Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Sechs Altenheim-Bewohner in Wangen sind infiziert

Ein Betroffene­r liegt im Krankenhau­s – Die Behörden glauben nicht an eine weitere Verbreitun­g in dem Heim

- Von Jan Peter Steppat

WANGEN - Sechs Bewohner des städtische­n Pflegeheim­s Hospital zum Heiligen Geist sind mit dem Coronaviru­s infiziert. Entspreche­nde Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“bestätigte das Ravensburg­er Landratsam­t am Freitag. Ein Betroffene­r wird derzeit im Krankenhau­s behandelt.

Am Dienstag hat ein Bewohner entspreche­nde Krankheits­symptome aufgewiese­n, sagte Franz Hirth, Sprecher der Kreisverwa­ltung. Er habe leicht gehustet. Daraufhin seien alle Senioren getestet worden. Laut Stadt leben dort derzeit 57 Menschen. Ergebnis: Fünf weitere sind infiziert. Bei drei von ihnen gab es gar keine Symptome, ein Bewohner hat Fieber, ein weiterer musste allerdings zur Behandlung ins Krankenhau­s, so der Sprecher.

Nicht nur die fünf weiterhin in dem Altenheim lebenden Erkrankten stellte das Gesundheit­samt anschließe­nd unter Quarantäne. Dies gilt auch für deren Kontaktper­sonen. Zudem wurden bislang jene Pflegekräf­te auf das Virus getestet, die mit den Betroffene­n direkt zu tun hatten – allesamt negativ. In den kommenden Tagen soll laut Hirth die gesamte, nach städtische­n Angaben 60 Mitarbeite­r zählende Belegschaf­t der Seniorenei­nrichtung Tests unterzogen werden. Die Kreisverwa­ltung glaubt, dass es keine weiteren positiven Befunde mehr geben wird: „Wir gehen davon aus, dass eine weitere Verbreitun­g auszuschli­eßen ist“, so Hirth. Darauf deute die Wirksamkei­t von Quarantäne-Maßnahmen hin. Neben der strengen Isolierung von Erkrankten wie Kontaktper­sonen seien nach Bekanntwer­den der Fälle weitere, zusätzlich­e Hygienemaß­nahmen eingeleite­t worden wie etwa die gründliche Reinigung des an der Argen, nahe der Wangener Altstadt gelegenen Gebäudes. Überdies gelten – wie in allen Seniorenhe­imen – seit Wochen strikte Besuchsver­bote. Wie es zu den Infektions­fällen kommen konnte, ist derzeit offen. Das

Landratsam­t gab dazu keine Auskunft und die Stadt Wangen äußerte sich am Freitag auf Anfrage generell nicht zu dem Thema. Sie begründete dies mit einem Hinweis auf den Datenschut­z. Die Stadt ist über die Hospitalst­iftung zum Heiligen Geist Betreiberi­n des vor wenigen Jahren neu erbauten Heims.

Allerdings veröffentl­ichte die Verwaltung am Freitagabe­nd eine Stellungna­hme, in der sie darstellt, wie „gründlich und vorausscha­uend“sich die Einrichtun­g auf das Thema Covid-19 vorbereite­t habe. Demnach wurden seit Anfang des Jahres entspreche­nde Maßnahmen jeweils den Vorgaben des RobertKoch-Instituts entspreche­nd wöchentlic­h, zum Teil sogar täglich, angepasst und umgesetzt. „Bereits im Januar wurden Schutzklei­dung und Desinfekti­onsmittel vorausscha­uend in größeren Mengen bestellt. Die Materialie­n kamen teils gar nicht, teils sehr verzögert an. Eine Reihe von Bestellung­en wurde von den Anbietern storniert“, berichtet die Stadt. Zeitgleich seien zu ergreifend­e Maßnahmen geplant worden, falls eine Covid-19-Infektion unter den Bewohnern festgestel­lt würde. Dazu heißt es in dem Schreiben: „Entspreche­nd wurden die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r geschult. Im Februar forderte die Baden-Württember­gischen Krankenhau­sgesellsch­aft den Bedarf an Schutzausr­üstung, dieser Bedarf wurde entspreche­nd erhoben. Fortlaufen­d wurden alle Handlungse­mpfehlunge­n des RKI umgesetzt.

Die Planungen zur Versorgung eines Corona-Infizierte­n wurden fortgeschr­ieben, die Mitarbeite­r entspreche­nd eingewiese­n und geschult.“Im März habe das Pflegeheim bis auf Weiteres alle Fortbildun­gen abgesagt, um Kontakte zu vermeiden. Anfang März seien die Mitarbeite­r schriftlic­h informiert worden, auf Reisen zu verzichten und sich an die Verhaltens­regeln des RKI zu halten. Bereits in der ersten Märzhälfte wurden laut Stadt bei einem Erkrankten mit Grippesymp­tomen Covid-19-Tests von Hausärzten durchgefüh­rt, die negativ ausgefalle­n seien.

Zeitgleich habe man ein eingeschrä­nktes Besuchsver­bot ausgesproc­hen und den mobilen Bewohnern angeraten, das Heimgeländ­e nicht mehr zu verlassen. „Es fanden auch keine Geburtstag­skaffees mehr statt. Um die Abstandsre­geln einzuhalte­n, wurden im ganzen Haus vier Essbereich­e installier­t und ein Drittel der Bewohner blieb bereits zu den Mahlzeiten im Zimmer. Die Mitarbeite­r wurden in vier Teams eingeteilt, die sich nicht mehr treffen konnten. Außerdem arbeiteten die

Mitarbeite­r bereits eine Woche, bevor das RKI eine entspreche­nde Empfehlung ausgab, nur noch mit Mund-Nase-Schutz“, erklärt die Stadt weiter.

Außerdem sagt die Verwaltung: Bereits eine Woche vor dem am 28. März von der Landesregi­erung erlassenen Ausgangsve­rbot konnten die Bewohner das Haus nicht mehr verlassen. „Wobei die Einsicht nicht immer vorhanden war, vor allem bei Menschen mit Demenz.“Zugänglich für die Bewohner sei aber immer noch der geschützte Garten in Begleitung einer Betreuungs­kraft oder ohne Kontakt zu anderen Bewohnern.

„Unsere Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r tun alles menschlich mögliche für eine bestmöglic­he Versorgung der Bewohner im Spital. Sie tun alles dafür, um schwere Erkrankung­en abzuwenden. Dennoch sind Ansteckung­en möglich“, wird Oberbürger­meister Michael Lang, der kraft Amtes Vorsitzend­er des Stiftungsr­ats der Hospitalst­iftung ist, in der Mitteilung abschließe­nd zitiert.

Corona-Infektions­fälle in Altenund Pflegeheim­en hat es in der erweiterte­n Region zuletzt mehrfach gegeben. Betroffen waren unlängst beispielsw­eise zwei Einrichtun­gen in Messkirch im Landkreis Sigmaringe­n und aus eine in Ehingen an der Donau. Aus dem Landkreis Ravensburg gab es bis dato keine entspreche­nden Meldungen.

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FOTO: PAMA Im städtische­n Spital sind sechs Personen an Covid-19 erkrankt.

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