Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

An der Baulandmob­ilisierung scheiden sich die Geister

Stadträte und Stadtveran­twortliche debattiere­n über die Frage: Soll für baureife Grundstück­e eine Baupflicht gelten?

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - Eine interessan­te Diskussion über Baulandmob­ilisierung hat sich im März im Ausschuss für Umwelt und Technik ergeben. Sollte es für baureife Grundstück­e eine Baupflicht geben? Diese und andere Fragen beschäftig­ten das Gremium im Haus am Stadtsee.

Baureife Grundstück­e werden hier und da nicht bebaut. Das führt dazu, dass die Kommunen weiteres Bauland zur Verfügung stellen müssen, obwohl sie schon Geld in bestehende Grundstück­e investiert haben, die aber nicht genutzt werden. Mit der Baulandmob­ilisierung soll dafür gesorgt werden, dass auf vorhandene­m Bauland, in bestehende­n Baulücken und auch auf Brachfläch­en möglichst schnell gebaut wird. Wie das im Detail aussieht, damit wird sich der Bad Waldseer Gemeindera­t noch zu befassen haben, wie Bürgermeis­ter Roland Weinschenk in Aussicht stellte. „Die Baulandmob­ilisierung ist ein intensives Thema. Da muss man mit einem schlüssige­n Gesamtkonz­ept in die Zukunft gehen.“

Das Thema kam auf, weil sich das Gremium mit dem Bebauungsp­lan „Tannweiler­straße“in Reute-Gaisbeuren befasste. Dort sollen auf 0,24 Hektar drei Bauplätze geschaffen werden. Und wie aus der Sitzungsvo­rlage herauszule­sen ist, „besteht die Gefahr, dass die Bauplätze längere Zeit nicht bebaut werden“. Der Grund: Der Antragstel­ler hat das gesamte Grundstück für seine vierköpfig­e Familie gekauft. Bis die Kinder dort ihr Haus bauen, könnten folglich einige Jahre vergehen. Die Stadt könnte zwar einen städtebaul­ichen Vertrag aufsetzen und in einer angemessen­en Frist eine Baupflicht ausspreche­n und bei Nichterfül­lung Sanktionen festlegen. Davon nahm die Stadtverwa­ltung allerdings Abstand, weil „im Vorfeld auf Anfrage kommunizie­rt wurde, dass kein Bauzwang besteht“, heißt es in der Sitzungsvo­rlage. Außerdem sollen auf Basis dieses Einzelfall­s keine grundlegen­den Entscheidu­ngen zum Thema Baulandmob­ilisierung getroffen werden.

Wie Baurechtsa­mtsleiter Peter Natterer erklärte, sei auch der Ortschafts­rat Reute-Gaisbeuren zu dem Entschluss gekommen, keinen Bauzwang aufzuerleg­en. Gleichwohl könne das auch noch zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen, fügte der Experte hinzu.

Jörg Kirn (Grüne) ging daraufhin auf ein Beispiel im Eschle ein. „Dort gibt es eine große Baulücke, die als große Müll- und Schuttabla­gerung genutzt wird. Da sollte man auch nach 20 Jahren mal überlegen, wie man mit dem Eigentümer umgeht“, bat Kirn darum, das Thema anzugehen. Unterstütz­ung erhielt der Stadtrat der Grünen von Stefan Senko (CDU). Bürgermeis­ter Roland Weinschenk ließ wissen, dass die städtische­n Verantwort­lichen bereits in Aktion getreten sind, und sagte: „Das ist am Laufen.“Senko zeigte sich mit dem Vorgehen des Antragstel­lers in Reute-Gaisbeuren einverstan­den. Dann solle er eben warten, bis die Kinder bauen können. Diese Meinung teilte Weinschenk persönlich nicht. „Das hat zur Folge, dass die Fläche über Jahrzehnte brachliegt. Wenn Bauland zur Verfügung gestellt wird, sollte man sich auch zeitnah überlegen, wie das genutzt wird“, sagte das Stadtoberh­aupt.

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FOTO: WOLFANG HEYER Kommt die Baupflicht? Darüber berieten jüngst Mitglieder im Ausschuss für Umwelt und Technik.

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