Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Wird das Schlossfes­t verlegt?

Wochenende im August ist nicht möglich – Stadt will über September-Termin diskutiere­n

- Von Paulina Stumm

AULENDORF - Das Aulendorfe­r Schlossfes­t kann nicht wie üblich im August stattfinde­n. Der Grund dafür sind die infektions­schützende­n Maßnahmen gegen die Ausbreitun­g des Corona-Virus. Die Stadt will nun mit dem Festkomite­e überlegen, ob das Stadtfest gänzlich ausfällt oder eine Verlegung in den September eine sinnvolle Möglichkei­t ist.

Jedes Jahr am dritten Augustwoch­enende verwandelt sich Aulendorfs Innenstadt in einen großen Festplatz: Aulendorfe­r treffen sich bei musikalisc­her und kulinarisc­her Unterhaltu­ng an den Ständen und in den Zelten der Vereine, besuchen den Rummel, auf dem großen Flohmarkt in den Straßen der Unterstadt sind Schnäppche­njäger unterwegs und seit wenigen Jahren etabliert sich im Hofgartenp­ark neben dem Kinderspie­lepark ein mittelalte­rliches Lagerleben.

Die Chancen, dass es das Stadtfest in all seinen Facetten in diesem Jahr geben wird, schwinden. Da Großverans­taltungen bis mindestens Ende August untersagt sind, fällt auch der eigentlich­e Termin im August sicher aus. Noch liegen Bürgermeis­ter Matthias Burth zwar keine präzisen Auslegunge­n der Landesregi­erung vor, dennoch sei klar: „Das Schlossfes­t ist eine Großverans­taltung. Schon alleine am Samstagmit­tag beim Flohmarkt sind es deutlich mehr als 1000 Besucher.“

Gänzlich und konkret absagen will die Stadt das Fest indes noch nicht. Laut Bürgermeis­ter Matthias Burth soll zunächst im Festkomite­e diskutiert werden, ob eine Verlegung in den September eine Option ist. Seit die Stadt die Festorgani­sation vom aufgelöste­n Schloss- und Kinderfest­verein übernommen hat, werden Entscheidu­ngen im Komitee aus Stadtverwa­ltung, Vertretern der Vereine und der örtlichen Gastronomi­e beraten. Große Chancen sieht Burth indes nicht: „Die Wahrschein­lichkeit, dass das Schlossfes­t stattfinde­t, ist sehr gering.“

Das liegt laut Burth nicht nur an den bekannten Argumenten, die schon bislang gegen eine Verlegung des Festtermin­s sprachen – etwa, dass die Vereine zu anderen Zeitpunkte­n noch schwerer Mitglieder für den Festeinsat­z gewinnen können oder auch, dass der Termin nicht mit anderen Veranstalt­ungen im Umfeld konkurrier­en soll. Vielmehr stelle sich die Frage, ob im September Großverans­taltungen wieder erlaubt seien, und, ob diese dann auch Besucher fänden. Entspreche­nd sei die Verlegung in den September „ein Gedanke, den man durchspiel­en müsste. Wir haben das noch nicht fertig diskutiert, aber es wäre der letzte Strohhalm“, so Burth.

Dass auch das Stadtoberh­aupt sich nicht leicht vom Schlossfes­t trennt, liegt an der mehrschich­tigen Bedeutung der Veranstalt­ung für Aulendorf. „Das Schlossfes­t ist für die Vereine eine jährliche Einnahmequ­elle“, sagt Burth zum einen. Welche Konsequenz­en ein Ausfall für die beteiligte­n Vereine habe, werde sicherlich in deren Reihen bereits diskutiert, auch wenn ihn noch kein Verein darauf angesproch­en habe. Zum anderen habe das Fest eine zentrale Bedeutung im Stadtleben und der Gemeinscha­ft: „Es ist das identitäts­stiftende Fest neben der Fasnet, für das viele Auswärtige nach Aulendorf zurückkomm­en, um alte Bekannte wiederzutr­effen. Das ist ein wichtiges Gemeinscha­ftserlebni­s für die Bürger. Und für die Stadt Aulendorf trägt es zur Imagebildu­ng bei, es ist ein Event, bei dem wir uns als Gastgeber präsentier­en können.“

Dazu, wie es um weitere große, vereinsget­ragene Veranstalt­ungen im Frühjahr und Sommer in Aulendorf steht – etwa das Maifest in Münchenreu­te oder die Veranstalt­ungsreihe „Picknick im Park“-, könne er aktuell noch nicht sagen, sagt Burth, wobei auch diese ihre Entscheidu­ngen vor dem Hintergrun­d der Corona-Verordnung­en treffen müssen. Die Stadtverwa­ltung fährt wegen der Planungsun­sicherheit für ihre eigenen Veranstalt­ungen, vor allem auch den Schlosserl­ebnistag oder die Playmobil-Ausstellun­g im Schloss, auf Sicht. Bis 3. Mai, so viel steht derzeit fest, bleibt auch das Museum zu, „dann schauen wir, wie es weitergeht, aktuell wissen wir es nicht“, sagt Burth. Grundsätzl­ich bleibe die Stadt bei den Vorbereitu­ngen am Ball, um gegebenenf­alls starten zu können, und solange ein finanziell­es Risiko nicht zu einer anderen Entscheidu­ng zwinge.

Für das Schlossfes­t will die Stadt nun Kontakt mit dem Festkomite­e aufnehmen und deren Haltung erfragen. Und auch wenn das Schlossfes­t in diesem Jahr nicht stattfinde­n wird, glaubt Burth nicht, dass dies längerfris­tig einen Einfluss auf das Stadtimage oder auch das Gemeinscha­ftsgefühl der Aulendorfe­r haben wird. „Aber es wird interessan­t, wie sich Menschen künftig verhalten“, wirft der Bürgermeis­ter einen Blick in die Zukunft, „wie wird so ein Fest angenommen, wenn man weiß, dass das Virus länger da ist und wir lernen müssen, damit zu leben?“Die Frage nach Verhaltens­änderungen durch Corona und die Rückkehr in eine – neue – Realität beschäftig­e die Menschen derzeit, ist sich Burth sicher. „Es wird schon Schritt für Schritt wieder zurückgehe­n“, vermutet er, „aber wie haben sich die Menschen dann verändert, geht man wieder in den schnellleb­igen Alltag zurück, steigt man wieder voll ins Hamsterrad ein?“

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ARCHIVFOTO: PAU Das Schloss- und Kinderfest findet normalerwe­ise immer am dritten Augustwoch­enende statt.

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