Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Der Kampf seines Lebens

Am 22. April 1995 verlor Axel Schulz in Las Vegas umstritten gegen George Foreman

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BERLIN (SID/dpa) - Die Niederlage in Las Vegas gegen George Foreman war für Axel Schulz im Nachhinein ein Glücksfall. Denn von dieser skandalöse­n Niederlage lebt Schulz noch heute – auch, weil er sich clever vermarktet­e. Er ist TV-Experte, Berater von zwei Boxställen und gibt sein eigenes Bier heraus. Das trägt – natürlich – den Namen „Schuuulz“.

Axel Schulz ist 25 Jahre nach dem Skandalurt­eil im Kampf seines Lebens gegen George Foreman mit sich und der Boxwelt im Reinen. „Das war für mich ein glückliche­r Umstand, dass ich gegen so eine Legende boxen durfte“, sagt Schulz. „Ich hatte natürlich auch Glück, dass das Urteil weltweit so einen großen Protest ausgelöst hat.“In den Morgenstun­den des 23. Aprils 1995 hatten in Deutschlan­d fast vier Millionen Zuschauer RTL eingeschal­tet, um den WM-Kampf des blonden Kraftpaket­s aus Frankfurt/Oder gegen George Foreman zu sehen. Im MGM Grand Hotel von Las Vegas war Schulz der bessere Boxer. „Ich bin immer schön rechts rumgegange­n, konnte so seiner Schlaghand ausweichen und schlug über seine Führhand, sodass sein linkes Auge nach dem Kampf ganz dick war“, erzählt Schulz.

„Big George“war eine Legende, Schulz sollte nur sorgsam ausgesucht­es Kanonenfut­ter sein, war als Verlierer für 500 000 D-Mark eingekauft worden. Foremans Führhand war legendär, mit ihr hatte der Kraftprotz aus Texas schon in den 1970erJahr­en Joe Frazier und Ken Norton besiegt. Im Kampf der Kämpfe beim Rumble in the Jungle fand er 1974 allerdings in Muhammad Ali seinen Meister. Mit 45 Jahren war Foreman 1994 noch einmal Weltmeiste­r geworden, wollte einen leichten Gegner – und wählte Schulz. „Ich war für Foreman Fallobst“, erinnert sich Schulz, der mit 26 Jahren als Profi noch keine großen Erfolge vorweisen konnte. Bob Arum, damals Foremans Manager, sagte vor dem Kampf zu Schulz: „Pass auf, dass du zumindest drei Runden überstehst.“

Doch Schulz bot den Kampf seines Lebens, hatte den 20 Jahre älteren Foreman am Rande des K.o. – nach dem Schlussgon­g riss der Deutsche die Arme hoch, Foreman schlich in seine Ecke. Die Punktricht­er sorgten aber für ein Skandalurt­eil, kürten Foreman zum Sieger nach Punkten. Schulz ließ sich nicht viel anmerken, hatte genug vom Rummel und fuhr mit dem Taxi zu dem Hotel, in dem seine Kumpels aus Deutschlan­d untergebra­cht waren. „Als wir am Hotel ankamen, sagte der Taxifahrer zu mir: ,Du bist gerade beim

Boxen betrogen worden, ich spendier dir die Fahrt.’ Da wurde mir klar, was ich erreicht hatte.“

In Deutschlan­d war er fortan ein Liebling. Was natürlich mit dem Urteil und dem Gegner zu tun hatte. „Ich kam als Betrogener und nicht als Verlierer nach Hause. Das war, glaube ich, ganz wichtig damals“, sagt der heute 51-Jährige. Der Weltverban­d IBF verdonnert­e Foreman zwar zu einem Rückkampf, doch der Altmeister weigerte sich erfolgreic­h. Für die deutschen Sportfans war Schulz so etwas wie der Weltmeiste­r der Herzen. Und blieb es auch, als er seine weiteren WM-Kämpfe gegen den später des Dopings überführte­n Francois Botha und Michael Moorer verlor. Selbst sein an Peinlichke­it grenzendes Comeback 2006 nach sieben Jahren Pause blieb an Schulz nicht haften. Manche behaupten, in seiner zweiten Karriere als Medienmens­ch und Grillunter­nehmer ist Schulz erfolgreic­her denn als Boxer.

Schulz macht sich eben Gedanken, wie Dinge am besten zur Wirkung kommen. Das gilt auch für das deutsche Profiboxen, das nur noch ein Schattenda­sein fristet. Schulz hätte einen Plan. Die Boxställe sollten gemeinsam vier bis fünf große Events pro Jahr auf die Beine stellen. „Da hätten sicherlich auch die großen TV-Sender Interesse dran“, sagt Schulz. Zu so viel Teamwork wird es im Boxen aber wohl nicht kommen.

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FOTO: MAUSOLF/IMAGO IMAGES Axel Schulz (re.) kämpfte vor 25 Jahren in Las Vegas stark gegen George Foreman – nur die Ringrichte­r sahen den Amerikaner letztlich als umstritten­en Sieger.

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