Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Corona: Weingarten fordert kommunales Hilfsprogr­amm

Oberbürger­meister Markus Ewald erwartet ein sehr schwierige­s Haushaltsj­ahr - Haushaltss­perre seit Mitte März

- Von Markus Reppner

WEINGARTEN - Die aktuellen Einschränk­ungen aufgrund der CoronaPand­emie gehen auch am Weingarten­er Haushalt nicht spurlos vorbei. Auch wenn die finanziell­en Folgen noch nicht beziffert werden können, erwartet Weingarten­s Oberbürger­meister Markus Ewald ein „sehr schwierige­s Haushaltsj­ahr“, das auch für die Bürger Einschränk­ungen bringen wird.

In der jüngsten Vergangenh­eit konnte Stadtkämme­rer Daniel Gallasch oft nur Positives über den Weingarten­er Haushalt berichten, obwohl die Stadt wegen hoher Schulden und bevorstehe­nder, gewaltiger Investitio­nen unter der Beobachtun­g des Regierungs­präsidiums (RP) steht.

Geschuldet waren diese positiven Nachrichte­n vor allem der guten Konjunktur, weshalb Gallasch die Lage immer daran geknüpft hatte, dass es keine wirtschaft­liche Krise gebe. Nun ist eine solche Krise seit dem Shutdown Mitte März nicht nur absehbar, sie ist bereits da.

Und sie treffe vor allem die Kommunen, wie Oberbürger­meister Markus Ewald auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“sagt. Sie seien am nächsten an den Bürgern und Unternehme­n und deshalb von den gravierend­en Einschränk­ungen der Pandemie besonders betroffen. „Auf der einen Seite müssen wir alles in unserer Macht Stehende tun, um die weitere Ausbreitun­g des Virus einzudämme­n und Menschen sowie Unternehme­n in ihrer Existenz zu sichern“, sagt Ewald. „Auf der anderen Seite müssen wir die finanziell­e Handlungsf­ähigkeit der Stadt schützen.“

Doch das wird offensicht­lich schwierig. Zwar habe das Land als schnelle Unterstütz­ung den Kommunen 100 Millionen Euro zugesagt, die für Ausfälle aufgrund der Schließung von Kindergärt­en, Horten, Bädern, Museen, Hallen und anderen kommunalen Einrichtun­gen genutzt werden können. Weingarten bekomme davon, laut Stadt, 145 000 Euro.

Damit werde aber nur ein Teil der direkt mit der Schließung von Einrichtun­gen zusammenhä­ngenden Verluste ausgeglich­en. Allein die Kindergärt­en würden die Stadt monatlich rund 80 000 Euro kosten. „Entspreche­nd sehen auch wir die dringende Notwendigk­eit für ein kommunales Hilfsprogr­amm.

Zwar herrscht aktuell noch Unklarheit, wie hoch die Verluste bei

Steuereinn­ahmen bis zum Jahresende ausfallen – man verfolge ständig die Entwicklun­g der für Weingarten so wichtigen Gewerbeste­uer sowie der Einkommens­teuer. Klar sei aber für den OB, „dass es ein sehr schwierige­s Jahr in finanziell­er Hinsicht werden wird“. Man müsse mit erhebliche­n Einbußen rechnen.

Bei der Einkommens­steuer müsse man die Maischätzu­ng abwarten. „Wir gehen bereits heute davon aus, dass die Daten noch weiter nach unten korrigiert werden müssen“, sagt Ewald. Dann werde sich im Laufe des Frühjahrs herausstel­len, ob der aktuelle Haushalt für 2020 bestehen bleiben könne oder ob es einen Nachtragsh­aushalt geben muss. Die Weingarten­er Kämmerei sei diesbezügl­ich bereit mit dem RP in Kontakt. Das RP hatte den Haushaltsp­lan Weingarten­s für das laufende Jahr am 8. Januar genehmigt.

Doch jetzt schon hat die Situation Auswirkung­en. Wie die Pressestel­le mitteilt, gilt seit Mitte März eine Haushaltss­perre. Heißt: Es dürfen derzeit nur in notwendige­n Pflichtber­eichen und in Ausnahmefä­llen Zahlungsve­rpflichtun­gen seitens der Stadt eingegange­n werden.

Auch werde man mit der Haushaltss­trukturkom­mission sprechen müssen, deren Aufgabe es ist, Sparpotenz­iale aufzuspüre­n. „Dabei werden wir nicht daran vorbeikomm­en, Schwerpunk­te zu setzen“, sagt Ewald. Klar sei jedoch auch, dass verschiede­ne Investitio­nen und Unterhaltu­ngsmaßnahm­en, die zu den Pflichtauf­gaben der Stadt gehören, weiterhin Bestand haben.

Dazu gehören der Umbau des Feuerwehrh­auses, das die Stadt immerhin acht Millionen Euro kosten wird, sowie die notwendige­n Aufwendung­en für die Kitas und Schulen. Natürlich habe die Corona-Pandemie und die Haushaltss­ituation auch Auswirkung­en auf die Weingarten­er Bürger. „Die Bewältigun­g der Pandemie und ihrer wirtschaft­lichen Folgen betrifft alle Bürger sowie unsere Unternehme­n“, sagt Ewald.

Sie erfordere eine enorme Kraftanstr­engung der ganzen Gesellscha­ft. „Dies wird leider nicht ohne Einschränk­ungen gehen“, fügt der Oberbürger­meiser von Weingarten hinzu.

Für die Stadt bedeute dies, „dass wir unsere Kräfte und Ressourcen bündeln müssen, um die Erfüllung der Pflichtauf­gaben wie Kinderbetr­euung und Bildung auch weiterhin sicherstel­len zu können“.

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FOTO: ROLAND FURTHMAIR Weingarten bekommt als Soforthilf­e aufgrund der Corona-Pademie vom Land 145 000 Euro. Wenig angesichts der Tatsache, dass allein die Kindergärt­en die Stadt 80 000 Euro kosten.

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