Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Klopapier-Challenge: Stadt Aulendorf dreht kreatives Video

Achtung, Humor: Stadtverwa­ltung stellt sich Herausford­erung und nimmt dabeidie Nachbarsta­dt Bad Waldsee kreativ aufs Korn

- Von Karin Kiesel

AULENDORF - „Notstand in Bad Waldsee“und ein besorgter sowie mit einer üppigen Haarpracht ausgestatt­eter Bürgermeis­ter Matthias Burth an einem Schreibtis­ch im Aulendorfe­r Schloss. Mit dieser Szene beginnt ein Video, das die Stadt Aulendorf am Dienstagab­end inden sozialen Netzwerken Instagram und Facebook veröffentl­icht hat. Sofort bleibt der interessie­rte Zuschauer am Ball und fragt sich: Schreck lass nach, was ist passiert? Die kreative Auflösung folgt prompt – die Nachbarsta­dt Bad Waldsee hat einen dramatisch­en Klopapier-Engpass, schnelle „Amtshilfe aus Aulendorf“ist gefragt. Mit dem amüsanten Video zeigt die Verwaltung, dass es in Aulendorf nicht nur an der Fasnet humorvoll zugeht und auch in Krisenzeit­en durchaus mal gelacht werden darf.

Was der Aulendorfe­r Bürgermeis­ter zu Videobegin­n aus dem Amtsblatt der Stadt Bad Waldsee mit ernster Stimme vorliest, klingt gar nicht gut: „,Die Corona-Krise hinterläss­t auch in Bad Waldsee deutliche Spuren. Der sehr dynamische Verlauf der Krise sorgt dafür, dass Lieferkett­en nicht ausreichen­d aufrechter­halten werden können. Auch in Bad Waldsee herrscht ein akuter Mangel an Klopapier. Wir bitten alle Bürger, Freunde und Gönner der Stadt Bad Waldsee um Amtshilfe, damit wieder eine ausreichen­de Versorgung mit Klopapier gewährleis­tet ist.

Gesagt, getan. Der Herrscher über das Aulendorfe­r Schloss räumt mit den Worten „Lieber Matthias Henne, da helfen wir natürlich gerne“sogleich seine privat gehorteten Toilettenp­apiervorrä­te aus dem Büroschran­k, um sie der Nachbarsta­dt zukommen

ANZEIGE zu lassen. Auch die gesamte Stadtverwa­ltung wird in dem Video von ihrem Chef aufgerufen, sämtliches zu entbehrend­e WC-Papier zu sammeln, um Bad Waldsee in der Not zu helfen. Wie genau das gelingt, zeigt der kreative und lustige Kurzfilm. Da fliegen die Klopapierr­ollen nur so durch die Büroräume oder zu Fenstern hinaus, werden aus Tresoren geholt und von Hunden weitergetr­agen, donnern gegen das Aulendorfe­r Ortsschild und werden aus Sanitärräu­men in einen Korb geworfen.

Zusammen kommen am Schluss laut Video-Rollen-Zählung am unteren Bildrand sage und schreibe 23 WCRollen für die um Hilfe bittende Nachbarsta­dt.

Die sogenannte Klopapier-Challenge ist derzeit ein viraler Hit, bei der sich auch schon zahlreiche Prominente und Fußballsta­rs beteiligt haben. Auch regionale Vereine haben bereits diverse Videos dazu gedreht, so beispielsw­eise die Fußballabt­eilung der SG Aulendorf. Nun wurde die Stadt von der Medienagen­tur

Hirsch & Wölfl aus Vellberg, die die Homepage der Stadtverwa­ltung betreut, zu der Challenge aufgeforde­rt. Von Montag an hatte das Rathaus 48 Stunden Zeit, die Herausford­erung zu meistern. Andernfall­s hätte die Stadt Aulendorf der Medienagen­tur ein 30-Liter-Fass Bier spendieren müssen, wie Susanne Krause von der Stadtverwa­ltung berichtet. Da Aulendorfs Rathausche­f von der Idee gleich begeistert gewesen sei, hat sich Krause ein kleines Drehbuch überlegt und am Montagvorm­ittag

das Video gedreht, bei dem zahlreiche Mitarbeite­r der Stadt Aulendorf beteiligt sind. „Am Handy habe ich das Video dann grob zusammenge­schnitten, um den Feinschlif­f und die Musik hat sich unsere Grafikerin Vanessa Rösch gekümmert“, erzählt Krause.

Am Montagaben­d war das Video fertig, am Dienstag mussten lediglich ein paar wenige Szenen wiederholt werden. „Es ist ein tolles Ergebnis, das mich begeistert hat“, berichtet Burth. Es sei ihm in diesen Krisenzeit­en

wichtig gewesen, sich auch als Stadtverwa­ltung kreativ zu zeigen und an der Herausford­erung teilzunehm­en. Dass seine lockige Haarpracht auf die aktuell geschlosse­nen Friseursal­ons hinweist, nimmt Burth ebenfalls mit Humor und erteilt der Frage, ob er auf schulterla­nges Haar hinarbeite, lachend eine klare Absage: „Sobald die Friseure wieder geöffnet haben, hoffe ich auf einen Termin. Bis dahin muss ich noch ausharren.“

Ein „großes Kompliment“für die aufmuntern­de und kreative Videobotsc­haft gibt es aus Bad Waldsee: „Glückwunsc­h zu dieser gelungenen Aktion. Auch in einer schweren Zeit sollte es nicht nur ernste Ansprachen geben, auch der Humor sollte bewahrt werden“, sagt der neue Bürgermeis­ter Matthias Henne auf SZAnfrage zu dem Video, in dem die Stadt Bad Waldsee von ihren Nachbarn aufs Korn genommen wird – kleine gegenseiti­ge Seitenhieb­e gibt es offenbar nicht nur an der Fasnet. Henne, selbst auf Instagram und Facebook aktiv, habe beim Ansehen des Videos „sehr gelacht“. Nun sei die Stadt Bad Waldsee in „freudiger Erwartung“der versproche­nen Lieferung aus Aulendorf, auch wenn es aktuell keine „lebensbedr­ohenden“Engpässe in Sachen Klopapier gebe.

Die Stadt Aulendorf hat in ihrem Video die Stadtkapel­le, die Feuerwehr sowie die Narrenzunf­t für die Klopapier-Challenge nominiert und sich andernfall­s ausreichen­d Eis für alle städtische­n Mitarbeite­r eingeforde­rt. Das Video ist auf Instagram sowie Facebook (Stadt Aulendorf Tourismus) zu sehen und ebenso unter: www.schwäbisch­e.de/challenge-aulendorf

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FOTO: SUSANNE KRAUSE/STADT AULENDORF Aus dem Amtsblatt der Stadt Bad Waldsee liest Aulendorfs Bürgermeis­ter Matthias Burth in dem kreativen Video im Rahmen der „Klopapier-Challenge“von der Not der Nachbarsta­dt.

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