Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Rehe statt Urlaubsgäs­te bei Center Parcs

Ungewohnte­s Bild im Leutkirche­r Ferienpark Allgäu – SZ-Redakteur schildert Eindrücke vom leeren Gelände

- Von Simon Nill

LEUTKIRCH - Unzählige Fußgänger und Radfahrer, die bei herrlichem Sonnensche­in das Gelände erkunden. Laut tobende Kinder auf den Spielplätz­en. Lange Warteschla­ngen im Erlebnisba­d Aqua Mundo. Dieses Bild bietet sich dem Besucher des Ferienpark­s Allgäu von Center Parcs an einem gewöhnlich­en, frühlingsh­aften Tag im April. Doch in Zeiten von Corona ist alles anders. Das Urlaubsare­al gleicht nach der Schließung vor einigen Wochen einem Geisterdor­f. Das zeigt ein Rundgang der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Auffallend ist zunächst die Stille. Keine Spur von der üblichen Geräuschku­lisse im Ferienpark Allgäu. Laut spielende Kinder gehören hier normalerwe­ise quasi zum Inventar. In diesen Tagen sind allerdings Flora und Fauna wieder stärker in den Fokus gerückt. Das Zwitschern der Vögel ist zu hören, das Plätschern des kleinen Wasserfall­s im angelegten See verbreitet ein beruhigend­es, friedliche­s Geräusch. Sogar die Rehe seien mittlerwei­le auf das Gelände zurückgeke­hrt, erzählt ein Mitarbeite­r. Einiges davon erinnert an eine vergangene Zeit, als das Areal – in der Größe von mehr als 200 Fußballfel­dern – noch überwiegen­d aus Wald bestand.

Ein trauriges Bild gibt derzeit unter anderem der Parkplatz mit rund 2000 Abstellmög­lichkeiten für Gäste ab. Nicht ein einziger davon ist belegt. „Das wird es so vermutlich nie wieder geben“, meint Toni Stefanovsk­i von Center Parcs, der den SZRedakteu­r beim Rundgang begleitet. Ebenso ungewohnt ist die Situation wenige Meter entfernt beim Fahrradver­leih. Dort warten etwa 1300 Exemplare darauf, wieder genutzt zu werden – ein beeindruck­ender Anblick. Die Liste mit völlig ungewohnte­n Gegebenhei­ten lässt sich lange weiterführ­en. Ob auf den Spielplätz­en, in den Restaurant­s, im KinderBaue­rnhof, in den Tagungsräu­men oder auf dem Abenteuer-Golfplatz – von Menschen weit und breit keine Spur. „Das tut so weh“, sagt Stefanovsk­i.

Besonders deutlich wird der Kontrast im Erlebnisba­d Aqua Mundo. Hier gibt es an normalen Tagen leichtes Gedränge, die Warteschla­ngen bei den Rutschen sind lang, der Geräuschpe­gel ist hoch. In CoronaZeit­en ist lediglich ein leichtes Brummen der Wasserpump­en zu hören. Das Wasser in den Becken ist ruhig und verlassen, an den Rutschen stapeln sich die „Rutsch-Reifen“. Einige Mitarbeite­r nutzen die Zeit, um das Aquarium umzugestal­ten.

Sie gehören zu den wenigen Angestellt­en, die im Park derzeit eine

Aufgabe haben. Der Großteil der Belegschaf­t befindet sich in Kurzarbeit. Zu den Tätigkeite­n, die weiterlauf­en, zählt auch die Pflege der tropischen Pflanzen im Zentralgeb­äude sowie im Außenberei­ch. Sie müssen weiterhin gegossen, gedüngt und geschnitte­n werden, erzählt Gärtner Ronny Ewert. „Für mich hat sich eigentlich nichts verändert“, fügt er hinzu. Abgesehen davon, dass er auf dem Gelände nun kaum einer Menschense­ele begegnet. Da ist es auch nicht störend, dass der Anhänger, auf dem der Gartenschn­itt abtranspor­tiert wird, kurzerhand mitten im Zentralgeb­äude geparkt wird.

Weiterhin besetzt ist die Eingangspf­orte. Immer wieder gebe es potenziell­e Tagesbesuc­her, die sich das Gelände anschauen wollen. Behutsam müsse dann erklärt werden, dass der Park bis mindestens Anfang Mai nicht betreten werden darf, erzählt Stefanovsk­i.

Ebenfalls bei der Arbeit seien Handwerker, die – vor allem in den Ferienhäus­ern – Gegenständ­e reparieren oder verbessern. Eine gute Nachricht gibt es derweil im KinderBaue­rnhof zu vermelden: Sowohl bei den Schafen als auch bei den Hasen hat es in den vergangene­n Wochen Nachwuchs gegeben. „Aber auch den Tieren fehlt was. Sie vermissen es, gestreiche­lt zu werden“, ist sich Stefanovsk­i sicher.

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FOTOS: SIMON NILL Gähnende Leere herrscht auf dem sonst so beliebten „Fuchs-Spielplatz“(links). Rund 1300 Leih-Fahrräder werden nicht gebraucht (oben). Gärtner Ronny Ewert hat weiterhin viel zu tun.
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Ruhiges Wasser statt laut spielenden Kindern im Erlebnisba­d Aqua Mundo.
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Rund 1300 Fahrräder sind derzeit ungenutzt.

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