Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Immer mehr Radler in den Wäldern
Rücksicht auf Fußgänger wichtig – E-Bikes sorgen in den Höhen der Adelegg für mehr Verkehr
LEUTKIRCH - Die Zahl der Radfahrer in den Wäldern rund um Leutkirch nimmt nach wie vor zu, und die Trendsportart „Mountainbiken“macht auch vor den Höhen der Adelegg nicht halt: Leutkirchs Stadtförster Karl-Josef Martin und AdeleggRanger Tobias Boneberger erklären, wie viele der Radler sich an die im Wald geltenden Regeln halten, warum es bei der Begegnung mit Fußgängern immer wieder zu Gefahrensituationen kommt – und was E-Bikes mit der steigenden Zahl der Radfahrer in der Adelegg zu tun haben.
Rund um die Ostertage war es trocken und frühsommerlich warm.; das perfekte Wetter für eine Wanderung. Da der Wanderausflug in die nahen österreichischen Alpen derzeit wegen der geschlossenen Grenzen nicht möglich ist und auch die bayerischen Nachbarn aktuell über württembergische Wandergäste alles andere als erfreut sind, zog es viele Familien und Pärchen in die heimischen Wälder und in die Adelegg. Die Wege dort mussten sie an diesen Tagen mit zahlreichen Radfahrern teilen. Stadtförster Karl-Josef Martin und Adelegg-Ranger Tobias Boneberger berichten beide, dass die Zahl der Radfahrer in den Wäldern zuletzt weiter gestiegen ist.
„Die Gesamtzahl der Mountainbiker hat in Deutschland in den letzten Jahren definitiv stark zugenommen. Dieser Trend hat auch vor der Adelegg nicht haltgemacht“, erklärt Boneberger. Die inzwischen immer weiter verbreiteten E-Mountainbikes
würden einer ganz neuen Nutzergruppe das Radfahren in den Bergen ermöglichen, die zuvor die hohe physische Beanspruchung scheute oder sie sich nicht leisten konnte.
Die Gefahr gefährlicher Begegnungen zwischen Wanderern und Mountainbikern bestehe vor allem dann, wenn Biker mit zu hoher Geschwindigkeit bergab fahren, insbesondere auf unübersichtlichen oder ungeeigneten Wegen. „Hier trägt das E-Bike indirekt zu einem erhöhten Gefahrenpotenzial bei, da durch die Motorunterstützung auch ungeübtere Fahrer, die zuvor nicht im Gelände unterwegs waren, nun Berge befahren können – und dementsprechend auch wieder herunter. Hierbei können ungeübtere Fahrer Gefahren teilweise nicht richtig einschätzen oder ihr Rad in schwierigen Situationen nicht richtig kontrollieren“, sagt der Ranger, der in dieser Funktion seit Oktober des vergangenen Jahres tätig ist.
Laut des Waldgesetzes für BadenWürttemberg (siehe Kasten rechts) dürfen Radfahrer nur auf Waldwegen mit einer Mindestbreite von zwei Metern fahren. „Leider wird diese Regelung immer noch viel zu häufig missachtet. Hierdurch kommt es immer wieder zu gefährlichen Situationen, wenn sich Wanderer und Biker auf schmalen Pfaden begegnen“, schildert Boneberger. Insbesondere wenn die Radfahrer auf nicht genehmigten, kleinen Pfaden quer durch den Wald unterwegs sind, würden zudem Wildtiere beunruhigt und sensible Lebensräume gestört. Wer sich dagegen auf ausgewiesenen Wegen bewege, sei für Wildtiere kalkulierbar, betont Boneberger.
„Sofern man sich an einfache Grundregeln hält, wie die Wege nicht zu verlassen, sich an Sperrungen in
Schutzgebieten zu halten und nach Möglichkeit die Dämmerungsstunden zu meiden, steht auch einem Miteinander von Natur und Mountainbikern nichts im Wege“, sagt der Ranger. Angesichts der steigenden Zahl an Radfahrern in der nahen Berglandschaft werde es wichtig sein, dieses Thema weiter zu beobachten und eine sinnvolle Lenkung für die Biker in der Adelegg zu entwickeln.
Auch Leutkirchs Stadtförster Karl-Josef Martin macht für die zunehmende Zahl an Radfahrern in den Wäldern den Trend zum Mountainbike verantwortlich. Abgesehen von den wenigen, die quer durch den Wald fahren, halten sich seiner Beobachtung nach aber zumindest im Stadtwald die meisten Radler an die Regeln und bleiben auf den größeren Waldwegen. Da sich das Wild daran gewöhnt habe, dass dort immer wieder jemand unterwegs ist, führe das auch nicht zu größeren Beeinträchtigungen. Wenn es Probleme gebe, dann eher bei der Begegnung zwischen Radfahrern und Fußgängern. Hier appelliert Martin an gegenseitige Rücksichtnahme.
Aus Jägersicht gibt es bei der Beeinträchtigung des Wildes ebenfalls keinen großen Unterschied zwischen Fußgängern und Radfahrern – „wenn sie auf den Wegen bleiben“, sagt Hubert Leser, Hegeringleiter für das Gebiet Leutkirch. Problematisch werde es auch aus Sicht der Jäger, wenn Mountainbiker abseits der Kieswege querfeldein unterwegs sind. Grundsätzlich ruft Leser alle dazu auf, Waldwald nicht zu verlassen: „Dann wäre schon viel geholfen“.