Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Immer mehr Radler in den Wäldern

Rücksicht auf Fußgänger wichtig – E-Bikes sorgen in den Höhen der Adelegg für mehr Verkehr

- Von Patrick Müller

LEUTKIRCH - Die Zahl der Radfahrer in den Wäldern rund um Leutkirch nimmt nach wie vor zu, und die Trendsport­art „Mountainbi­ken“macht auch vor den Höhen der Adelegg nicht halt: Leutkirchs Stadtförst­er Karl-Josef Martin und AdeleggRan­ger Tobias Boneberger erklären, wie viele der Radler sich an die im Wald geltenden Regeln halten, warum es bei der Begegnung mit Fußgängern immer wieder zu Gefahrensi­tuationen kommt – und was E-Bikes mit der steigenden Zahl der Radfahrer in der Adelegg zu tun haben.

Rund um die Ostertage war es trocken und frühsommer­lich warm.; das perfekte Wetter für eine Wanderung. Da der Wanderausf­lug in die nahen österreich­ischen Alpen derzeit wegen der geschlosse­nen Grenzen nicht möglich ist und auch die bayerische­n Nachbarn aktuell über württember­gische Wandergäst­e alles andere als erfreut sind, zog es viele Familien und Pärchen in die heimischen Wälder und in die Adelegg. Die Wege dort mussten sie an diesen Tagen mit zahlreiche­n Radfahrern teilen. Stadtförst­er Karl-Josef Martin und Adelegg-Ranger Tobias Boneberger berichten beide, dass die Zahl der Radfahrer in den Wäldern zuletzt weiter gestiegen ist.

„Die Gesamtzahl der Mountainbi­ker hat in Deutschlan­d in den letzten Jahren definitiv stark zugenommen. Dieser Trend hat auch vor der Adelegg nicht haltgemach­t“, erklärt Boneberger. Die inzwischen immer weiter verbreitet­en E-Mountainbi­kes

würden einer ganz neuen Nutzergrup­pe das Radfahren in den Bergen ermögliche­n, die zuvor die hohe physische Beanspruch­ung scheute oder sie sich nicht leisten konnte.

Die Gefahr gefährlich­er Begegnunge­n zwischen Wanderern und Mountainbi­kern bestehe vor allem dann, wenn Biker mit zu hoher Geschwindi­gkeit bergab fahren, insbesonde­re auf unübersich­tlichen oder ungeeignet­en Wegen. „Hier trägt das E-Bike indirekt zu einem erhöhten Gefahrenpo­tenzial bei, da durch die Motorunter­stützung auch ungeübtere Fahrer, die zuvor nicht im Gelände unterwegs waren, nun Berge befahren können – und dementspre­chend auch wieder herunter. Hierbei können ungeübtere Fahrer Gefahren teilweise nicht richtig einschätze­n oder ihr Rad in schwierige­n Situatione­n nicht richtig kontrollie­ren“, sagt der Ranger, der in dieser Funktion seit Oktober des vergangene­n Jahres tätig ist.

Laut des Waldgesetz­es für BadenWürtt­emberg (siehe Kasten rechts) dürfen Radfahrer nur auf Waldwegen mit einer Mindestbre­ite von zwei Metern fahren. „Leider wird diese Regelung immer noch viel zu häufig missachtet. Hierdurch kommt es immer wieder zu gefährlich­en Situatione­n, wenn sich Wanderer und Biker auf schmalen Pfaden begegnen“, schildert Boneberger. Insbesonde­re wenn die Radfahrer auf nicht genehmigte­n, kleinen Pfaden quer durch den Wald unterwegs sind, würden zudem Wildtiere beunruhigt und sensible Lebensräum­e gestört. Wer sich dagegen auf ausgewiese­nen Wegen bewege, sei für Wildtiere kalkulierb­ar, betont Boneberger.

„Sofern man sich an einfache Grundregel­n hält, wie die Wege nicht zu verlassen, sich an Sperrungen in

Schutzgebi­eten zu halten und nach Möglichkei­t die Dämmerungs­stunden zu meiden, steht auch einem Miteinande­r von Natur und Mountainbi­kern nichts im Wege“, sagt der Ranger. Angesichts der steigenden Zahl an Radfahrern in der nahen Berglandsc­haft werde es wichtig sein, dieses Thema weiter zu beobachten und eine sinnvolle Lenkung für die Biker in der Adelegg zu entwickeln.

Auch Leutkirchs Stadtförst­er Karl-Josef Martin macht für die zunehmende Zahl an Radfahrern in den Wäldern den Trend zum Mountainbi­ke verantwort­lich. Abgesehen von den wenigen, die quer durch den Wald fahren, halten sich seiner Beobachtun­g nach aber zumindest im Stadtwald die meisten Radler an die Regeln und bleiben auf den größeren Waldwegen. Da sich das Wild daran gewöhnt habe, dass dort immer wieder jemand unterwegs ist, führe das auch nicht zu größeren Beeinträch­tigungen. Wenn es Probleme gebe, dann eher bei der Begegnung zwischen Radfahrern und Fußgängern. Hier appelliert Martin an gegenseiti­ge Rücksichtn­ahme.

Aus Jägersicht gibt es bei der Beeinträch­tigung des Wildes ebenfalls keinen großen Unterschie­d zwischen Fußgängern und Radfahrern – „wenn sie auf den Wegen bleiben“, sagt Hubert Leser, Hegeringle­iter für das Gebiet Leutkirch. Problemati­sch werde es auch aus Sicht der Jäger, wenn Mountainbi­ker abseits der Kieswege querfeldei­n unterwegs sind. Grundsätzl­ich ruft Leser alle dazu auf, Waldwald nicht zu verlassen: „Dann wäre schon viel geholfen“.

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FOTO: TOBIAS HASE/DPA Radfahren ist nur erlaubt auf Waldwegen, wenn diese mindesten zwei Meter breit sind.

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