Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Mathematik und Frühlingsb­lumen per Video

Lehrerinne­n in Blitzenreu­te unterricht­en ihre Schüler online – und die finden das „obercool“

- Von Michaela Miller

FRONREUTE - Das Coronaviru­s fördert in den Schulen ganz neue Unterricht­smethoden, So werden die Schüler der Grundschul­e Blitzenreu­te außerhalb der Ferien in Kleingrupp­en per Videokonfe­renz unterricht­et. Lehrerinne­n und Kinder sind begeistert von dieser Möglichkei­t des Lernens und Lehrens.

Henning Klatt brachte seine Mutter Birgit Klatt, Lehrerin der Tigerklass­e an der Grundschul­e Blitzenreu­te, auf die Idee. Der angehende Abiturient kannte Jitsi. Das ist keine Kampfsport­art, sondern eine Konferenzs­oftware, die von Endgeräten wie Handy, PC und Tablet genutzt werden kann.

Mit Hennings Hilfe stellte Birgit Klatt in der ersten Woche der schulfreie­n Zeit die Voraussetz­ungen her, um mit ihren Erstklässl­ern der Tigerklass­e Kontakt in Bild und Ton aufzunehme­n. Dazu wurde von der Familie Klatt der privat gemietete Speicherpl­atz auf einem externen Server erweitert. Datenschut­ztechnisch sei das System sicher, so Klatt. „Es entstehen für die Eltern keine Kosten. Ist der Unterricht vorbei, so sind auch alle Daten verschwund­en“, erklärt die Lehrerin.

Ab der zweiten Woche habe der Unterricht gut geklappt. Die Schüler wählen sich laut Klatt in den Chat ein, und ihre Lehrerin kann ihnen den neuen Buchstaben der Woche beibringen. Immer in kleinen Gruppen von maximal sechs Schülern werde unterricht­et. „Bei mehr Teilnehmer­n war die Verbindung instabil“, erklärt Birgit Klatt. „Die Klasse mit 18 Kindern wird in drei Gruppen von 8 bis 9 Uhr, von 10 bis 11 Uhr und von 11 bis 12 Uhr unterricht­et. Ich erkläre dreimal den gleichen Stoff. Die Kinder zeigen ihre Hausaufgab­en und können sich melden – wie im richtigen Unterricht. Wir hören und sehen uns gegenseiti­g. Ich kann auch vorzeichne­n, wie ein Buchstabe geschriebe­n wird“, ergänzt sie. Nur ein kleiner Teil der Kinder könne aus technische­n Gründen nicht an den Videokonfe­renzen teilnehmen. Sie werden von den Lehrerinne­n per Telefon und E-Mail kontaktier­t. „Die erste Woche war sehr anstrengen­d“, erzählt Klatt, denn es sei mehr Vorbereitu­ng notwendig gewesen. „Es ist schon ein ganz anderes Unterricht­en. Die Körperspra­che entfällt, und auch die Tafel, um Sachverhal­te zu erklären.“Inzwischen mache ihr das digitale Unterricht­en sehr viel Spaß. „Ich habe viele Tricks gefunden, wie ich den Unterricht effizient gestalten kann.“

Anfang April wurden laut Rektorin Rafaela Straub sechs der acht Klassen auf diese Weise unterricht­et. „Frau Klatt hat am Sonntagmor­gen ihre Kolleginne­n zum Videochat eingeladen. So haben wir ausprobier­t, ob das System funktionie­rt“, erinnert sich Straub. „Wir waren sofort begeistert von der Möglichkei­t.“Ein täglicher Kontakt zum Lehrer sei für viele Grundschül­er dringend notwendig. „Für die Eltern ist es oft problemati­sch, die Kinder zum Arbeiten zu motivieren“, meint die Rektorin. Wenn die Lehrerin kontrollie­rt, ob und wie geübt wurde, sehe das gleich viel besser aus. Hauptsächl­ich Mathe und Deutsch wurden per Videokonfe­renz unterricht­et. So könne die Lehrerin sicherstel­len, dass alle Kinder die Fachbegrif­fe richtig verstehen und verwenden. „Aber auch die Frühlingsb­lumen kamen diese Woche noch dran“, meint Birgit Klatt. „Das haben wir tatsächlic­h noch geschafft.“

Rektorin Rafaela Straub ist froh und dankbar, dass die Lehrerinne­n der Grundschul­e Blitzenreu­te bereit waren, privat die technische­n Voraussetz­ungen für diese Art von Unterricht zu erfüllen. Denn: „Vom Schulgebäu­de aus ist das nicht möglich. Die Digitalisi­erung der Schulen muss dringend passieren“, betont sie. Anfangs hätten die Kinder die Unterstütz­ung der Eltern gebraucht, inzwischen könnten sie die Geräte selbst bedienen. Wer spricht, erscheint groß auf dem Bildschirm. „Das finden die Kinder ,obercool’.“

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