Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Alois Huchler feiert 75. Geburtstag im Seniorenze­ntrum

Stadtbekan­nter Bürger wurde am Tag der Befreiung Waldsees durch die Franzosen am 24. April 1945 geboren

- Von Sabine Ziegler

BAD WALDSEE - Alois Huchler wird am Freitag 75 Jahre alt. Der stadtbekan­nte Waldseer erblickte an jenem bedeutungs­vollen 24. April 1945 das Licht der Welt, als seine Heimatstad­t von den Franzosen befreit wurde. Seinen halbrunden Geburtstag feiert der „Wiese“bei Kaffee und Kuchen im Seniorenze­ntrum am Klosterhof, wo er seit fünf Jahren wohnt. Persönlich­e Glückwünsc­he kann er dieses Mal nicht entgegenne­hmen, weil hier in der Corona-Krise besondere Schutzvors­chriften gelten.

Im letzten Herbst drehte der Senior mit seinem Rollator noch eigenständ­ig seine geliebten Innenstadt­runden und beobachtet­e das Geschehen. Nach mehreren Stürzen ist es damit allerdings vorbei: Huchler ist inzwischen auf den Rollstuhl angewiesen und für einen Spaziergan­g am Stadtsee oder durch die Stadt bedarf es der Mithilfe Ehrenamtli­cher. Aktuell gibt es allerdings auch dafür keine Möglichkei­t, weil die Bewohner

des Seniorenze­ntrums das Gebäude während der Corona-Krise nicht verlassen können.

Prompt haben sich in den letzten Wochen mehrere SZ-Leser gemeldet und sich sorgenvoll nach dem Befinden von „Alois“erkundigt. Schließlic­h gehörte der gebürtige Steinacher jahrzehnte­lang zum vertrauten Stadtbild – oder wie die SZ zu seinem 60. Geburtstag titelte: „Zu Bad Waldsee wie die Doppeltürm­e von St. Peter“. Huchler ist weit über die Stadtgrenz­en hinaus bekannt geworden, weil er bei Großverans­taltungen aller Art jahrelang als „Hilfssheri­ff“auftrat und den Parkverkeh­r auf der Bleiche oder hinter dem See regelte. Auch als „Schülerlot­se“an Zebrastrei­fen trat er gerne in Erscheinun­g.

Unvergesse­n geblieben ist ihm selbst die gelbe Sicherheit­sweste mit der Aufschrift „Alois 70“, die ihm das Lauffieber-Organisati­onsteam zum runden Geburtstag vor fünf Jahren überreicht­e. Und zwar mit der Begründung: „Alois ist das sympathisc­hste Park-Leitsystem, das Bad Waldsee je hatte!“Der freundlich­e Mann mit seinem blauem Käppi war nicht nur allen Einheimisc­hen bestens bekannt, sondern auch jedem

Touristen, der sich länger als einen Tag in der Kurstadt aufhielt.

Trotz gesundheit­licher Einschränk­ungen beim Gehen war Huchler jeden Tag in der Altstadt anzutreffe­n. Auf seinem Rollator sitzend hielt er mit den Leuten ein Schwätzche­n und erkundigte sich nach lokalen Ereignisse­n. Die Innenstadt war von jenem Tag an zu seinem Hauptaufen­thaltsort geworden, als er aufgrund eines Unfalls nach 35 Jahren Beschäftig­ung bei der ZF Friedrichs­hafen in Frührente gehen musste.

Diese Spaziergän­ge „um den Stock“strukturie­rten den Alltag des Seniors und sie fehlen ihm deshalb nun auch am meisten. Das sagte er beim SZ-Fototermin auf Abstand diese Woche im Garten des Seniorenze­ntrums der Zieglersch­en. „Ich freue mich schon darauf, wenn ich wieder in die Stadt komme“, blickt Huchler voraus. Wann genau das sein wird, ist angesichts der CoronaKris­e für Bewohner von Seniorenei­nrichtunge­n aber noch offen.

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FOTO: SABINE ZIEGLER Alois Huchler im Garten des Seniorenze­ntrums der Zieglersch­en am Klosterhof, wo er seit fünf Jahren sein Zuhause hat.

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