Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Sparer sollten jetzt geduldig bleiben

Geldanlage­n unter der Lupe: Krise birgt für private Anleger auch Chancen

- Von Wolfgang Mulke

RAVENSBURG - Der Ölpreis kollabiert, Aktien verlieren auch bei großen Konzernen an Wert und die Wirtschaft läuft nur noch im Krisenmodu­s. Viele private Anleger sind besorgt um ihre Ersparniss­e. Doch die Sparer sind sehr unterschie­dlich von der aktuellen Entwicklun­g betroffen. Für Einsteiger und langfristi­g orientiert­e Anleger bieten sich jetzt sogar Chancen. Das hat die Stiftung Warentest ermittelt.

Sparguthab­en,

also die kaum verzinsten Giro- und Tagesgeldk­onten sind die Gewinner unter den Anlageklas­sen. „Die langweilig­ste Anlagemögl­ichkeit hat sich am besten geschlagen“, stellen die Verbrauche­rschützer fest. Diese Guthaben kamen in der Corona-Krise bisher ungeschore­n davon. Außerdem sind diese Vermögen vor einer Pleite der jeweiligen Bank durch die Einlagensi­cherung geschützt. Bis zu 100 000 Euro sichert dieser Schutzschi­rm ab. Wer hier angesichts möglicher finanziell­er Schwierigk­eiten von Geldinstit­uten auf Nummer sicher gehen will, verteilt höhere Sparguthab­en auf mehrere Institute.

Aktienbesi­tzer

sind von teilweise hohen Verlusten betroffen. Auf lange Sicht haben die Besitzer von Anteilen an renommiert­en Konzernen wohl wenig zu befürchten. „Bisher ist noch jeder Crash wieder aufgeholt worden“, beruhigt Finanztest. Die Experten raten jedoch abzuwägen, ob die Geschäftsm­odelle noch aussichtsr­eich sind. Derzeit sei die Gefahr von Insolvenze­n bei kleineren Firmen groß. Und bei manchen Konzernen, etwa Hersteller­n von Sportartik­eln oder Tourismusu­nternehmen, ist die weitere Entwicklun­g unklar. Generell raten die Fachleute zur Geduld. Zum Börsencras­h kam es in der Vergangenh­eit immer wieder. Nach einigen Jahren wurde das alte Kursniveau stets wieder erreicht und übertroffe­n.

Rentenfond­s

sieht die Stiftung mittlerwei­le skeptisch. Die enormen

Ausgaben der Staaten sorgen für eine stark anwachsend­e Verschuldu­ng der Länder. Als Folge gab es im März einen Kurseinbru­ch, der durch die Interventi­on der Europäisch­en Zentralban­k nur teilweise wieder gutgemacht werden konnte. Finanztest rechnet mit einer weiter wachsenden Staatsvers­chuldung. „Das könnte höhere Zinsen und damit niedrigere Anleihenku­rse nach sich ziehen“, warnen die Verbrauche­rschützer.

Exchange Traded Funds

(ETFs) fehlten in den letzten Jahren auf keiner Empfehlung­sliste der Experten. Da diese wie andere Fonds auch vor allem von der Wertentwic­klung an den Börsen abhängig sind, stehen auch hier derzeit hohe Verluste auf dem Papier. Gleiches gilt für Aktienfond­s. Finanztest rät zu Ruhe und

Geduld. „Mit hektischem Handeln richten Sie womöglich größeren Schaden an als durch schlichtes Abwarten“, warnt Finanztest. Insbesonde­re für breit angelegte ETFs, die beispielsw­eise auf dem globalen Aktieninde­x MSCI World basieren, könne die Krise ausgesesse­n werden. Bei speziellen ETFs wird eine Einzelfall­prüfung angeraten. Für Neueinstei­ger sieht die Stiftung sogar Chancen, weil ETFs aufgrund der niedrigen Aktienkurs­e vergleichs­weise billig zu haben sind. Bei langfristi­gen Sparplänen mit breit gestreuten ETFs halten die Experten den Einstieg für empfehlens­wert.

Die eigene Immobilie

steht weiterhin weiter auf der Empfehlung­sliste. „Wer in naher Zukunft ein Haus oder eine Wohnung kaufen möchte, kann es jetzt erst recht machen“, stellen die Fachleute fest, da die Bauzinsen sehr niedrig seien und es vermutlich nun auch mehr Verhandlun­gsspielrau­m beim Kauf gebe. Vorsicht sei beim Erwerb einer vermietete­n Immobilie geboten. Die Preisbildu­ng sei hier ein Vabanquesp­iel.

Bei Gold und Rohstoffen

mahnt Finanztest zur Vorsicht. Nur ein kleiner Teil des Vermögens sollte in diesen Werten angelegt sein. Und von der virtuellen Währung Bitcoin wird ganz abgeraten. „Anleger sollten allenfalls Geld einsetzen, das sie komplett entbehren können“, heißt es in der Maiausgabe des Magazins, in dem die vollständi­ge Analyse veröffentl­icht wird.

 ?? FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA ?? Geldanlage Immobilie: Wer ohnehin mit dem Gedanken spielt, ein Haus oder eine Wohnung zu kaufen, kann es jetzt erst recht machen, sagen die Fachleute von Finanztest. Das einerseits, weil die Bauzinsen sehr niedrig sind und es anderersei­ts nun auch mehr Verhandlun­gsspielrau­m beim Kauf gibt.
FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Geldanlage Immobilie: Wer ohnehin mit dem Gedanken spielt, ein Haus oder eine Wohnung zu kaufen, kann es jetzt erst recht machen, sagen die Fachleute von Finanztest. Das einerseits, weil die Bauzinsen sehr niedrig sind und es anderersei­ts nun auch mehr Verhandlun­gsspielrau­m beim Kauf gibt.

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