Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Absagen und Verschiebungen bei der Kulturplanung
Kleinkunstabende bei „Kultur am See“entfallen – Leinwand im Waldseer Stadtkino Seenema bleibt dunkel
BAD WALDSEE - Absagen und verschieben auf neue Termine in besseren Zeiten: Nach diesem Modus verfahren auch die Waldseer Kulturverantwortlichen in der Corona-Krise. So sind bei „Kultur am See“jüngst zwei ausverkaufte Veranstaltungen im Haus am Stadtsee geplatzt, im Stadtkino Seenema bleibt die Leinwand seit Wochen dunkel. Und an diesem beklagenswerten Zustand dürfte sich dann auch nach Bekanntgabe der aktualisierten Rechtsverordnung des Landes (wir berichteten) so schnell nichts ändern.
„Das zweite Halbjahresprogramm 2020 von ,Kultur am See’ steht zwar bereits, aber wir werden erst Mitte Juni wissen, welche Veranstaltungen
davon auch stattfinden können“, beschreibt Hans Ehinger, wie schwierig sich die Organisation von Kulturformaten in Krisenzeiten gestaltet. Die letzten beiden Kleinkunstabende im März und April mussten abgesagt werden, und was aus dem Auftritt des Kabarettisten Philipp Weber Ende Mai wird, sei „aktuell offen“.
Betroffen von den vielen Absagen und Ausfällen sind zunächst die selbstständig tätigen (Klein)Künstler, die auf Monate hinaus keine Gagen mehr bekommen, weil öffentliche Auftritte mit Rücksicht auf den Gesundheitsschutz untersagt sind. „Aber auch die Agenturen der Künstler stöhnen, weil nichts mehr geht - auch die Veranstaltungstechniker gehen leer aus und es zeichnet sich im Moment leider noch keine richtige Perspektive ab“, zeigt Ehinger die Leiden der Branche auf.
Aktuell würden deshalb für 2021 noch keine Verträge geschlossen, weil zunächst die abgesagten Veranstaltungen im kommenden Jahr nachgeholt werden sollen. „Aber das ist nicht ganz so einfach, weil eine bekannte Kabarettistin wie Luise Kinseher, die wir gerade canceln mussten, bereits bis Ende 2021 ausgebucht ist“, sagt Ehinger. Die Bayerin hätte am 4. April auch in der Kurstadt vor komplett ausverkauftem Haus am Stadtsee auftreten können, wenn dies das Coronavirus nicht verhindert hätte. Die TouristInformation Bad Waldsee erstattet übrigens den Ticketpreis für ausgefallene Veranstaltungen. „Da derzeit aber vieles rückabgewickelt werden muss, verzögert sich alles etwas. Sobald die Rückgabe möglich ist, werden wir alle Käufer entsprechend informieren“, so Marc Fischer dazu.
Und was aus dem geplanten „Kleinkunstzelt“für 100 Zuschauer wird, das Ehinger mit dem Kulturverein „Spektrum K“im Rahmen des diesjährigen Altstadt- und Seenachtfestes in Planung hat, wird sich erst entscheiden, wenn die neue CoronaRechtsverordnung aus Stuttgart im Rathaus vorliegt. Sollte das Stadtfest wie berichtet Anfang August abgesagt werden müssen, entfiele 2020 diese Neuauflage des früheren „Hinterhofspektakels“.
Auch das Stadtkino Seenema musste seinen Spielbetrieb und die Kunstausstellungen Mitte März coronabedingt einstellen. „Ja klar, das ist schade, zumal wir für unsere Schulkinowoche im März sage und schreibe 800 Anmeldungen bekamen von den Schulen und mehrere neue Projekte am Start hatten, wie etwa ,young seenema’“, bekennt Vorstand Eugen Detzel. Er hofft, dass das kommunale Kino spätestens Ende August wieder öffnen könne.
„Da wollten wir in Kooperation mit dem ,Prisma’ Ferienfilme für Schüler zeigen und auf Initiative der Volkshochschule wird es im Herbst erstmals spezielle Filmtage geben bei uns“, blickt Detzel voraus auf möglichst bessere Zeiten. „Notfalls wird halt nur jeder zweiten Platz belegt im Kinosaal, dann stimmt der Abstand.“Einstweilen hoffen die Seenema-Betreiber, dass sie auch im laufenden Jahr wieder einen städtischen Kulturzuschuss erhalten, der Voraussetzung sei für eine entsprechende Landesförderung. Detzel: „Uns fehlen seit Mitte März eben die Einnahmen.“