Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Rehe statt Urlaubsgäste bei Center Parcs
Ungewohntes Bild im Leutkircher Ferienpark Allgäu – SZ-Redakteur schildert Eindrücke vom leeren Gelände
LEUTKIRCH - Unzählige Fußgänger und Radfahrer, die bei herrlichem Sonnenschein das Gelände erkunden. Laut tobende Kinder auf den Spielplätzen. Lange Warteschlangen im Erlebnisbad Aqua Mundo. Dieses Bild bietet sich dem Besucher des Ferienparks Allgäu von Center Parcs an einem gewöhnlichen, frühlingshaften Tag im April. Doch in Zeiten von Corona ist alles anders. Das Urlaubsareal gleicht nach der Schließung vor einigen Wochen einem Geisterdorf. Das zeigt ein Rundgang der „Schwäbischen Zeitung“.
Auffallend ist zunächst die Stille. Keine Spur von der üblichen Geräuschkulisse im Ferienpark Allgäu. Laut spielende Kinder gehören hier normalerweise quasi zum Inventar. In diesen Tagen sind allerdings Flora und Fauna wieder stärker in den Fokus gerückt. Das Zwitschern der Vögel ist zu hören, das Plätschern des kleinen Wasserfalls im angelegten See verbreitet ein beruhigendes, friedliches Geräusch. Sogar die Rehe seien mittlerweile auf das Gelände zurückgekehrt, erzählt ein Mitarbeiter. Einiges davon erinnert an eine vergangene Zeit, als das Areal – in der Größe von mehr als 200 Fußballfeldern – noch überwiegend aus Wald bestand.
Ein trauriges Bild gibt derzeit unter anderem der Parkplatz mit rund 2000 Abstellmöglichkeiten für Gäste ab. Nicht ein einziger davon ist belegt. „Das wird es so vermutlich nie wieder geben“, meint Toni Stefanovski von Center Parcs, der den SZRedakteur beim Rundgang begleitet. Ebenso ungewohnt ist die Situation wenige Meter entfernt beim Fahrradverleih. Dort warten etwa 1300 Exemplare darauf, wieder genutzt zu werden – ein beeindruckender Anblick. Die Liste mit völlig ungewohnten Gegebenheiten lässt sich lange weiterführen. Ob auf den Spielplätzen, in den Restaurants, im KinderBauernhof, in den Tagungsräumen oder auf dem Abenteuer-Golfplatz – von Menschen weit und breit keine Spur. „Das tut so weh“, sagt Stefanovski.
Besonders deutlich wird der Kontrast im Erlebnisbad Aqua Mundo. Hier gibt es an normalen Tagen leichtes Gedränge, die Warteschlangen bei den Rutschen sind lang, der Geräuschpegel ist hoch. In CoronaZeiten ist lediglich ein leichtes Brummen der Wasserpumpen zu hören. Das Wasser in den Becken ist ruhig und verlassen, an den Rutschen stapeln sich die „Rutsch-Reifen“. Einige Mitarbeiter nutzen die Zeit, um das Aquarium umzugestalten.
Sie gehören zu den wenigen Angestellten, die im Park derzeit eine
Aufgabe haben. Der Großteil der Belegschaft befindet sich in Kurzarbeit. Zu den Tätigkeiten, die weiterlaufen, zählt auch die Pflege der tropischen Pflanzen im Zentralgebäude sowie im Außenbereich. Sie müssen weiterhin gegossen, gedüngt und geschnitten werden, erzählt Gärtner Ronny Ewert. „Für mich hat sich eigentlich nichts verändert“, fügt er hinzu. Abgesehen davon, dass er auf dem Gelände nun kaum einer Menschenseele begegnet. Da ist es auch nicht störend, dass der Anhänger, auf dem der Gartenschnitt abtransportiert wird, kurzerhand mitten im Zentralgebäude geparkt wird.
Weiterhin besetzt ist die Eingangspforte. Immer wieder gebe es potenzielle Tagesbesucher, die sich das Gelände anschauen wollen. Behutsam müsse dann erklärt werden, dass der Park bis mindestens Anfang Mai nicht betreten werden darf, erzählt Stefanovski.
Ebenfalls bei der Arbeit seien Handwerker, die – vor allem in den Ferienhäusern – Gegenstände reparieren oder verbessern. Eine gute Nachricht gibt es derweil im KinderBauernhof zu vermelden: Sowohl bei den Schafen als auch bei den Hasen hat es in den vergangenen Wochen Nachwuchs gegeben. „Aber auch den Tieren fehlt was. Sie vermissen es, gestreichelt zu werden“, ist sich Stefanovski sicher.