Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Morddrohungen, Einbrüche und zerstochene Reifen
Nach Anfeindungen verlässt Pfarrer aus Nigeria Pfarrei
SPEYER/ULM (dpa/mö) - Nach zahlreichen Anfeindungen hat der aus Nigeria stammende Pfarrer Patrick Asomugha am Montag die Pfarrei in der pfälzischen Gemeinde Queidersbach verlassen. „Die Sorge für den Schutz und die Gesundheit von Pfarrer Asomugha macht diesen Schritt unumgänglich“, sagte Generalvikar Andreas Sturm vom Bistum Speyer. „Es wäre unverantwortlich, Pfarrer Asomugha weiterhin der Bedrohung auszusetzen.“
Im Bistum Rottenburg-Stuttgart ist kein Fall rassistischer Anfeindungen gegen Geistliche aus dem Ausland bekannt. Nach Angaben eines Sprechers sind in der württembergischen Diözese 214 Priester mit ausländischen Wurzeln tätig, das entspricht etwa einem Drittel der aktiven Priester.
In Deutschland kommen etwa 20 Prozent der knapp 13 000 katholischen Priester aus dem Ausland. Viele stammen aus Indien oder Polen, andere vom afrikanischen Kontinent. Denn der Priestermangel ist vielerorts so groß, dass auf ausländische Geistliche nicht verzichtet werden kann. Wurden vor 50 Jahren in Deutschland noch etwa 500 Priester jährlich geweiht, sind es heute nur noch etwa 70 bis 80.
Dem Bistum Speyer zufolge gab es seit Mitte 2019 immer wieder Anfeindungen gegen den Pfarrer aus Nigeria. Außer zwei Einbrüchen in das Pfarrhaus mit großem Sachschaden waren unter anderem die Reifen seines Autos zerstochen worden. Im März hinterließen Unbekannte auf dem Garagentor eine Morddrohung. Zwei Tage später zertrümmerten Unbekannte zwei Glasflaschen vermutlich mit Alkohol vor der Tür des Pfarrhauses.
Viele Bürger hätten auf die Nachricht vom erzwungenen Wechsel mit Bedauern reagiert, sagte Queidersbachs Bürgermeister Ralph Simbgen. „Queidersbach ist ein sehr offenes Dorf und mit Sicherheit nicht rassistisch“, sagte der CDU-Politiker. Das Dorf hat etwa 2900 Einwohner.
Der aktuelle Fall im Bistum Speyer weckt Erinnerungen an die monatelange rassistische Hetze gegen den früheren Pfarrer von Zorneding in Bayern. Der aus dem Kongo stammende katholische Priester hatte 2015/16 Morddrohungen erhalten, nachdem er ausländerfeindliche Parolen einer Gemeinderätin und CSUOrtsvorsitzenden öffentlich verurteilt hatte.