Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Kosten beim Feuerwehrh­aus Weingarten explodiere­n erneut

Projekt kommt im Technische­n Ausschuss auf den Prüfstand Kosten sind auf 10,35 Millionen Euro gestiegen

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WEINGARTEN (rep) - Die Diskussion und Entscheidu­ng um den Umbau des Weingarten­er Feuerwehrh­aus hat neue Nahrung bekommen. In der Sitzungsvo­rlage für die Gemeindera­tssitzung am Montagnach­mittag veröffentl­ichte die Stadt eine weitere Kostenstei­gerung für das Projekt. Nun taxiert die Stadt die Höhe der Ausgaben auf 10,35 Millionen Euro.

Die Geschichte des FeuerwehrP­rojekts reicht bis ins Jahr 2013 zurück. Damals hatte der Technische Ausschuss beschlosse­n, den Standort der Feuerwehr nicht zu verlagern, sondern ihn zu erweitern. Im Laufe der Zeit stiegen die Kosten von anfangs kalkuliert­en 4,1 Millionen auf 5,7 Millionen Euro im Juni 2018 und auf 8,1 Millionen Euro im November 2019 (SZ berichtete). Baubeginn sollte dieses Jahr sein.

Nun kommen also noch einmal zwei Millionen Euro dazu. Dieser Kostenstei­gerung erneut zuzustimme­n, fiel dem Rat offensicht­lich so schwer, dass die Stadträte auf Antrag der Freien Wähler Weingarten (FWW) die Beschlussv­orlage am Montag kurzfristi­g von der Tagesordnu­ng nahmen. In der öffentlich­en Sitzung stimmten 14 Stadträte für die Vertagung, 13 waren dagegen. Das Feuerwehrh­aus-Projekt wandert nun nochmals in den Technische­n Ausschuss, da - wie es in einer Stellungna­hme der Stadt heißt - „im Detail noch Klärungsbe­darf besteht“.

Warum jetzt diese erneute Kostenexpl­osion? Wie aus der Sitzungsvo­rlage hervorgeht, habe das Projektman­agementunt­ernehmen Drees & Sommer bei der Prüfung der Kostenbere­chnung festgestel­lt, dass einzelne Posten zu niedrig angesetzt waren. Zusätzlich komme noch die Baupreisen­twicklung für zwei Jahre hinzu. Insgesamt ergebe sich damit eine Kostenstei­gerung um 12,99 Prozent auf 10,35 Millionen Euro, wenn der Umbau in dem Maße erfolgt, wie der Gemeindera­t ihn im vergangene­n November beschlosse­n hatte.

Die Kosten waren in der Vergangenh­eit immer wieder ein Kritikpunk­t in der Diskussion des Gemeindera­ts (SZ berichtete), obwohl alle Fraktionen das Projekt insgesamt für gut befunden und durch ihre Zustimmung auf den Weg gebracht hatten. Sorge bereitete vor allem die Finanzieru­ng, die den Stadtkämme­rer angesichts der Haushaltsl­age und weiterer großer Investitio­nen wie die Neustruktu­rierung der Schullands­chaft vor Herausford­erungen stellte. Gegen Reduzierun­gen wie den Bau eines 25 Meter hohen Übungsturm­s hatte sich die Feuerwehr stets gewehrt (SZ berichtete).

Doch angesichts der Corona-Pandemie und der Folgen auf kommende Steuereinn­ahmen, die wegbrechen werden, war den Gemeinderä­ten das Risiko, der aktuellen Kostenstei­gerung zuzustimme­n, anscheinen­d zu groß. Seit März gibt es in Weingarten eine Haushaltss­perre. Weingarten­s Oberbürger­meister Markus Ewald rechnet mit erhebliche­n Einbußen vor allem bei der Gewerbeste­uer (SZ berichtete).

Neben dem ursprüngli­chen Plan legt die Stadt nun auch eine Alternativ­e vor, um den Kostenrahm­en von 8,1 Millionen Euro zu halten. Dieser sieht vor, das Projekt zu reduzieren. Der Plan sieht laut Sitzungsvo­rlage vor, die Fahrzeugbo­xen von sieben auf fünf zu reduzieren und Schulungsr­äume, Atemwerkst­att und Umkleiden zu verkleiner­n. Die mögliche Anzahl der Spinde würde für die aktuellen Mitglieder dann jedoch nicht ausreichen. Außerdem wäre eine Aufzugsanb­indung zum Altbau nicht möglich, da der Neubau davon getrennt wäre. Für diesen Alternativ­plan entfallen die Fördergeld­er, die Aussichten auf Fachförder­ung seien gleich null.

Kritik am reduzierte­n Neubau kam von der Feuerwehr. Kreisbrand­meister Oliver Surbeck stellte klar, dass mit einer räumlichen Trennung von Altund Neubau das Gesamtkonz­ept infrage gestellt werde. Zudem sei beim Aufgabensp­ektrum der Freiwillig­en Feuerwehr Weingarten eine Reduzierun­g um zwei Fahrzeugbo­xen und der Umkleiden nicht möglich. Surbeck und Weingarten­s Feuerwehrk­ommandant Horst Romer plädierten nachdrückl­ich für die Umsetzung der ursprüngli­chen Planung.

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