Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
DHL – Demut, Hoffnung, Liebe
Die drei Buchstaben DHL sind für mich nicht nur die Initialen eines weltweit tätigen großen Logistikunternehmens, sondern gelten als Anfangsbuchstaben für „Mutmacherbegriffe“. Aber eines nach dem anderen.
Was hat sich nicht alles geändert in gut vier Wochen. Alles ist auf den Kopf gestellt. Da sind wir Menschen als Macher und Agierende dieser Welt, für welche nichts schwierig genug sein konnte, ganz plötzlich nur zu Reagierenden geworden. Wir haben nichts mehr im Griff, wir werden ergriffen von einem unsichtbaren Feind, der einfach mal um die Ecke kam, vielleicht auch angekündigt, aber nicht wirklich wahrgenommen. Nach dem Motto: immer weiter, immer höher, immer schneller eilten wir von Erfolg zu Erfolg. Blieb jemand in dieser schnelllebigen Gesellschaft zurück, hat er eben Pech gehabt. Es wurde alles dem Streben nach noch mehr Profit untergeordnet, egal ob es im Gesundheitswesen war oder wo auch immer, die Globalisierung musste dann immer herhalten und war damit häufig ein Totschlagargument.
Wie sehr hier Fehler gemacht wurden, sehen wir jetzt im Gesundheitsbereich. Fragen wie, warum müssen Krankenhäuser privatisiert werden, warum muss die Herstellung von Tabletten oder die Herstellung von Schutzkleidung ins Ausland verlegt werden, müssen jetzt gestellt und ausdiskutiert werden.
Ich will aber nun zu meinen „Mutmacherbegriffen“kommen. D wie Demut: „Bei vielen hat das Wort ,Demut’ einen negativen Beiklang. Dies, weil unter Demut oftmals Un- terwürfigkeit, Selbstauf- gabe, Gehorsam und was so mehr in diese Richtung geht, verstanden wird, und das ist etwas, was dem natürlichen Menschen, der ,etwas sein und darstellen’ möchte, zutiefst widerstrebt“. (Autor: Jürgen Bauer). Demut hat vor allem aber etwas mit Mut zu tun. Demut bedeutet für mich vor allem, Mut zu haben, für andere da zu sein. Sich selbst nicht in den Vordergrund zu stellen, sondern dem anderen dienlich zu sein. Und wie viele haben in diesen Tagen den Mut zum Dienen vielleicht neu, erstmalig entdeckt. Es ist großartig, wie eine Gemeinschaft zusammenwachsen kann. Wir denken an unseren Nächsten, geben – vielleicht zum ersten Mal – mehr, als wir nehmen. Machen anderen MUT.
H wie Hoffnung: Hoffnung darauf, dass diese Krise bald ein Ende findet. Hoffnung, dass wir alle aus dieser Krise etwas mitnehmen, das es lohnt zu bewahren. Ich denke unter anderem an die häufigen Aufrufe immer wieder, auch von vielen Prominenten, zu beten und Gott zu bitten, uns in dieser Situation zu helfen. Wie großartig, wenn der bayerische Ministerpräsident von einem faszinierenden Glauben an Jesus erzählt. Ich denke an die tollen Aktionen, Kerzen in die Fenster zu stellen und zu einem bestimmten Zeitpunkt zu beten. Was ist dies für eine Zeit, wenn öffentlich zum Gebet aufgerufen wird. Übrigens: „Gebet kann Berge versetzen.“Es muss aber ausprobiert werden, sonst kann man diese Erfahrung nicht machen. Ich wünsche jedem Leser dieser Zeilen diese Erfahrung. Vielleicht besteht auch eine begründete Hoffnung, dass die kirchlichen Angebote wieder mehr in Anspruch genommen werden. Vielleicht besuchen Sie wieder einmal einen Gottesdienst in Ihrer Gemeinde, die Verantwortlichen freuen sich.
L wie Liebe: Wie vermissen wir in diesen unwirklichen Zeiten die Nähe zu unseren Lieben. Wie schmerzt es, wenn Opa und Oma nicht mit den Enkeln zusammen sein dürfen. Wie weh tut es, wenn Mutter und Vater nicht zu Besuch kommen können, oder der dringend notwendige Krankenbesuch, oder der Besuch im Altenheim verboten ist. Wie gerne würden wir uns wieder einmal mit lieben
Freunden zum Essen verabreden. Wie sehr sehnen wir uns danach, die Lieben bald wieder in den Arm zu nehmen, die Freude wird überragend sein, wenn das Kontaktverbot gelockert oder aufgehoben wird. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, dies ist das größte aller Gebote in der Bibel. Diese Nächstliebe sollten wir uns bewahren für die Zeit nach Corona. Was in dieser Krise gut war und auf eine erstaunliche Weise von ganz vielen gelebt wurde, sollte uns in dieser kommenden „NachCoronaZeit“erhalten bleiben.
Ich wünsche Ihnen und mir den Mut, demütig den anderen wichtiger zu nehmen als sich selber. Die Liebe zu erfahren, die Sie verdient haben, weil jeder Mensch diese Liebe braucht, und die Liebe an andere weiterzugeben, weil es sich lohnt, sich in der Liebe zu verschwenden.
Ich wünsche Ihnen eine stabile Gesundheit, wenn Sie krank sind, eine baldige Genesung.
Wolfgang Pfefferle, Bad Waldsee