Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Internetseite „Maske für Dich“schafft es ins Fernsehen
Wissenssendung „Galileo“berichtet – Internetseite zeigt, wo es genähte Mundschutzmasken gibt – Bad Waldseer hat das Projekt mit initiiert
BAD WALDSEE - Genähte Mundschutzmasken für alle zugänglich machen: Dieses Ziel verfolgt eine neue Internetseite, an der Matthias Thorner aus Bad Waldsee mitwirkt. Die Initiative dazu entstand durch einen bundesweiten Ideenwettbewerb. Über die Internetseite will nun auch das Pro7-Wissensmagazin „Galileo“berichten, wie Thorner freudig berichtet.
Bei dem sogenannten Hackathon der Bundesregierung hatte der 64Jährige seine Idee eingebracht, Masken gratis an ältere Menschen zu verschicken. Schnell kam er über digitale Kanäle ins Gespräch mit anderen Interessierten, die ähnliche Vorhaben umsetzten wollten, und es entstand eine Gruppe von rund 80 Engagierten aus ganz Deutschland. Das Ergebnis: eine gemeinsame Internetseite mit Karte, die dabei hilft, schnell an eine selbstgemachte Maske zu kommen. Rund 160 Näherinnen haben sich bereits eingetragen, darunter die Waldseerin Brigitte Fuchs („Golfmarie“).
„Helfen, helfen, helfen, damit wir da alle gemeinsam schnell wieder rauskommen“, so beschreibt Thorner seine Motivation, warum er sich bei dem Ideenwettbewerb unter dem Motto #WirVsVirus eingebracht hat. Mehr als 20 000 User mit rund 1500 digitalen Projekten hatten sich an dem Ideenwettbewerb beteiligt. 20 Projekte des Hackathons unter Begleitung von Dorothee Bär, Staatsministerin für Digitalisierung, wurden ausgewählt und sollen nun dabei helfen, einige der Auswirkungen der Corona-Pandemie zu bewältigen.
Auch wenn die Seite „Maske für Dich“nicht unter den prämierten Projekten gelandet ist, entstand über den Ideenwettbewerb rasch ein Austausch und ein Netzwerk mit Gleichgesinnten. Anstatt mehrere verschiedene Projektideen zum Thema Masken
umzusetzen, haben sich die Engagierten zusammengetan, um „gemeinsam etwas Schönes und Sinnvolles zu erschaffen“, wie der 64-Jährige erläutert. Und die entstandene Seite hat sich nach Angaben des IT-Spezialisten und früheren Geschäftsführers von Adobe in München rasant entwickelt. „Das Ganze läuft an wie verrückt“, so Thorner, der heute als Berater und Freiberufler tätig ist. 160 Näherinnen und Näher aus ganz Deutschland und auch einige aus Wien und Linz haben sich bereits registriert und bieten Masken an.
Das Prinzip der Homepage ist recht simpel: Wer nähen kann, trägt seine Angebote auf der Seite ein. Es können Fotos hochgeladen und Adresse sowie Telefonnummer angegeben werden. Auf einer Karte wird der Standort angezeigt, sodass Interessierte für ihren Ort oder ihre Region auf schnellen Blick einen Ansprechpartner finden. Ob das Angebot kostenlos ist oder eine Art Tauschgeschäft (Stoff muss selbst besorgt werden, Maske wird dann kostenfrei genäht), bleibe den Nutzern selbst überlassen und müsse individuell vereinbart werden, erläutert Thorner. Zudem gibt es Nähanleitungen, Gebrauchs- und Pflegehinweise, Wissenswertes über Mundschutzmasken. Wie er berichtet, gebe es in Tschechien (Maskenpflicht) eine ähnliche Internetseite mit Karte. Dort seien bereits vor einiger Zeit mehr als 2000 Näherinnen mobilisiert worden, die in ein paar Tagen mehr als drei Millionen Masken hergestellt haben. „Wir wollen das Gleiche für Deutschland erreichen, allerdings ist es um einiges größer als Tschechien, wir brauchen also noch mehr Masken.“
Begeistert ist Thorner, der als Mitinitiator der Internetseite zum 30-köpfigen Kernteam der Gruppe gehört, sowohl über das Zustandekommen als auch über die Resonanz.
„Über den Hackathon-Wettbewerb haben wir zusammengefunden. Es sind ganz tolle Leute dabei, die ich sonst nie getroffen hätte.“So seien viele Grafik-Designer und Web-Entwickler dabei, aber auch Physiker und Ärzte. Die Arbeit sei in Teams aufgeteilt, so gebe es Zuständigkeiten etwa für Presseanfragen, die technischen Abläufe wie das Erstellen der Karte oder Ansprechpartner für die Näherinnen. Er selbst sei in mehreren Bereichen aktiv, vor allem aber auch bei Übersetzungen und bei der Kartenerstellung. „Ich habe jahrelang selbst solche Karten gebaut“, berichtet Thorner. In Bad Waldsee hat er bereits Brigitte Fuchs für die Internetseite gewinnen können, die aus Golfmode Mundschutzmasken näht (die SZ berichtete).
Auch das Echo auf die Internetseite, die absolut „gemeinnützig und temporär“sei, begeistert den 64-Jährigen. So sei die Seite auf der Homepage des Bundesministeriums für Gesundheit verlinkt und die Initiative von Prominenten „Maske auf“verweise auf das Projekt. Besonders erfreut ist der Wahl-Waldseer, dass die Fernsehsendung „Galileo“voraussichtlich am 20. April den bereits gedrehten Beitrag ausstrahlen wird. Auch in einem WDR-Podcast kamen die Macher von „Maske für Dich“bereits zu Wort.
Aus Bad Waldsee, Aulendorf und den jeweiligen Ortschaften werden noch weitere Näher und Näherinnen gesucht. Die Internetseite heißt maps.maskefuerdich.de. Auf der Seite des Bundesministeriums für Gesundheit ist „Maske für Dich“verlinkt (#maskefuerdich). Auch auf Instagram, Facebook und Twitter ist das Angebot zu finden.