Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Familienbesucherin ist gut beschäftigt
80 Eltern nehmen das Angebot wahr – Bezahlbarer Wohnraum und Kita-Platz sind Themen
AULENDORF - Fragen zur Kindergartenanmeldung, Kritik an fehlendem Kinderarzt und Hebamme und ansonsten viel Lob für die Stadt: Das sind einige der Themen, die frischgebackene Eltern an die Familienbesucherin der Stadt Aulendorf herantragen. 80 Familien hat Mirjam Messner im vergangenen Jahr aufgesucht, um die Glückwünsche der Stadt zu überbringen und über Angebote zu informieren. Bei der Vorstellung des Jahresberichts im Verwaltungsausschuss Anfang März ließ die Familienbesucherin durchblicken, dass die 25-Prozent-Stelle knapp bemessen ist.
Seit 2013 nimmt die Stadt Aulendorf an dem Aktionsprogramm „Familienbesuche“teil. Derzeit und noch bis Ende 2023 wird jeder Familienbesuch mit 30 Euro über das Förderprogramm Kinder, Jugend und Familie des Landkreises Ravensburg bezuschusst. Ende 2018 stockte der Gemeinderat den Stellenumfang auf 25 Prozent auf, auch, damit das Offene Elterncafé im Hofgarten-Treff eingerichtet und wöchentlich abgehalten werden kann. Dazu kamen im vergangenen Jahr 80 Familienbesuche.
„Ich bin gut ausgelastet und habe im letzten Jahr auch einige Überstunden gemacht. Wenn es mehr wird, müsste man überlegen, ob die 25 Prozent reichen, momentan reichen sie gerade so“, sagte Messner und erläuterte, dass mittlerweile dazugehörende Aufgaben wie Zielgruppen mit Migrationshintergrund und vernetztes Arbeiten ursprünglich nicht Teil des Stellenprofils gewesen seien und es sich mehr zu einer Sozialarbeiterstelle hin entwickle. Zum Elterncafé erläuterte die Familienbesucherin, dass es von ganz unterschiedlichen Müttern, aber auch Vätern, angenommen werde; von Schwäbisch bis International, von junger Mutter bis zu Müttern im gesetzteren Alter. Bis zur vorübergehenden coronabedingten Schließung des Hofgarten-Treffs bot das Elterncafé jeden Donnerstagvormittag (außer in den Schulferien) Eltern mit und ohne Migrationshintergrund eine Anlaufstelle für Austausch und Gespräche. Immer wieder gab es auch spezielle Angebote mit Referenten etwa aus den Bereichen Erziehung oder Ernährung.
Zudem kommt die Familienbesucherin zu Eltern nach Hause. Den Termin bekommen die Familien mit dem Gratulationsschreiben des Bürgermeisters vorgeschlagen. Passt dieser nicht, können Eltern sich telefonisch bei der Familienbesucherin melden. 2019 wurden 88 Familien angeschrieben, drei Familien sagten den Termin ab, bei fünf weiteren war zum Termin keiner zu Hause, alle andere 80 Familien öffneten der Familienbesucherin die Tür.
Rund 45 Minuten, in Ausnahmefällen auch mal eine Stunde, dauerten die Besuche dann. Das Gespräch wurde laut Messner meist mit der
Mutter geführt, manchmal war der Vater mit dabei, oft auch Geschwisterkinder, Freundinnen oder Großeltern im Hintergrund.
Während des Besuchs überreicht die Familienbesucherin ein Geschenk – derzeit ein Body mit StorchMotiv und dem Aufdruck „I be a Auladorfer“– sowie eine von Grundschuloder Kindergartenkindern bedruckte Stofftasche mit einem Informationsordner. Darin finden Eltern etwa einen Gutschein der Stadt für einen Eltern-Kind-Kurs über 30 Euro, das Programmheft der VHS und des Hofgarten-Treffs, Flyer zur Ernährung, Impfungen und den U-Untersuchungen, Kindergartenanmeldung oder auch eine Broschüre des Landratsamts über Gefahren beim Schütteln von Säuglingen. Nicht oder im Lauf des Jahres nicht mehr verteilt wurden laut dem Jahresbericht allerdings der „Familienwegweiser“und die Bürgerinformationsbroschüre der Stadt Aulendorf, da diese veraltet waren.
„Themen sind oft das Kind, die neue Familiensituation und die Suche nach bezahlbarem Wohnraum“, schilderte Messner. Auffällig sei gewesen, wie viele Zugezogene aus der ganzen Bundesrepublik und auch Familien mit Migrationshintergrund bei mindestens einem Elternteil unter den besuchten Familien gewesen seien. Auffällig sei auch gewesen, dass es auf ihre Frage nach Lob und Kritik viel Lob für die Stadt gebe.
Auch das Thema Kindergartenplätze und Vergabeverfahren sei immer wieder angesprochen worden. Man merke, dass viele Familien digital orientiert seien, aber dass Angebote nicht online zu finden oder nicht aktuell seien. „Dass es keinen Frauenarzt, keinen Kinderarzt und keine Hebamme gibt, wird oft negativ angemerkt“, so Messner. Sie kommt auch zu zugezogenen Familien mit Kindern bis zwei Jahren. 2019 gab es für die Familienbesucherin im Bereich Kindeswohlgefährdung keinerlei Vorkommnisse.