Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Schritt hin zur Normalität: Läden öffnen wieder

Von Erfolgen und Problemen für den Aulendorfe­r Einzelhand­el nach der Corona-Zwangspaus­e

- Von Claudia Buchmüller

AULENDORF - Seit Montag dürfen auch in Aulendorf die Einzelhand­elsgeschäf­te bis 800 Quadratmet­er Ladenfläch­e wieder geöffnet haben. Dabei gelten die Vorgaben der CoronaRich­tlinie für Öffnung im Einzelhand­el in Baden-Württember­g. Neben der Berechnung der Verkaufsfl­äche umfasst diese Richtlinie vor allem Regeln zu Abstand, Hygiene und Desinfekti­on. Die SZ hat am Telefon mit Geschäftsl­euten über ihre Eindrücke am ersten Tag nach der Zwangspaus­e gesprochen.

„Wir konnten den Andrang kaum bewältigen“, sagt Arthur Fischer, Inhaber von Sport Respect, zum Verlauf des ersten Verkaufsta­ges. Der obligatori­sche Spuckschut­z an der Theke sei angebracht worden, zudem habe er bereits vor Wochen Masken und Desinfekti­onsmittel eingekauft. Die Aulendorfe­r seien sehr disziplini­ert in Sachen Abstand, während er in seinem Zweitgesch­äft Türsteher brauche, um die Regelung einzuhalte­n. Im Ladeninner­en sorge ein „Kreisverke­hr“dafür, dass kein Gedränge entsteht, da die Türe gleichzeit­ig als Einund Ausgang dient. Weiterhin bietet der Radexperte zusätzlich zu den regulären Öffnungsze­iten auch Einzelbera­tungstermi­ne nach telefonisc­her Voranmeldu­ng an.

Gegenüber im Schuhhaus WeberHenke­l ist die bestellte Spuckschut­zwand für den Kassenbere­ich nicht rechtzeiti­g geliefert worden. „Da mussten wir übers Wochenende improvisie­ren und mit Folien selbst etwas basteln“, sagt Besitzerin Silvia Kellinger und lacht. Es sei aber gelungen, die Richtlinie­n so gut wie möglich zu erfüllen. So werde etwa mit doppeltem Mundschutz gearbeitet, der aus einem Plastikhel­m mit darunter liegendem Community-Mundschutz aus Stoff besteht. „Schönes Arbeiten geht anders, es ist schon seltsam so, und gestern Abend musste ich als erstes raus in den Park zum Durchatmen“, berichtet sie.

Mit Kleinkinde­rn würde Kellinger zuerst „Guggus“spielen, um diese an den Anblick zu gewöhnen, sagt die dreifache Mutter. Nun sei permanente­s Durchhalte­n angesagt, um die Ansteckung­sgefahr für alle Beteiligte­n zu minimieren. Hierzu trage auch der „Open-Air-ShoppingPl­atz“unter dem Carport bei, der gerne genutzt werde. Während der zurücklieg­enden Wochen habe sie unheimlich viel Wertschätz­ung und Unterstütz­ung seitens der Kundschaft als auch der Stadtverwa­ltung erfahren, da habe man gemerkt, dass den Aulendorfe­rn viel am Einzelhand­el

vor Ort liegt, freut sie sich rückblicke­nd.

„Ich bin so froh, dass ihr wieder aufhabt“, hätten viele Kunden am gut besuchten ersten Öffnungsta­g geäußert, erzählt Rosi Müller, Filialleit­erin von Eisel Moden. Durch die Kurzfristi­gkeit der Regierungs­entscheidu­ng wäre es nicht möglich gewesen, die geforderte­n Maßnahmen eins zu eins durchzuset­zen. „Aber wir sind dran, es ist alles bestellt, und wir warten täglich auf Ständer für Desinfekti­onsmittel, Masken für unsere Kunden oder die Trennwand an der Kasse“, so Müller. So lange werde improvisie­rt. Ihr sei es mehr als recht, dass in Baden-Württember­g bald beim Einkaufen die Maskenpfli­cht gelte, verrät sie abschließe­nd.

Ursel Popp von der Gärtnerei Blumen Popp will dagegen erst am kommenden Montag öffnen. „Die wenigen Tage nach Bekanntwer­den der Lockerung haben einfach nicht ausgereich­t, um alles zu organisier­en“, erklärt sie dazu. Zusätzlich zu den Maßnahmen zur Erfüllung der gesetzlich­en Richtlinie­n müsse sie neben Schnittblu­men auch ein Sortiment an Topfpflanz­en für Beet, Friedhof und Balkon beschaffen. Vor der kurzfristi­gen Zwangsschl­ießung seien ihre Gewächshäu­ser voll gewesen. „Da musste ich dann vieles günstig hergeben oder verschenke­n, und manches ist sogar verdorben“, erklärt sie mit Bedauern. Diese Erfahrung beeinträch­tige die momentane Warenbeste­llung. „Wer sagt mir denn, dass nach 14 Tagen nicht wieder alles geschlosse­n wird?“Dankbar erinnere sie sich an die Woche vor Ostern, als viele Aulendorfe­r den telefonisc­hen Bestellser­vice nutzten, den sie auch momentan anbietet. „Das war spürbarer Zusammenha­lt und hat mich total berührt.“

HGV-Vorsitzend­er Edgar Raisch weiß, dass jeder sich freut, der wieder für die Kunden da sein darf. Er selbst sei froh, dass die jeweiligen Berufsvert­retungen ihre Mitgliedsb­etriebe mit Informatio­nen versorgen, „denn ohne weitere Beratung, also allein durch die Vorgaben der Politik, wäre es sehr schwer, die geforderte­n Vorgaben umzusetzen“.

 ?? FOTO: CLAUDIA BUCHMÜLLER ?? Versehen mit doppeltem Mundschutz, berät Silvia Kellinger die Kundin Lore Stützle beim „Open-Air-Shopping“im geschützte­n Carportber­eich.
FOTO: CLAUDIA BUCHMÜLLER Versehen mit doppeltem Mundschutz, berät Silvia Kellinger die Kundin Lore Stützle beim „Open-Air-Shopping“im geschützte­n Carportber­eich.

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