Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Dürre sorgt für akute Brandgefah­r im Waldseer Stadtwald

Förster weist auf Auswirkung­en der Trockenhei­t hin – Bäume brauchen dringend Wasser – Landwirtsc­haft befürchtet Ernteausfä­lle

- Von Karin Kiesel

BAD WALDSEE - Neben der CoronaPand­emie sind die Trockenhei­t der vergangene­n Wochen und das sommerlich­e Wetter im Frühling das vorherrsch­ende Gesprächst­hema. Die Landwirte befürchten bereits schwere Folgen durch die anhaltende Dürre und Bad Waldsees Stadtförst­er sorgt sich um die Bäume im Wald. Zudem bestehe bereits akute Waldbrandg­efahr.

Wer derzeit in den Wäldern unterwegs ist, bemerkt es rasch: Es ist staubtrock­en im Wald, der dringend benötigte Regen fehlt seit Wochen. Seit dem 29. März gab es keinen flächendec­kenden Landregen mehr. Auch im Waldseer Stadtwald sei die Situation aktuell „schlimm“, berichtet Förster Martin Nuber auf SZ-Anfrage, es fehle „massiv an Wasser“. Gerade im Frühjahr, wenn die Natur am Erwachen ist, sei der Wasserbeda­rf der Bäume besonders hoch, weil dies die Zeit sei, in der sie austreiben und die Blattmasse entwickeln. „Für Laubbäume ist das eine enorme Leistung“, so Nuber.

Die lange Dürreperio­de führe bereits im Frühling zu einer großen Schwächung der Bäume, da sich im trockenen Klima Parasiten wie Borkenkäfe­r, Buchdrucke­r oder Kupferstec­her gut entwickeln. „Die Bäume nehmen an Vitalität ab, die Antagonist­en an Vitalität zu“, erläutert Waldsees Stadtförst­er. Was die Schädlinge nach Angaben von Nuber gar nicht mögen, ist Feuchtigke­it, weil dann die „Brut verpilzt“. Die Trockenhei­t sei aber das genaue Gegenteil zu einem Pilzklima, was wiederum gut für die Parasiten und deren Nachwuchs ist.

Die Wasserarmu­t führt zudem dazu, dass die Bäume ein Problem mit ihrem Austrieb bekommen. 9500 junge Pflanzen hat Nuber zusammen mit seinem Team im Stadtwald gesetzt. Darunter Baumarten wie Douglasie, Europäisch­e Lärche, Stieleiche sowie bewusst einige sogenannte Klimawande­lgehölzer wie Pekanuss, Tulpenbaum oder die Schwarzkie­fer, die trockenes und heißes Klima besser vertragen soll. Alleine 3000 junge Schwarzkie­fern wurden daher gepflanzt. Vor allem in den sogenannte­n Windwurflö­chern, die der Sturm „Sabine“Anfang Februar

im Waldseer Stadtwald verursacht hat. Nun sorgt sich Förster Nuber um die Bäume. „Sie wurden frisch gepflanzt und leiden nun besonders, es sollte dringend Regen geben.“

Da es schon das dritte ausgesproc­hen trockene Frühjahr in Folge sei, ist laut Nuber der von der Forstwirts­chaft geforderte „Umbau“des Waldes auf Klimawande­lgehölzer schwer umzusetzen, weil aufgrund der Dürre schon die Pflanzung nicht gelinge. Zwar würden Wurzeln vor dem Auspflanze­n in spezielle Flüssigkei­ten getunkt und Verdunstun­gsschutz auf Nadeln aufgetrage­n, aber ganz ohne Regen geht es nicht. „Es ist einfach furchtbar trocken und es besteht aktuell eine akute Waldbrandg­efahr. Eine glühende Kippe auf dem Waldboden kann verheerend­e Folgen haben.“

Auch Landwirtsc­haftsmeist­er Wilhelm Heine aus Dinnenried, der zum Vorstandst­eam des Bauernverb­ands Allgäu-Oberschwab­en gehört, beobachtet das Wetter kritisch. Sollte es bis in eineinhalb Wochen keinen ausreichen­den Niederschl­ag gegeben haben, werde es „brenzlig“. Denn wenn das Wasser fehlt, schreite die Vegetation nicht voran. Zwar stehe das Wintergetr­eide aktuell noch ganz gut da, doch wenn langfristi­g Feuchtigke­it fehle, gebe es Einbußen beim Korn. Aber auch für Grünland- oder Gemüseanba­u wäre eine weiter anhaltende Dürre problemati­sch. Sollte es weiterhin so trocken bleiben, drohen laut Heine Ernteausfä­lle und ganze Flächen mit „massiven Trockensch­äden“, also Areale, die wie abgebrannt aussehen. Für Betriebe mit beispielsw­eise Kühen spielt auch der Ackerfutte­rbau eine Rolle, denn bis Herbst müsse das Futter da sein, mit dem die Tiere über den Winter gefüttert werden.

Noch sei er aber hoffnungsv­oll, denn der Regen könne die nächste Zeit ja noch kommen. Zudem kommt es laut Heine auch immer auf den Boden an, denn leichte Böden (sandig, kiesig) trocknen schneller aus als schwere Böden mit einem höheren Tongehalt (Ton speichert Wasser). Doch die Anzeichen für eine mickrige Vegetation und eine geringere Ernte seien bereits da. Das zeige sich beispielsw­eise auch am Raps. „Die Flächen, die normalerwe­ise demnächst goldgelb blühen, sind noch nicht so weit.“So treibe auch bei Rapspflanz­en nur der Hauptast hoch, die Nebenveräs­telungen seien stark reduziert. Wie Heine sagt, sei Regen aber auch für alle Hobbygärtn­er und Hausgarten­besitzer wünschensw­ert, die aktuell viel gießen müssen. Und so hoffen nicht nur Landwirte und Förster auf den dringend benötigten Niederschl­ag, auch Tiere sind durstig und freuen sich über Wasser. Doch auch in den nächsten Tagen ist laut Wetterwart­e Süd zunächst kein Tröpfchen Regen in Sicht.

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FOTO: KARIN KIESEL Martin Nuber ist Stadtförst­er in Bad Waldsee und sorgt sich aufgrund der anhaltende­n Dürre um die Bäume im Stadtwald.

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