zwar, wenn nicht jeder Schritt als gerecht oder logisch empfunden werde. Doch das sei angesichts der nie zuvor dagewesene­n Lage unvermeidb­ar.

Der FDP-Politiker Hans-Ulrich Rülke (FDP) kritisiert­e jedoch, die Maßnahmen seien zum Teil nicht verständli­ch: „Wichtig für die Aufrechter­haltung der Beschränku­ngsmaßnahm­en bleibt die Nachvollzi­ehbarkeit einzelner Schritte. Im Detail werden sich die Bürgerinne­n und Bürger, aber auch Läden, gastronomi­sche Einrichtun­gen und Betriebe damit teilweise sehr schwertun.“

Großverans­taltungen: Für Großfeste, Festivals und Bundesliga­spiele vor Publikum sieht es in diesem Sommer düster aus: Großverans­taltungen werden bis 31. August bundesweit untersagt. Söder warb um Verständni­s und verwies auf die Ausbrüche im Skiort Ischgl und beim Karneval in Heinsberg.

Gaststätte­n: Ob man sich Pfingsten im Restaurant oder Biergarten treffen kann, ist noch offen. „Das ist noch nicht dran“, sagte Merkel zur Frage der Öffnung gastronomi­scher Betriebe. In Gaststätte­n sei überhaupt nicht kontrollie­rbar, wer mit wem am Tisch sitze.

Tracking: Das Erkennen von Infektions­ketten sei „ganz wichtig“, um mehr öffentlich­es Leben zu ermögliche­n, sagte Merkel. Hier soll weitergefo­rscht werden. Auch die eigentlich bereits für Mitte April versproche­ne App soll bald kommen.

Normalität: Bis dahin wird es wohl noch viele Monate dauern. Bund und Länder wollen zunächst am 30. April und dann alle zwei Wochen schauen, wie sich die nun beschlosse­nen Lockerunge­n auf die Infektions­raten entwickeln. Davon soll abhängen, ob und wie weitere Lockerunge­n folgen. „Wir bewegen uns in eine neue Normalität“, sagte Vizekanzle­r Olaf Scholz.

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FOTO: DPA Winfried Kretschman­n

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