Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Superstar des Classic Rock
Peter Frampton wird 70 und nimmt Abschied von der Bühne
Ich habe mich mit der Tatsache abgefunden, dass ich in den nächsten Jahren eines Tages nicht mehr spielen kann“, gestand Peter Frampton im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. „Und deshalb spiele ich jetzt so viel, wie ich kann.“Der Weltstar leidet an einer seltenen, chronisch-entzündlichen Muskelkrankheit, die zu Muskelschwund führt und zwar unheilbar, aber nicht tödlich ist. Am heutigen Mittwoch feiert er seinen 70. Geburtstag im Kreis seiner Familie.
Als Kind entdeckte er die Ukulele seiner Großmutter auf dem Dachboden und folgte seinem Gitarrentraum: Erst als Teenage-Rocker mit „The Herd“, wobei er zum „Gesicht von '68“gekürt wurde. Dann machte er als Mädchenschwarm mit „Humble Pie“die Stadien unsicher.
In den 1970ern folgten mehrere Soloplatten, bis 1976 sein Doppelalbum „Frampton Comes Alive!“mit Hits wie „Baby, I Love Your Way“, „Do You Feel Like We Do“und „Show Me The Way“rekordverdächtige 97 Wochen lang die US-Charts dominierte und ihn über Nacht zum Superstar machte. Es wurde eines der meistverkauften Live-Alben aller Zeiten – und Frampton ein TeenieIdol mit langen Locken und nacktem Oberkörper.
Doch sein nächstes Album „I'm in You“konnte trotz des Charterfolgs der gleichnamigen Singleauskopplung mit diesem einmaligen Welterfolg nicht mithalten. Zwei Jahre später wurde er außerdem bei einem Autounfall schwer verletzt. Dazu kamen die falschen Berater und viel zu viel Alkohol. Rückblickend sagte Frampton über diese Zeit: „Es wäre schön gewesen, damals in einer Band zu sein, weil es dann drei oder vier andere gegeben hätte, die hätten sagen können: ,Nein, das wollen wir nicht machen’ oder ,Ja, das ist toll’ – und dann hätte man darüber abgestimmt. Während ich auf mich allein gestellt war.“
Doch alles änderte sich, als sein früherer Schulfreund David Bowie ihn bat, auf seiner Platte „Never Let Me Down“und der folgenden Glass Spider Tour 1987 die Leadgitarre zu übernehmen. „Er erkannte, was mit mir als Musiker passierte, der jetzt als Popstar wahrgenommen wurde. Und er machte mir dieses Geschenk, um die ganze Welt zu reisen und mich in den Stadien wieder einzuführen“, erklärte Frampton. „Viele Leute dachten, na ja, wenn Bowie will, dass er mit ihm Gitarre spielt, dann muss er gut sein.“
Frampton etablierte sich wieder als Virtuose und verfolgte seine Solokarriere mit wechselnden Stars und Bands. Doch dann stürzte er 2015 zweimal innerhalb von drei Wochen auf der Bühne. „Beim ersten Mal war das noch lustig“, sagte Frampton. „Das zweite Mal war schlimmer.
Deshalb haben wir eine Pause bei den Konzerten gemacht und ich ging zum Neurologen.“Statt der vermuteten Alterserscheinungen wurde bei ihm eine Form der seltenen und unheilbaren Muskelerkrankung Einschlusskörpermyositis diagnostiziert. Er wird seither am weltberühmten Johns Hopkins Krankenhaus in Baltimore behandelt.
2019 ging er damit an die Öffentlichkeit. Zum einen, um die Krankheit
bekannter zu machen und Geld für die Forschung am Johns Hopkins zu sammeln; zum anderen, um seine Abschiedstour anzukündigen, denn: „Am Ende werde ich einfach meine Finger nicht mehr bewegen können. Und das ist das Schlimme.“
Im vergangenen Juni brachte Frampton außerdem das Album „All Blues“heraus – wiederum ein Charterfolg: „Wir konnten es nicht glauben.“Der Gitarrist erinnerte sich an die Aufnahme von „Going Down Slow“– der Song handelt davon, dass jemand das Gefühl hat, unterzugehen. Seine Band war bei der Livestudioaufnahme dabei. „Ich konnte meine Band schweigend denken hören, während die Musik spielte“, erzählte Frampton. „Und ich sang für meine Band, als ob ich langsam untergehe. Und so war's. Es war sehr emotional, dieses Lied zu singen.“
Eigentlich wollte er im Mai und Juni in Europa touren, um Abschied von seinen Fans zu nehmen. Doch vermutlich werden die Konzerte – darunter vier in Deutschland – während der Corona-Krise nicht stattfinden. Im Oktober soll Peter Framptons Autobiografie „Do You Feel Like I Do?“(Deutsch: Fühlst du wie ich?) auf Englisch erscheinen. (dpa)