Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Sechs Altenheim-Bewohner in Wangen sind infiziert
Ein Betroffener liegt im Krankenhaus – Die Behörden glauben nicht an eine weitere Verbreitung in dem Heim
WANGEN - Sechs Bewohner des städtischen Pflegeheims Hospital zum Heiligen Geist sind mit dem Coronavirus infiziert. Entsprechende Informationen der „Schwäbischen Zeitung“bestätigte das Ravensburger Landratsamt am Freitag. Ein Betroffener wird derzeit im Krankenhaus behandelt.
Am Dienstag hat ein Bewohner entsprechende Krankheitssymptome aufgewiesen, sagte Franz Hirth, Sprecher der Kreisverwaltung. Er habe leicht gehustet. Daraufhin seien alle Senioren getestet worden. Laut Stadt leben dort derzeit 57 Menschen. Ergebnis: Fünf weitere sind infiziert. Bei drei von ihnen gab es gar keine Symptome, ein Bewohner hat Fieber, ein weiterer musste allerdings zur Behandlung ins Krankenhaus, so der Sprecher.
Nicht nur die fünf weiterhin in dem Altenheim lebenden Erkrankten stellte das Gesundheitsamt anschließend unter Quarantäne. Dies gilt auch für deren Kontaktpersonen. Zudem wurden bislang jene Pflegekräfte auf das Virus getestet, die mit den Betroffenen direkt zu tun hatten – allesamt negativ. In den kommenden Tagen soll laut Hirth die gesamte, nach städtischen Angaben 60 Mitarbeiter zählende Belegschaft der Senioreneinrichtung Tests unterzogen werden. Die Kreisverwaltung glaubt, dass es keine weiteren positiven Befunde mehr geben wird: „Wir gehen davon aus, dass eine weitere Verbreitung auszuschließen ist“, so Hirth. Darauf deute die Wirksamkeit von Quarantäne-Maßnahmen hin. Neben der strengen Isolierung von Erkrankten wie Kontaktpersonen seien nach Bekanntwerden der Fälle weitere, zusätzliche Hygienemaßnahmen eingeleitet worden wie etwa die gründliche Reinigung des an der Argen, nahe der Wangener Altstadt gelegenen Gebäudes. Überdies gelten – wie in allen Seniorenheimen – seit Wochen strikte Besuchsverbote. Wie es zu den Infektionsfällen kommen konnte, ist derzeit offen. Das
Landratsamt gab dazu keine Auskunft und die Stadt Wangen äußerte sich am Freitag auf Anfrage generell nicht zu dem Thema. Sie begründete dies mit einem Hinweis auf den Datenschutz. Die Stadt ist über die Hospitalstiftung zum Heiligen Geist Betreiberin des vor wenigen Jahren neu erbauten Heims.
Allerdings veröffentlichte die Verwaltung am Freitagabend eine Stellungnahme, in der sie darstellt, wie „gründlich und vorausschauend“sich die Einrichtung auf das Thema Covid-19 vorbereitet habe. Demnach wurden seit Anfang des Jahres entsprechende Maßnahmen jeweils den Vorgaben des RobertKoch-Instituts entsprechend wöchentlich, zum Teil sogar täglich, angepasst und umgesetzt. „Bereits im Januar wurden Schutzkleidung und Desinfektionsmittel vorausschauend in größeren Mengen bestellt. Die Materialien kamen teils gar nicht, teils sehr verzögert an. Eine Reihe von Bestellungen wurde von den Anbietern storniert“, berichtet die Stadt. Zeitgleich seien zu ergreifende Maßnahmen geplant worden, falls eine Covid-19-Infektion unter den Bewohnern festgestellt würde. Dazu heißt es in dem Schreiben: „Entsprechend wurden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschult. Im Februar forderte die Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft den Bedarf an Schutzausrüstung, dieser Bedarf wurde entsprechend erhoben. Fortlaufend wurden alle Handlungsempfehlungen des RKI umgesetzt.
Die Planungen zur Versorgung eines Corona-Infizierten wurden fortgeschrieben, die Mitarbeiter entsprechend eingewiesen und geschult.“Im März habe das Pflegeheim bis auf Weiteres alle Fortbildungen abgesagt, um Kontakte zu vermeiden. Anfang März seien die Mitarbeiter schriftlich informiert worden, auf Reisen zu verzichten und sich an die Verhaltensregeln des RKI zu halten. Bereits in der ersten Märzhälfte wurden laut Stadt bei einem Erkrankten mit Grippesymptomen Covid-19-Tests von Hausärzten durchgeführt, die negativ ausgefallen seien.
Zeitgleich habe man ein eingeschränktes Besuchsverbot ausgesprochen und den mobilen Bewohnern angeraten, das Heimgelände nicht mehr zu verlassen. „Es fanden auch keine Geburtstagskaffees mehr statt. Um die Abstandsregeln einzuhalten, wurden im ganzen Haus vier Essbereiche installiert und ein Drittel der Bewohner blieb bereits zu den Mahlzeiten im Zimmer. Die Mitarbeiter wurden in vier Teams eingeteilt, die sich nicht mehr treffen konnten. Außerdem arbeiteten die
Mitarbeiter bereits eine Woche, bevor das RKI eine entsprechende Empfehlung ausgab, nur noch mit Mund-Nase-Schutz“, erklärt die Stadt weiter.
Außerdem sagt die Verwaltung: Bereits eine Woche vor dem am 28. März von der Landesregierung erlassenen Ausgangsverbot konnten die Bewohner das Haus nicht mehr verlassen. „Wobei die Einsicht nicht immer vorhanden war, vor allem bei Menschen mit Demenz.“Zugänglich für die Bewohner sei aber immer noch der geschützte Garten in Begleitung einer Betreuungskraft oder ohne Kontakt zu anderen Bewohnern.
„Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tun alles menschlich mögliche für eine bestmögliche Versorgung der Bewohner im Spital. Sie tun alles dafür, um schwere Erkrankungen abzuwenden. Dennoch sind Ansteckungen möglich“, wird Oberbürgermeister Michael Lang, der kraft Amtes Vorsitzender des Stiftungsrats der Hospitalstiftung ist, in der Mitteilung abschließend zitiert.
Corona-Infektionsfälle in Altenund Pflegeheimen hat es in der erweiterten Region zuletzt mehrfach gegeben. Betroffen waren unlängst beispielsweise zwei Einrichtungen in Messkirch im Landkreis Sigmaringen und aus eine in Ehingen an der Donau. Aus dem Landkreis Ravensburg gab es bis dato keine entsprechenden Meldungen.