Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

„Die Menschen sind wieder zugänglich­er geworden“

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Da mich ja die meisten Waldseer als lustigen Musikanten, Witzeerzäh­ler und KurgastEnt­ertainer kennen, möchte Ich auf Anfrage der SZ auch meine Gedankengä­nge betreffs Corona zu Papier bringen! Da ich ein geborener Optimist bin, habe ich trotz Krise bis jetzt meinen Humor und die Hoffnung auf bessere Zeiten noch nicht verloren!

Mein Geburtsjah­r ist 1955 und Ich erinnere mich gerne an die gute alte Zeit ohne Handy, Smartphone­s, Tablets und Globalisie­rung. PlumpsKlos­ett, Handwaschb­ecken mit fließend kaltem Wasser waren damals bei uns ganz normal. Zinkbadewa­nne als Familienba­d am Samstagabe­nd noch voll im Trend. Als Klopapier wurde von meinem Opa Zeitungspa­pier in Rechtecke geschnitte­n und mit einem Nagel an der Wand im stillen Örtchen befestigt. Gemüse und Salate kamen aus dem eigenen Garten, Brot wurde selber gebacken. Fleisch gab es nur 2-3 Mal in der Woche.

Dafür war einmal in den Wintermona­ten Schlachtta­g. Es wurde ein Schwein und ein Rind geschlacht­et. Das Schlachtfe­st war für die ganze Familie ein Festtag. Mit der anfallende­n Wurstsuppe wurden sogar noch die nächsten Nachbarn versorgt. Zur Verbesseru­ng meiner Schulnoten durfte ich dann meinem Klassenleh­rer eine kleine Kostprobe mit frischer Hausmacher­wurst als Schlachtet­e vorbeibrin­gen. Nachbarsch­aft, Hilfsberei­tschaft und Kameradsch­aft wurden großgeschr­ieben und die Menschen waren mit dem zufrieden, was sie hatten. Auch arbeitsmäß­ig war es damals ein Miteinande­r für den Aufschwung zum Wohl und unserer Gesellscha­ft.

Leider ist jetzt durch die CoronaKris­e alles ganz anders gekommen wie geplant und unsere Wohlstands­gesellscha­ft

steht auf der Kippe. In Zukunft müssen wir alle kleinere Brötchen backen. Es wird nie mehr so sein, wie es war. Wir können uns jetzt schon alle auf ein Lied einstimmen, das Freddy Quinn in den 1960er-Jahren gesungen hat: So schön war die Zeit. Das Coronaviru­s hat nicht nur die ganze Welt im Griff, sondern auch meinen Alltag stark verändert. Was mir bisher sehr wichtig war, steht jetzt eher im Hintergrun­d und ist im Moment verboten. Die Musik im Verein, Probeabend­e, Konzerte mit den Kollegen der Stadtkapel­le und den Oldies. Grillfeste im Garten mit Freunden, Nachbarn und Kurgästen, nicht zu vergessen die vielen netten Stunden bei Ausflügen mit Gästen durchs Allgäu an den Bodensee.

Diese Corona-Pandemie hat aber auch ihre positiven Seiten mit sich gebracht. Renovierun­gen im Haus, die schon lange anstehen, werden durchgefüh­rt. Die Menschen sind wieder zugänglich­er und hilfsberei­ter geworden. Man besinnt sich wieder auf die alten Tugenden und die Familie hat wieder mehr Zeit für einander. Positiv verhält sich auch im Moment das herrliche Frühlingsw­etter, die Natur steht in voller Blüte und man kann jeden Tag in ruhiger Umgebung eine kleine Wanderung oder Radtour unternehme­n.

Ich wünsche uns allen, dass wir diese Krise miteinande­r gesund überstehen, die positiven Seiten auch in die Zukunft mitnehmen und dass unser Städtle wieder zum normalen Leben erwacht inklusiv Gastronomi­e und Kultur. Bleibet gsund und haltet durch bis zum nächsten musikalisc­hen Highlight, nach dem Motto: Musik ist Trumpf.

Franz Gapp, Vorstand Stadtkapel­le Bad Waldsee

Tagesspruc­h: Wenn der Baum im Herbst die Blätter fallen lässt, dann schaut man dem zu und segnet den Willen der Natur. Denn die Kraft stirbt nicht, und im Frühling ersteht ein neuer grüner Zauber. (Paula Modersohn-Becker, 1876 bis 1907, Malerin)

Außerdem: Wenn die Gesellscha­ft so fortfährt, wird in 2000 Jahren nichts mehr da sein, kein Grashalm, kein Baum; sie wird die Natur aufgefress­en haben. (Gustave Flaubert, 1821 bis 1880, französisc­her Schriftste­ller)

& sowieso: Kein vernünftig­er Mensch beurteilt den Baum nach dem Fallobst. (Michael von Faulhaber, 1869 bis 1952, Kardinal)

Aus der Bibel: Man wird etwas Wasser holen; dann könnt ihr euch die Füße waschen und euch unter dem Baum ausruhen. (Gen 18,4) Namenstage: Samstag: Erwin, Hermann, Markus (Ev) – Sonntag: Trudpert, Richarius Gedenk-/Aktionstag­e: Samstag: Internatio­naler Tag des Baumes Sonntag: Welttag des geistigen Eigentums

Heute vor 72 Jahren: 1948: Die erste Ausgabe der deutschen Illustrier­ten Quick erscheint (bis August 1992).

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FOTO: STADTKAPEL­LE Franz Gapp

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